Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Russischer Bankensektor: nur Scheinerfolge nach der Krise

(Berlin) - Die Versäumnisse bei der Bewältigung der schweren Bankenkrise im Jahr 1998 haben sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung in Russland ausgewirkt, so der aktuelle Wochenbericht 32/2005 des DIW Berlin. Obwohl sich das russische BIP seither im Bereich von 6 Prozent Zuwachs pro Jahr eingependelt hat, zeigt der Vergleich mit anderen Transformationsökonomien wie etwa Polen oder Ungarn, dass diese Versäumnisse beim Aufbau eines leistungsfähigen Finanzsektors höchstwahrscheinlich mit erheblichen Einbußen beim Wachstumspotential einhergegangen sind. Zur Behebung der nach wie vor gravierenden strukturellen Schwächen des russischen Bankensektors schlägt das DIW Berlin unter anderem die Einführung eines zweigeteilten Bankensystems und verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Finanzintermediation sowie im Bereich der Bankenaufsicht und –regulierung vor.

Hauptursachen der schweren Bankenkrise im Sommer 1998 waren mangelhafte oder gänzlich fehlende Regulierung und fehlender Wettbewerb auf dem Depositenmarkt. Die wesentliche Bedingung für die erfolgreiche Überwindung der Probleme, nämlich die Auflegung und umgehende Umsetzung eines umfassenden Restrukturierungsprogramms, wurde nicht erfüllt. Stattdessen wurde die Krise als reine Liquiditätskrise behandelt und mit erstaunlich geringen volkswirtschaftlichen Kosten und einer ungewöhnlich geringen Anzahl von Bankenschließungen bewältigt. Eine realistische Verbesserungsmöglichkeit des russischen Bankensektors wäre die Einführung eines zweigeteilten Bankensystems ähnlich wie in den USA mit Universalbanken in den Ballungsräumen und Banken, die weniger strengen Richtlinien unterworfen sind, in den abgelegenen ländlichen Gebieten. Die größte mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Bank (Sberbank) verfügt über das dafür notwendige flächendeckende Filialnetz. Kurzfristig müsste aber vor allem die Finanzintermediation in Russland gestärkt werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/89789-0, Telefax: 030/89789-200

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