"Reden ist Silber, Handeln ist Gold" / Bildungsgewerkschaft zur "Aktuellen Stunde" des Bundestages zum Wissenschafts-Nachwuchs
(Frankfurt am Main/Berlin) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt, dass der Bundestag die durch das "Templiner Manifest" angestoßene Debatte über die prekäre Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland aufgreift. Zugleich regte die Bildungsgewerkschaft konkrete Maßnahmen an, um die Beschäftigungsbedingungen und Berufsperspektiven in Hochschule und Forschung zu verbessern. "Der Bundestag sollte endlich seinen Beitrag dazu leisten, dass gute Wissenschaft und gute Arbeit zwei Seiten einer Medaille werden. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wehren sich zu Recht dagegen, dass die Anforderungen in Forschung und Lehre ständig steigen, die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit aber kontinuierlich verschlechtert werden. Deshalb haben inzwischen mehr als 4.000 Menschen das von der GEW vorgelegte `Templiner Manifest´ für die Reform von Personalstruktur und Karrierewegen in Hochschule und Forschung unterzeichnet", sagte das für Hochschule und Forschung verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller.
Er unterstrich, dass der Bund auch im deutschen Bildungsföderalismus über eine Reihe Kompetenzen verfüge, mit deren Einsatz sich die Situation der jungen Wissenschaftler enorm verbessern lasse. "Als ersten Schritt sollte der Bundestag die Tarifsperre im Wissenschaftszeitvertragsgesetz streichen. Diese untersagt Arbeitgebern und Gewerkschaften, Regelungen zur Befristung von Arbeitsverträgen mit wissenschaftlichen Mitarbeitern zu vereinbaren. Sehr viel besser als der Bundestag könnten die Tarifpartner sachgerechte Befristungsregelungen für Hochschulen und Forschungseinrichtungen aushandeln, um den zu hohen Anteil befristeter Beschäftigungsverhältnisse zu senken", sagte der GEW-Hochschulexperte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts für 2008 sind 87 Prozent der wissenschaftlichen Angestellten befristet beschäftigt.
Darüber hinaus solle der Bundestag darauf bestehen, dass in gemeinsamen Bund-Länder-Programmen zur Forschungsförderung oder zum Ausbau der Hochschulen Anreize für stabile Beschäftigungsverhältnisse gegeben werden. "Unter dem Hire-und-Fire-Prinzip in der Wissenschaft leiden auch Kontinuität und Qualität der Arbeit in Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanagement. Wer exzellente Forschung möchte und die Qualität der Lehre steigern will, muss Wissenschaftlern attraktive Beschäftigungsbedingungen und berechenbare Karrierewege bieten. Der Bund sollte daher die Vergabe von Mitteln für Forschung und Lehre etwa im Rahmen der Exzellenzinitiative oder des Hochschulpakts mit der Auflage verbinden, dass die Hochschulen einen Mindestanteil der vom Bund finanzierten Stellen mit unbefristet Beschäftigten besetzen", betonte Keller.
Info: Auf Antrag der SPD-Fraktion befasst sich der Deutsche Bundestag heute (2. Dezember 2010) in einer "Aktuellen Stunde" mit "fehlende Aktivitäten der Bundesregierung hinsichtlich der Zukunftsängste des wissenschaftlichen Nachwuchses".
Als Ergebnis ihrer Wissenschaftskonferenz "Traumjob Wissenschaft" im September 2010 in Templin (Brandenburg) hat die GEW das "Templiner Manifest" mit zehn Eckpunkten für die Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung vorgelegt. Weitere Informationen im Internet unter: www.templiner-manifest.de. Hier kann das Manifest auch online unterzeichnet werden. Mitglieder von drei Bundestagsfraktionen haben das Manifest bereits unterschrieben.
Wesentliche Kritikpunkte des "Templiner Manifests" werden durch die Studie "Wissenschaftliche Karrieren" bestätigt, die die Hochschul Informations System GmbH Anfang der Woche vorgelegt hat: www.his.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201
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