Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Rekord im Ausland / Investitionsschwäche im Inland / Großanlagenbau erzielt höchsten Auftragseingang seit 1993

(Frankfurt am Main) – “Mit einem Auftragseingang von 17,4 Milliarden Euro im Jahr 2004 erzielten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) das höchste Bestellvolumen der vergangenen Dekade”. Dies teilte Dr. Wolfgang Essig, Sprecher der AGAB, anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Lageberichts am Montag in Frankfurt mit. In Relation zu 2003 ergibt sich ein Wachstum um eine Milliarde Euro (plus sieben Prozent). Die Zahl der Beschäftigten lag im Inland unverändert bei 53.000 Mitarbeitern.

Auslandsnachfrage boomt – Inlandsgeschäft kraftlos
“Getragen hat die positive Entwicklung die sehr hohe Auslandsnachfrage, die mit 14,3 Milliarden Euro einen Rekordwert erreichte”, erklärte Essig. Die Exportquote stieg auf 82 Prozent (2003: 75 Prozent). Im Mittelpunkt des Auslandsgeschäfts standen Regionen mit umfangreichen Rohstoffvorkommen oder Bedarfszuwächsen an Energie und Grundstoffen.

Hingegen sanken die Aufträge aus dem Inland deutlich um 22 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Auch für 2005 erwartet der Großanlagenbau dort keine nachhaltige Belebung. “Die Gründe liegen allerdings nur teilweise in einer Sättigung des Marktes”, betont Essig. “Ursachen für ausbleibende oder ins Ausland verlagerte Investitionen unserer Abnehmer sind überdies die Betriebskosten inländischer Produktionseinrichtungen sowie unsichere Rahmenbedingungen, insbesondere in der Energiepolitik.” Hohe Kosten im Inland, starker Wettbewerbsdruck und die ungünstige Entwicklung des Dollar-Kurses zwingen auch den Großanlagenbau, Möglichkeiten zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung weiter auszuschöpfen. Dabei steht auch die Verlagerung von Wertschöpfungsanteilen an kostengünstigere Standorte im Ausland auf dem Prüfstand.

China größter Einzelmarkt
Bedeutendste Kundenregion war im Jahr 2004 der asiatisch-pazifische Raum. Die Bestellungen dieser Ländergruppe lagen bei 3,8 Milliarden Euro. Größter Einzelmarkt war dabei China mit Auftragseingängen von 2,4 Milliarden Euro. Stark gefragt waren hier Hütten- und Walzwerke, Anlagen zur Papierherstellung sowie Kraftwerke.

Umfangreiche Bestellungen kamen auch aus dem Mittleren Osten mit den Hauptabnehmern Iran und Saudi-Arabien sowie aus den Industrieländern. Im Osteuropageschäft hat sich die moderate Aufwärtsentwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt. Insgesamt meldeten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Aufträge aus 107 Ländern.

Hochwertige Anlagen weltweit gefragt
Die anhaltende Verknappung an Energie und Rohstoffen auf den Weltmärkten wird sich insgesamt positiv auf das Geschäft der AGAB-Unternehmen auswirken. Der Preisanstieg sowie höhere Einnahmen von Rohstoffeignern und Produzenten begünstigen hochwertige Anlagentypen, die von vorneherein höchsten Anforderungen an Energieeffizienz und Produktivität genügen und niedrige Lebenswegkosten aufweisen. Weiterhin sind die Unternehmen der Arbeitsgemeinschaft erfolgreich beim Einsatz innovativer Produktionsverfahren, die dem Produzenten die Verwendung alternativer Rohstoffe ermöglichen.

Wettbewerbsgerechte Politik nötig
Von der Bundesregierung erwartet der Großanlagenbau eine sach- und international wettbewerbsgerechte Politik im Hinblick auf die deutsche Hermesdeckung. Essig: “Dazu gehören insbesondere die Einhaltung zeitnaher und klarer Entscheidungsprozesse bei Deckungsentscheidungen im Interministeriellen Ausschuss, die Unterlassung einer einseitig strengeren Auslegung der OECD-Umweltleitlinien in Deutschland sowie eine hinreichende Flexibilität der Hermesdeckung bei der Absicherung ausländischer Lieferanteile.”

Produktpiraterie in China wird zum Problem
Die Belastungen durch Verletzungen gewerblicher Schutzrechte in China nehmen auch im Großanlagenbau zu. Eine VDMA-Studie hatte bereits eine generelle Betroffenheit des Maschinen- und Anlagenbaus durch Produkt- und Markenpiraterie fernöstlicher Wettbewerber gezeigt. Die Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie in China hat auch nach dem WTO-Beitritt bei weitem noch nicht den politischen Stellenwert erreicht, der geboten wäre. Trotz Fortschritten in der Rechtslegung werden Schutzrechtsverletzungen noch immer nur ungenügend verfolgt und verzerren den Wettbewerb zwischen chinesischen und deutschen Anlagenbauern erheblich. Essig: “Wir fordern die Bundesregierung daher auf, den politischen Druck auf die chinesischen Verantwortlichen auf deutscher und europäischer Ebene zu erhöhen. China muss der Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie einen höheren Stellenwert einräumen und konsequent gegen jegliche Form von Schutzrechtsverletzungen einschreiten.”

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt Telefon: 069/66030, Telefax: 069/66031511

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