Pressemitteilung |

Pressestatement Dipl.-Ing. Eberhard Bauer / Präsident des Bundesverbandes Deutsche Beton- und Fertigteilindustrie e.V., Bonn, anlässlich der Jahrespressekonferenz des BDB am 14. Februar 2006 in Neu-Ulm

(Bonn) - Sehr geehrte Damen und Herren, als Präsident des Bundesverbandes Deutsche Beton- und Fertigteilindustrie möchte ich Ihnen anlässlich unserer Jahrespressekonferenz einige aktuelle Branchenentwicklungen aufzeigen. Die Auftragseingänge in der Bauwirtschaft Deutschlands sind 2005 um etwa 3 Prozent gesunken, wobei deutlichere Rückgänge bei Inlandsaufträgen durch Auslandsaufträge ausgeglichen werden konnten. Für die Beton- und Fertigteilindustrie – die aufgrund ihrer eher regionalen Distribution weit weniger Kompensationsmöglichkeiten besitzt - prognostizieren wir einen Rückgang des Umsatzvolumens um ca. 5 Prozent. Dies ist für uns ein durchaus noch bemerkenswertes Ergebnis, da durch ein witterungsbedingt sehr schlechtes erstes Quartal 2005 die Halbjahresergebnisse noch ein Minus von 16 Prozent auswiesen. Die Rahmendaten der Branchenentwicklung finden Sie in der Pressemappe.

Der Umsatzrückgang beinhaltet leider auch einen weiteren Preisverfall, der sich in unserer sehr heterogenen Branche an einigen Beispielen darstellen lässt: Im Hochbau stehen wir im Preiswettbewerb mit Ortbeton, der heute oftmals als die billigste Lösung angesehen wird. Mit dem Einzug der Subunternehmerkolonnen aus Osteuropa auf Deutschlands Baustellen war auch eine teilweise Rückkehr weg von moderner, automatisierter Vorfertigung hin zur archaisch-händischen Bauweise verbunden. Hier wollen wir künftig auch in unserer Branchenarbeit noch stärker die Vorteile der Vorfertigung herausstellen: zuverlässige Produktion ohne Witterungseinflüsse, flexible Fertigung durch Computertechnologie und Automatisierung, schnelle Montage auf der Baustelle, hochwertige, gleichbleibende Qualität durch ständige Eigen- und Fremdüberwachung. Gleichzeitig müssen wir Tragwerksplaner und Architekten noch stärker für das Planen und Denken in Fertigteilen sensibilisieren, einer Aufgabe, der wir uns bei den 50. BetonTagen mit bemerkenswerter Resonanz stellen.

Im Tiefbau entsteht bei hochwertigen Pflaster- und Plattenbelägen ein zunehmender Wettbewerb mit Naturstein-Importware aus Fernost. Auch hier müssen Fachzielgruppen und Endverbraucher auf die Qualitätsvorteile von Betonsteinen hingewiesen werden. Der Betonstein als der gestaltete Naturstein, der seine natürlichen Bestandteile ökologisch sinnvoll aus der nahen Umgebung ohne lange Transportwege bezieht und der sich in Form, Farbe und Oberflächengestaltung ganz an den Kundenwünschen orientiert, kann auch mit seinem über Jahrzehnte etablierten Qualitätssicherungssystem deutliche Wettbewerbsvorteile herausstellen. Auch die Branchenarbeit im Marketing wurde ja im letzten Jahr durch die Gründung der BetonMarketing Deutschland auf eine neue Basis gestellt, so dass wir künftig zentral und regional nicht nur technische, sondern zunehmend kommunikative Stärke im Markt entwickeln können.

Welche Trendthemen sehen wir als Bundesverband und wie stellen wir uns darauf ein?
Mit der demographischen Entwicklung müssen wir den Herausforderungen des Wohnens im Alter begegnen. Dies bedeutet jedoch nicht allein einen steigenden Bedarf an Alten- und Pflegeheimen, da zurecht viele im Alter ein solches Ghetto-Wohnen ablehnen. Gleichzeitig zeichnet sich ein Trend weg von der Peripherie zurück in urbane Bereiche mit funktionierender Infrastruktur ab. Der hochwertige Geschosswohnungsbau bietet hier Wachstumspotenzial. Beton als Baustoff kann dabei besonders gut seine Vorteile ausspielen: sehr guter Schallschutz für Ruhe und Entspannung, gutes Wohnklima und gute Wärmespeichereigenschaften, einzigartiger Brandschutz gerade im Vergleich zu Leichtbauweisen wie Holz oder Stahl. Unsere Kommunikation im Hochbau muss sich deshalb noch stärker auf diese Themen fokussieren.
Vorgefertigte Betonbauteile haben sich in anderen europäischen Ländern bereits Marktfelder erobert, die in Deutschland von zum Teil überholten Vorschriften und Denkbarrieren behindert werden. Der Brückenbau bietet Entwicklungschancen, dort können wir von europäischen Erfahrungen profitieren. Gleichzeitig bieten neue Betontechnologien die Möglichkeit leichterer Konstruktionen, was uns in manchen Bereichen erst in den Wettbewerb zu Stahl und Holz bringt. Wir widmen deshalb einen Programmschwerpunkt diesem Thema.

Im Verkehrswegebau bieten Betongleitwände durch ihre Stabilität und Langlebigkeit in den Augen vieler Fachleute ein deutliches Plus an Sicherheit und einen großen Vorteil in den Unterhalts- und Gesamtkosten. Ein interessantes Feld, bei dem unser Baustoff in einen bisher monopolistisch strukturierten Stahlmarkt einbrechen konnte. Die Initiative Betonschutzwand der führenden Hersteller klärt hier mit entsprechenden Medien und Veranstaltungen auf.

Der Verband selbst hat im letzten Jahr seine Organisationsstruktur auf die neuen Herausforderungen ausgerichtet. Die Bundesfachvereinigungen betreuen im BDB den Bereich der Technik, die Regionalverbände leisten den Transfer der Ergebnisse in die Region und in Abstimmung mit den BetonMarketing-Organisationen hin zu den Zielgruppen. Daneben bieten sie die Zentralbetreuung in wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen für alle Mitglieder an. Diese Aufgabenteilung vermeidet Doppelarbeit und sichert Ressourceneffizienz.

Immer stärker an Bedeutung gewinnen europäische Fragen. Im Rahmen des europäischen Spitzenverbands BIBM arbeiten deshalb Fachexperten aus Technik und Marketing in den europäischen Gremien, um im gegenseitigen Austausch von den Erfahrungen der europäischen Kollegen zu profitieren, aber auch um eigene Vorstellungen im Sinne der Mitgliedsfirmen einbringen zu können. Bei den BetonTagen sind zahlreiche Kollegen aus dem Ausland präsent, die Ihnen sicher gerne auch während des Kongresses Auskunft geben.

Herzlichen Dank !

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutsche Beton- und Fertigteilindustrie e.V. (BDB) Pressestelle Schloßallee 10, 53179 Bonn Telefon: (0228) 954560, Telefax: (0228) 9545690

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