Rabattgesetz fällt, aber wann?
(Berlin) - Zur Zustimmung des Bundesrates am 13. Juli 2001 zur ersatzlosen Aufhebung von Rabattgesetz und Zugabeverordnung erklärte jetzt in Berlin der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Stefan Schneider:
Leider können sich Handel und Verbraucher nicht auf einen exakten Termin für die einschneidenden Rechtsänderungen einstellen, die die ersatzlose Streichung von Rabattgesetz und Zugabeverordnung mit sich bringen. Abhängig von den Reiseplänen der zur Unterschrift verpflichteten Minister, des Kanzlers und des Bundespräsidenten ist mit dem Inkrafttreten der Aufhebungsgesetze in etwa drei Wochen zu rechnen. Ein unglückliches Timing, da der Startschuss in die neue Ära des Wettbewerbsrechts damit ausgerechnet in die Zeit des Sommerschlussverkaufes fallen dürfte.
Durch die neuen Wettbewerbsfaktoren Rabatte und Zugaben wird im Einzelhandel der Preiswettbewerb insgesamt weiter zunehmen. Der orientalische Basar wird zwar nicht Einzug halten, aber der Preisauftritt des Handels wird sich für die Kunden deutlich wahrnehmbar verändern. Zugaben werden vermutlich eine wesentlich größere Rolle spielen als Rabatte, die nicht beliebig gegeben und ständig erhöht werden können. Das wird Auswirkungen auf die Struktur im Einzelhandel haben. Die Konzentrationsspirale wird sich weiter drehen. Konzernweite beziehungsweise -übergreifende Rabatt- und Bonussysteme auf der Basis von Kundenkarten werden zur Kundenbindung noch stärker eingesetzt werden. Die vom Gesetzgeber abgelehnte Eingrenzung der Sogwirkung solcher Systeme, die von gestaffelten Jahresumsatzrabatten ausgeht, könnte sich schon bald negativ auf die Vielfalt im Einzelhandel auswirken, weil hierbei die kleineren Geschäfte benachteiligt sind.
Hier wird sich allerdings der Grundsatz "der Schnelle schlägt den Langsamen" in besonderer Weise bewahrheiten, denn es droht eine Marktverstopfung durch immer mehr Kundenkarten in den Brieftaschen der Verbraucher. Der HDE empfiehlt deshalb insbesondere den hunderttausenden von mittelständischen Facheinzelhändlern, wenn möglich in ihrer Stadt oder Region zusammen zu arbeiten, um mit einem eigenen Kundenbindungsinstrument die Kaufkraft in der Stadt oder Region zu halten oder zu stärken. Damit wären dann für diese Händler zukünftig auch diejenigen Kunden erreichbar, die ihre Kaufentscheidung auch von dem "Plus" auf ihrem persönlichen Bonus-, Punkte- oder Meilenkonto abhängig machen wollen. Handel und Kunden bleiben aufgefordert, über allen neuen Möglichkeiten nicht die eigentlichen Qualitätskriterien für Einkaufsstätten wie Kundennähe, Flexibilität, Qualität und Service zu vernachlässigen.
Quelle und Kontaktadresse:
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e.V. (HDE)
Am Weidendamm 1a
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