Pressemitteilung | DPtV e.V. - Deutsche PsychotherapeutenVereinigung

Psychotherapie: Suchtbehandlung ohne Behandlung der psychischen Grundstörung ist wirkungslos

(Berlin) - Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) begrüßt, dass der neue Fehlzeitenreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf den Zusammenhang von Arbeitsverhältnissen, Arbeitsbedingungen, psychischen Belastungen und dem Suchtmittelkonsum als untaugliche Bewältigungsstrategie hinweist. Die Arbeitswelt ist dabei jedoch nicht nur Co-Produzent von Suchterkrankungen, sondern gleichzeitig auch Opfer dieser Erkrankungen. Der jährliche volkswirtschaftliche Schaden beträgt allein bei der Alkoholsucht 26,7 Milliarden Euro. Ein Ausbau der betrieblichen Gesundheitsförderung, wie es das geplante Präventionsgesetz vorsieht, ist notwendig. Eine rechtzeitig in Anspruch genommene psychotherapeutische Kompetenz kann kostenträchtigen kurativen Behandlungen vorbeugen.

Erhöhter Suchtmittelkonsum ist häufig bereits ein Indiz für psychische Erkrankungen. Wenn Prävention ausblieb oder nicht wirksam war, wenn also bereits eine Suchtmittelabhängigkeit vorliegt, ist eine psychotherapeutische Behandlung in den meisten Fällen eine unabdingbare Voraussetzung für einen nachhaltigen Behandlungserfolg. Denn sehr oft liegen den Abhängigkeitserkrankungen psychische Störungen zugrunde, z.B. soziale Phobien oder Depressionen. Ohne eine Behandlung der Grundstörung ist eine Suchtbehandlung unvollständig und nicht anhaltend erfolgreich. "Auf diese Zusammenhänge weist der AOK-Report leider nicht hin" sagt Dipl.-Psych. Dieter Best, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung. "Gerade bei Suchtkrankheiten ist die Hemmschwelle, sich in psychotherapeutische Behandlung zu begeben sehr hoch, weil sie mit viel Scham verborgen wird. Es sind deshalb neben der klassischen psychotherapeutischen Behandlung auch niedrigschwellige Beratungsangebote notwendig. Die Betroffenen müssen oft erst für eine psychotherapeutische Behandlung motiviert und aufgeklärt werden."
Derzeit sind die Behandlungsmöglichkeiten der Psychotherapeuten im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht auf die neuen Herausforderungen eingestellt. Die DPtV hat Vorschläge für Reformen erarbeitet, z.B. um den niedrigschwelligen und raschen Zugang zum Psychotherapeuten zu verbessern. Sie hofft, dass die Gesetzlichen Krankenkassen diese Vorschläge aufgreifen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e.V. (DPtV) Pressestelle Am Karlsbad 15, 10785 Berlin Telefon: (030) 235009-0, Fax: (030) 235009-44

(cl)

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