Reporter ohne Grenzen verurteilt Bombardierung des irakischen Fernsehens
(Berlin) - In der Nacht vom 24. auf den 25. März bombardierten US-amerikanische Streitkräfte die gebäude des staatlichen irakischen Fernsehsehens. "Das amerikanische Verteidigungsministerium hat sich bei der Ausstrahlung der Bilder von US-amerikanischen Kriegsgefangenen auf die Genfer Konventionen berufen. Ein Fernsehsender gilt als ziviles Objekt und ist daher eindeutig durch dieselbe Konventionen geschützt. Der Vorfall erinnert an den Beschuss des arabischen Senders Al Dschasira in Kabul im Jahr 2001. Wir befürchten, dass Medien immer häufiger zum Kriegsziel deklariert werden", verurteilt Robert Ménard, Generalsekretär der internationalen Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit, den Angriff.
Das Ausmaß der durch den Luftangriff verursachten Schäden ist bisher nicht bekannt, da die irakischen Behörden den Journalisten den Zugang zu dem Gebäude verweigern. Das staatliche Fernsehen und Satellitenfernsehen gingen 45 Minuten nach dem Angriff wieder auf Sendung. Der Jugendsender Schebab TV, der dem ältesten Sohn Saddam Husseins gehört, blieb geschlossen.
In der offiziellen Stellungnahme zum Luftangriff auf die Fernsehstation heißt es, dass die Kommunikation von Saddam Hussein mit dem irakischen Volk und der Armee unterbunden werden müsse. Auch die vom irakischen Fernsehen ausgestrahlten Bilder von US-amerikanischen Kriegsgefangenen und angeblich getöteten US-amerikanischen Soldaten, wurden erwähnt.
Mit der offiziellen Erklärung der US-amerikanischen Seite wird deutlich, dass das staatliche irakische Fernsehen gezielt attackiert wurde, obwohl es durch das Völkerrecht als ziviles Gut geschützt ist.
Medien wurden bereits mehrfach mit dem Argument, sie würden Propaganda verbreiten, angegriffen. Am 23. April 1999 bombardierte die NATO den staatlichen Radio- und Fernsehsender Serbiens Radiotelevizija Srbije in Belgrad. Im Januar 2001 sprengte die israelische Armee den palästinensischen Fernseh- und Radiosender Die Stimme Palästinas in Ramallah in die Luft. Die US-amerikanische Armee bombardierte am 12. November 2001 das Gebäude des arabischen Senders Al Dschasira in Kabul.
Reporter ohne Grenzen fordert die US-amerikanischen Behörden erneut auf, lokale Medien nicht als militärische Ziele anzugreifen, auch wenn sie für Propaganda-Zwecke genutzt werden.
Reporter ohne Grenzen berichtet aktuell zur Situation der Pressefreiheit und der Journalistinnen und Journalisten im Irak unter www.rsf.org in Englisch und Französisch.
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