Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Produktiver Unruhestifter scheidet aus dem Amt / BLLV-Präsident Albin Dannhäuser zieht positive Bilanz seiner Amtszeit / 23 Jahre lang erster Anwalt von Lehrer/innen und Erzieher/innen in Bayern

(Würzburg) - In seiner Abschiedsrede vor rund 550 Gästen und Delegierten hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Danhäuser, eine positive Bilanz seiner 23jährigen Amtszeit gezogen. Bei der 51. Landesdelegiertenversammlung des BLLV in Würzburg hielt er fest: „Der BLLV hat produktive Unruhe gestiftet und durch ständiges Antreiben Verbündete gefunden. Gemeinsam wurde die bildungspolitische Lethargie überwunden. Heute erkennen Politik und Öffentlichkeit die herausragende Bedeutung von Bildung und Erziehung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft an.“ Angesichts der sich zuspitzenden Situation ist dies auch bitter nötig: Pro Schuljahr verlassen über 14.000 Schüler das Gymnasium wieder, von den Realschulen wechseln knapp 6.000 Schüler an die Hauptschule, 4,1 % aller Schüler wiederholen eine Klasse. Über 10.000 gehen ohne Abschluss von der Schule. „Die soziale Zeitbombe tickt. Es gibt keine andere Wahl als schnell und konsequent zu handeln.“ Es besteht die akute Gefahr, dass sich vor allem bei ausländischen Jugendlichen ein gesellschaftlich explosives Gemisch zusammenbraut aus Schulversagen, beruflicher Ausweglosigkeit, und sozialen Demütigungen. Für den BLLV war und sind gleiche Bildungschancen der entscheidende Beitrag zur gesellschaftlichen Integration und sozialen Balance.“ Der BLLV kämpft - getreu dem Motto seiner 51. Landesdelegiertenversammlung für „Bessere Bildung für alle“ und leitet daraus entsprechende Konsequenzen für die Bildungs- und Berufspolitik ab.

Dannhäuser bezeichnete die Befunde vorliegender Bildungsstudien als
beschämend: „Die Bildungschancen sind ungleich, sie hängen ab von der sozialen, ethnischen und regionalen Herkunft eines Kindes. In Schulen und Bildungseinrichtungen bündeln sich Probleme der Gesellschaft wie in einem Brennglas. Familien zerbrechen, Gegensätze von Arm und Reich verschärfen sich, jedes fünfte Kind ist seelisch krank, jeder zweite Lehrer wird bedroht oder beleidigt. Die Lern- und Arbeitsbedingungen in Schulen und Kindergärten sind belastend. Gruppen und Klassen sind zu groß. Das Bildungswesen ist unterfinanziert. Während die Industrieländer im Jahr 2006 durchschnittlich 5,7% ihres Brutto-Inlands-Produkts in Bildung investierten, waren es in Deutschland nur 5,3%.“

Das Ziel des BLLV heißt daher: „Bessere Bildung für alle“ - Jedes Kind hat ein Recht auf gleiche Bildungschancen unabhängig davon, ob es aus einer Akademikerfamilie stammt oder aus einer Arbeiterfamilie, ob es in wohlhabenden oder armen Verhältnissen lebt, ob es deutscher oder ausländischer Herkunft ist, ob es in einer Großstadt oder auf dem Land lebt. „Die Politik muss Bildungsqualität sicher stellen, sie darf keine Bildungsstufe vernachlässigen, sie muss Sorge dafür tragen, dass alle Kinder und Jugendlichen gefördert statt ausgelesen werden und muss die Profession der Erzieher und Lehrer stärken“, forderte Dannhäuser.

Waren bei Dannhäusers Amtsantritt vor 23 Jahren die Zeiten vergleichsweise „mager und dürr, die Diskussion über die Schule wegen fruchtloser Ideologiekämpfe verbrannt“, konnten in den folgenden Jahren unter seiner Führung sichtbare Fortschritte erreicht werden. Zu den Erfolgen zählte Dannhäuser die Einführung des zehnten Schuljahres an Hauptschulen, den Ausbau der frühen Förderung und eines bedarfsgerechten Angebots an Ganztagsschulen - „hält man die Diskussion der 80er Jahre dagegen, so ist dies als familienpolitischer Quantensprung zu bezeichnen.“ Umgesetzt wurde auch die Forderung nach mehr Sozialpädagogen an Schulen, „allerdings in Trippelschritten.“ Durchgesetzt hat sich der vom BLLV entwickelte Reformansatz der „inneren Schulentwicklung“. Die universitäre Lehrerbildung befindet sich im internationalen Vergleich auf hohem Niveau. Der BLLV setzte sich erfolgreich für die Beibehaltung des Staatsexamens ein. Dannhäuser:

„Bildung ist heute ein beherrschendes Thema. In den Schulen und Kindergärten, in der Schulverwaltung und in den Hochschulen haben wir den Eindruck, dass sich zurzeit jeder danach drängt, uns zu unterstützen.“ Der BLLV-Präsident bezeichnete die aktuelle schul- und bildungspolitische Phase als „mindestens spannend“. Ministerpräsident Stoiber erklärte erst vor wenigen Wochen Bildung zum „Megathema des 21.
Jahrhunderts“ und kündigte ein „Milliardenprojekt“ an. Der vor wenigen Tagen abgehaltene Hauptschulgipfel „weckte viele Erwartungen“.

Dannhäuser verabschiedete sich von seinem Amt als BLLV-Präsident mit den
Worten: „ Es war mir vergönnt, 23 Jahre lang an der Spitze der größten Lehrerorganisation in Deutschland zu stehen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich dazu beitragen durfte, der mächtigen Idee von Bildung und Erziehung eine Stimme zu geben und erster Anwalt der Lehrer und Erzieher im BLLV zu sein. Der BLLV hat mir das Vertrauen geschenkt, seine historische Vision an vorderster Stelle weiter zu tragen: die Bildung und Erziehung aller jungen Menschen zu verbessern, die pädagogischen Professionen zu stärken und ihre Würde zu schützen. Diese Aufgabe ist sinnstiftend und menschlich erfüllend.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Andrea Schwarz, Pressereferentin Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

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