Positionspapier Quantentechnologien: Expertinnen und Experten wünschen sich mehr Fokus bei der Forschungspolitik
(Frankfurt am Main) - Führende Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Industrie machen Vorschläge für eine bessere Forschungs- und Innovationsförderung. Vorgestellt wird das Positionspapier in dieser Woche im Rahmen des MikroSystemTechnik Kongress 2025.
Führende Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Quantentechnologien wünschen sich in einem Positionspapier eine kohärentere und fokussiertere Forschungspolitik. In dem vom VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik veröffentlichten Papier, das in dieser Woche auf dem MikroSystemTechnik Kongress 2025 in Duisburg präsentiert wird, geben die Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Industrie sieben Impulse dazu:
• Eine gemeinsame Vision entwickeln und mit Roadmaps untermauern
• Ökosysteme und Infrastruktur ausbauen
• Forschungs- und Innovationsförderung effizient gestalten
• Wettbewerb um die besten Köpfe gewinnen
• Anwendung in den Mittelpunkt stellen und Anwendende aktiv heranführen
• Internationale Normung und Standardisierung begleiten
• Quantum Initiative Deutschland aufbauen
Das Papier basiert auf Expertisen von Prof. Dr. Immanuel Bloch (Professor für Experimentalphysik – Quantenoptik, LMU München, und Direktor Max-Planck-Institut für Quantenoptik, München), Prof. Dr. Tommaso Calarco (Professor für die Theorie der Quanteninformation an der Universität Köln), Dr. Michael Förtsch (CEO Q.ANT GmbH, Stuttgart), Dr. Sebastian Luber (Senior Director for Technology & Innovation, Infineon Technologies AG), Dr. Heike Riel (IBM Fellow, Head of Science of Quantum and Information Technology, IBM), Dr. Frederick Struckmeier (beim Interview: Head of Quantum Applications Group Trumpf SE + Co. KG, derzeit: PioneerLight Technology GmbH), Dr. Thomas Strohm (Chief Expert für Quantentechnologien in der Bosch Forschung am Standort Renningen, Robert Bosch GmbH, und Vice President European Quantum Industry Consortium), Prof. Dr. Jörg Wachtrup (Head of Department 3rd Physics Institute, Uni Stuttgart, und Head of Center for Applied Quantum Technology an der Uni Stuttgart) sowie Prof. Dr. Andreas Tünnermann (Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena und Direktor des Instituts für Angewandte Physik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena).
Vorstellung auf dem MikroSystemTechnik Kongress 2025
Vorgestellt wird das Positionspapier am Dienstag, 28. Oktober 2025, auf dem MikroSystemTechnik Kongress (MST Kongress) 2025 in der Mercatorhalle Duisburg. Vom 27. bis 29. Oktober treffen sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Industrie und Politik bei dem zentralen Forum für Mikrosystemtechnik im deutschsprachigen Raum. Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wandel durch Fortschritt“. Organisiert wird sie von der VDE/VDI Gesellschaft Mikroelektronik, Mikrosystem- und Feinwerktechnik (VDE VDI GMM) und der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH (VDI/VDE-IT).
Mehr Informationen zum MST Kongress finden Sie hier: https://www.mikrosystemtechnik-kongress.de/de
Die sieben Impulse im Einzelnen
„Die Quantentechnologien machen derzeit erkennbare Fortschritte. Aber der Weg zu erfolgreichen (Massen-) Produkten ist lang. Wir brauchen einen langen Atem“, heißt es in dem Positionspapier. Doch Beispiele aus der Vergangenheit – wie die Laserlithografie und Photonik – zeigen, dass sich lange Wege lohnen können. Doch dazu braucht es aus Sicht der Expertinnen und Experten eine von der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft gemeinsam getragene Roadmap, die den Weg weist – und zwar zu einer ebenfalls gemeinsam getragenen Vision.
Basierend auf Vision und Roadmap sollten dann nach Ansicht der Expertinnen und Experten die vorhandenen international erfolgreichen regionalen Quanten-Ökosysteme aus Wissenschaft und (jungen) Unternehmen und deren Infrastruktur hierzulande gezielt ausgebaut werden. „Das heißt zum Beispiel, dass darin geförderte Hightech-Infrastrukturen nach festgelegten Regeln auch für andere Projekte niederschwellig zugänglich sind. So können wir Investitionsmittel effizient einsetzen.“, fasst Dr. Thomas Becks zusammen, der für den VDE die Erkenntnisse und Impulse aggregiert und das Positionspapier redaktionell betreut hat.
Insgesamt müsse die Forschungs- und Innovationsförderung durch solche und ähnliche Maßnahmen effizienter werden. Bislang sei es zu oft der Fall, dass unterschiedliche Ministerien nur in loser Verbindung zueinander Förderprojekte aufsetzen, dass Hard- und Software nicht integriert gedacht würden und dass insgesamt eine verlässliche Linie fehle. Stattdessen brauche es eine Förderung aus einem Guss.
Nicht vergessen dürfe man zudem, dass Deutschland und seine Ökosysteme für Quantentechnologien im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe aus Wissenschaft, Forschung und Innovation steht. „Wissen ist Deutschlands einzige natürliche Ressource“, heißt es dazu in dem Papier. Deutschland müsse als Studienort für ausländische Studierende attraktiv bleiben – und für Forschende die Voraussetzungen verbessern.
In Deutschland sollte die Anwendungsforschung stärker gefördert werden, regen die Expertinnen und Experten an. „Die Technologie lässt sich oft noch nicht adaptieren und kann sich so nicht beweisen“, fasst Dr. Thomas Becks vom VDE zusammen. Dadurch werde die Praxisrelevanz oft nicht klar. Im Positionspapier werden Veranstaltungsideen erwähnt, bei denen sich Anwender- und Technologieunternehmen an einen runden Tisch setzen. Anwendende erfahren so aus erster Hand über unterschiedliche technologische Möglichkeiten und deren Perspektiven. So etwas kann einfach umgesetzt werden.
Damit Quantensensoren und -computer auch mit bestehenden IoT-Systemen und Computerarchitekturen zusammenarbeiten können, müssen Standards und Normen früh mitgedacht werden. Große Unternehmen mit fortgeschrittenen Produktentwicklungen versuchen schon, erste Standards zu setzen, was einer Quasi-Standardisierung durch Marktmacht gleichkomme. Deutschland müsse ein waches Auge auf diese Entwicklungen sowie auf entsprechende Ansätze aus China werfen. Denn: Wer Standards prägen kann, hat Wettbewerbsvorteile.
Um diesen Impulsen mehr Nachdruck zu verleihen, regen die Expertinnen und Experten den Aufbau einer Quantum Initiative Deutschland an. Dort sollen Wissenschaft (Universitäten, Forschungsverbünde, Forschungs- und Technologieeinrichtungen), Industrie (Startups, KMU, mittlere und große Firmen) und Beratungsunternehmen und Risikokapitalgeber zusammenarbeiten. „Zu oft wird in Deutschland versucht, neue Querschnittsthemen wie die Quantentechnologien in bestehende Strukturen zu integrieren“, heißt es in dem Positionspapier. „Die Gründung einer Quanteninitiative Deutschland, die schnell in die fachlich-inhaltliche Arbeit einsteigt, ist ein sinnvoller Weg, unseren Wirtschaftsstandort zu stärken und schnell und effizient den Weg von der Grundlagenforschung in die Anwendung zu finden.“
Quelle und Kontaktadresse:
VDE - Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Merianstr. 28, 63069 Offenbach am Main, Telefon: 069 63080
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen


