Pressemitteilung | Deutsche Kinderhilfe - Die ständige Kindervertretung e.V.

Positive Signale aus der Politik / Deutsche Kinderhilfe unterstützt Forderungen nach Einsatz von Gutscheinen: erste Anzeichen für einen Paradigmenwechsel

(Berlin) - Die Deutsche Kinderhilfe unterstützt ausdrücklich den Vorstoß der FDP, die nächste Kindergelderhöhung in Form von Bildungsgutscheinen auszuzahlen. Dies ist ein erster vorsichtiger Schritt, eines der letzten großen sozialpolitischen Tabus - die Bargeldförderung mit der Gießkanne - in Deutschland anzugehen. Die schon fast als Ritual zu bezeichnenden heftigen und unsachlichen Reaktionen der Sozialverbände verdeutlichen, dass die reine Baralimentation von Familien in Deutschland nach wie vor eine heilige Kuh ist.

Die Differenzierung zwischen vermeintlich gutem und schlechtem Bargeld offenbart die Unehrlichkeit der Debatte. Während das Beutreuungsbargeld von den Verbänden heftig abgelehnt wurde, da dieses Geld nicht den Kindern nütze und von den Eltern verkonsumiert würde, ist Kindergeld anscheinend "gutes" Bargeld, welches selbstverständlich nur den Kindern zugute kommt.

Die in Deutschland einseitig auf finanzielle Aspekte reduzierte Kinderarmut darf nicht länger instrumentalisiert werden. Rund 2 Millionen Kinder in der Bundesrepublik leben unterhalb der offiziellen Armutsgrenze und gelten daher als "arm". Diese Form der Armut erfasst aber nur rein finanzielle Aspekte. Dem entsprechen die Lösungsansätze, die von großen Sozialverbänden gefordert werden: mehr Geld für Familien, Erhöhung des Kinderzuschlages, mehr Kindergeld, erhöhte Schulzuschläge oder gar eine einkommensunabhängige Grundsicherung für jedes Kind.

Kinderarmut bedeutet Armut an gesellschaftlicher Teilhabe, Armut an guter Ernährung, Armut an Bildung, an Musik, an Sport, an Sprache und an sozialen Kompetenzen. Kinderarmut ist zudem immer Familienarmut und darf nicht losgelöst von der Debatte um den Zustand der Kinder- und Jugendhilfe betrachtet werden. Bargeld stellt keine Erziehungskompetenz her und kann kein Verantwortungsbewusstsein vermitteln. Daher ist der pauschale Bargeldtransfer der falsche Weg, um Kindern langfristige Perspektiven zu eröffnen. Eltern werden dadurch nicht unter Generalverdacht gestellt, es geht um einen Umbau der Förderung. Nicht mehr Geld, sondern gezielte Förderung ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn beispielsweise Musikschulen, Sportvereine, Schwimmbäder oder Freizeitparks für Familien kostenlos sind, wenn Kinder in Schulen gesund kostenfrei ernährt werden, dann gibt es keinen Grund für hohes Kindergeld oder erhöhte Kinderzuschläge.

Die Umstellung auf ein Gutscheinsystem und der Ausbau flächendeckender kommunaler kostenloser Förderangebote wäre daher ein mutiger und richtiger Schritt. So könnten Kinder, die sonst diese Chance nicht erhalten, kostenlos Sport treiben, musizieren, Sprachförderung erhalten und Sozialkompetenzen erwerben und so einen Weg aus der Armut finden. So erhält ausnahmslos jedes Kind die Lebensperspektive, die es verdient.

"Eltern werden nicht entmündigt oder gegängelt, denn es ist kein Unterschied, ob diese die Förderung ihrer Kinder kaufen müssen oder ob eine Infrastruktur bereit gestellt wird, in denen Förderangebote durch Gutscheine kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Bei den mit der Lebenssituation und der Erziehung ihrer Kinder überforderten Eltern bewirkt ein Systemumbau jedoch einen echten Fortschritt", so RA Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V. Julia Gliszewska, Sprecherin des Vorstandes Schiffbauer Damm 40, 10117 Berlin Telefon: (030) 24342940, Telefax: (030) 24342949

NEWS TEILEN: