Pressemitteilung | Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB) - Hauptstadtbüro und Landesverbände Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

Ruf nach Pflegekräften aus Drittstaaten: Wirtschaftsminister Gabriel lenkt von Problemlösung ab

(Berlin) - Knapp daneben bleibt trotzdem ein Fehlschuss. Einen solchen leistete sich nach Ansicht des VDAB Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit seiner Behauptung, wonach Pflege zukünftig ohne Pflegefachkräfte aus dem nichteuropäischen Ausland nicht mehr möglich sei. Zwar besteht ohne Frage ein wachsender hoher Bedarf an Fachkräften in der Pflege. Der Fachkräftemangel lässt sich aber nur nachhaltig beheben, wenn sich die Arbeits- und Rahmenbedingungen für die Einrichtungen und ihre Mitarbeiter grundlegend ändern.

"Es ist unverständlich, wie sich beispielsweise Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel so äußern kann, ohne sich erst einmal darum zu bemühen, dass man hierzulande politisch seine Hausaufgaben macht", so Thomas Knieling, Bundesgeschäftsführer des Verbands Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB). Die Rahmenbedingungen für Pflege seien stark verbesserungswürdig, die Baustellen seien bekannt. "Diese reichen von der Bürokratielast bis zum fehlenden Gestaltungsspielraum für Pflegende durch ärztliche Bevormundung, ganz zu schweigen vom allgegenwärtigen Misstrauen gegenüber der ganzen Branche. An solchen Zuständen ändert keine Pflegekraft aus Nicht-EU-Ländern etwas", so Knieling.

Die unzureichenden Arbeits- und Rahmenbedingungen seien maßgeblich Grund für die geringe Attraktivität des Pflegeberufs. Eben diese gelte es aber dauerhaft zu verbessern, um einerseits alle Ressourcen innerhalb Deutschlands auszuschöpfen und andererseits auch die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zuwanderung zu schaffen. "Sonst holen wir ausländische Fachkräfte nach Deutschland, ohne dass sich am Personalmangel vor Ort mittel- und langfristig etwas ändert. Denn in der momentanen Situation werden auch ausländische Kräfte nicht lange bleiben und die Lösung sollte nicht bei denen gesucht werden, für die unsere Arbeits- und Rahmenbedingungen im Vergleich zu ihrer Heimat immer noch besser sind", so Knieling. Zudem sei die Gewinnung von Fachkräften aus dem nichteuropäischen Ausland sehr aufwendig und am ehesten lohnenswert für die großen Pflegeunternehmen. "Die kleineren, mittelständischen Betriebe haben bei solchen Initiativen einmal mehr das Nachsehen. Dabei sind sie es, die die Versorgung in der Breite, individuell und vor Ort, erst möglich machen", so Knieling.

"Ich empfehle Herrn Gabriel, sich mit der Charta der Professionellen Pflege in Deutschland vertraut zu machen. Darin findet er Belege für die Forderung nach einer anderen Sichtweise auf den pflegerischen Mittelstand. Vom Bundeswirtschaftsminister dürfen wir erwarten, dass er sich um diese Betriebe ebenso kümmert wie um Großunternehmen", so Knieling.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB), Hauptstadtbüro Pressestelle Reinhardtstr. 19, 10117 Berlin Telefon: (030) 20 05 90 79-0, Fax: (030) 20 05 90 79-19

(sa)

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