Pressemitteilung | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)

Schadenversicherer erstmals seit 1995 mit Umsatzplus

(Berlin) - Der Geschäftsverlauf der deutschen Versicherungswirtschaft 2000 ist im Zusammenhang mit dem in vielerlei Hinsicht herausragenden Vorjahresergebnis zu sehen, als Sonderentwicklungen in der Lebensversicherung für einen einmaligen, zusätzlichen Wachstumsschub gesorgt hatten. Ausgehend vom 1999 erreichten hohen Beitragsniveau wird die Wachstumsrate für die Gesamtbranche im laufenden Jahr wegen des Basiseffektes naturgemäß deutlich geringer ausfallen, als dies im Anschluss an ein Normaljahr der Fall gewesen wäre.

Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) in Berlin mitteilt, werden die Beitragseinnahmen seiner Mitgliedsunternehmen im Jahr 2000 - bei unterschiedlicher Entwicklung in den einzelnen Bereichen - voraussichtlich um 2,2 (1999: 5,5) Prozent auf 255,4 (1999: 250,0) Milliarden DM zunehmen. Die von den Verbandsmitgliedern erbrachten Versicherungsleistungen, einschließlich der Rückstellungen für eingetretene und künftige Versicherungsfälle sowie Beitragsrückerstattungen, steigen voraussichtlich um 7,9 (1999: 7,3) Prozent auf 313,4 Milliarden DM.

GDV-Präsident Dr. Bernd Michaels: "1999 war ein einmaliger Ausreißer nach oben, was den Vergleich erschwert. 2000 kehren wir, wie erwartet, zur Normalität zurück. Und dabei können wir mit dem erreichten Ergebnis sehr zufrieden sein. Gemessen am ‚Normaljahr 1998 legten die Beitragseinnahmen der Gesamtbranche immerhin um etwa 7,7 Prozent zu. Damit gehört die Assekuranz weiterhin zu den Wachstumsbranchen unserer Volkswirtschaft."


Tendenzen und Perspektiven in den Hauptzweigen

Die Geschäftsentwicklung in der Lebensversicherung 2000 steht ganz im Schatten des ungewöhnlichen Geschäftsjahres 1999. Dabei prägen vor allem Vorzieh- und Basiseffekte die Ergebnisse. Zum einen haben 1999 viele Bürger ihre Entscheidung zeitlich vorgezogen, privat für ihr Alter, für den Invaliditätsfall oder für ihre Hinterbliebenen vorzusorgen. Entsprechend niedriger fällt das Neugeschäft des Jahres 2000 aus. Zum anderen führt das hohe Niveau des Neuzugangs, der Beitragseinnahme und der Jahresendbestände aus dem Jahr 1999 selbst bei normalem Geschäftsverlauf zu deutlich niedrigeren Veränderungsraten. Schließlich plant die Bundesregierung, die kapitalgedeckte Altersversorgung im Zuge der Rentenreform deutlich auszubauen und will dies auch mit staatlichen Mitteln fördern. Da aber noch Unsicherheit über den Zeitpunkt des Inkrafttretens und über die Einzelheiten des Förderkonzepts herrscht, warten weite Kundenkreise gegenwärtig ab und treffen vorerst keine Festlegung für ihre private Altersversorgung.

Insgesamt rechnen die Lebensversicherer mit 7,0 (Vorjahr: 10,3) Millionen neuen Verträgen. Die Beitragseinnahmen werden voraussichtlich um 2,3 (1999: 11,8) Prozent auf 117,4 Milliarden DM steigen. Die Versicherungsleistungen dürften sich abermals kräftig erhöhen: Für das Gesamtjahr wird mit einer Auszahlungssumme von etwa 97,8 Milliarden DM an Versicherungsnehmer oder deren Hinterbliebene gerechnet (plus 12,5 Prozent). Pro Arbeitstag sind das rund 376 Millionen DM. Nimmt man die zugunsten der Kunden gebildeten Leistungsreserven in Höhe von 87,0 Milliarden DM (plus 15,7 Prozent) hinzu, so steigen die gesamten Leistungen der Lebensversicherer um 14,1 (1999: 7,9) Prozent auf rund 185 Milliarden DM.

Die privaten Krankenversicherer erwarten für 2000 Beitragseinnahmen in Höhe von 40,5 Milliarden DM. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 4,1 (1999: 3,1) Prozent. Davon dürften 36,5 Milliarden DM auf die Kranken- (plus 4,2 Prozent) und 4,0 Milliarden DM auf die Pflegepflichtversicherung (plus 3 Prozent) entfallen. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen werden mit einem Plus von etwa 2,8 (1999: 4,2) Prozent auf 26,3 Milliarden DM voraussichtlich deutlich unter der Steigerung der Beitragseinnahmen liegen. Die Gesamtaufwendung für die Versicherten, sie beinhalten die Aufwendungen für Versicherungsfälle zuzüglich der Zuführung zur Alterungsrückstellung sowie zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung, dürften 47,0 (1999: 46,7) Milliarden DM betragen (plus 0,5 Prozent).


Schaden- und Unfallversicherung

Erstmals seit 1995 wird in der Schaden- und Unfallversicherung im Jahr 2000 wieder ein Beitragsplus ausgewiesen. Die Bruttobeitragseinnahme dürfte um 1,2 (Vorjahr: minus 0,3) Prozent auf 94,5 (Vorjahr: 93,36) Milliarden steigen. Die Schadenaufwendungen werden sich nach derzeitigem Stand um 0,4 (1999: plus 5,1) Prozent auf 79,5 Milliarden DM verringern. Die Kredit-, Luftfahrt- und Nuklearversicherung - mit einem Umsatz von etwa 3 Milliarden DM und Schadenaufwendungen von rund 2,1 Milliarden DM - sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

Die positive Beitragsentwicklung geht in erster Linie auf die Kraftfahrtversicherung zurück: Im größten Zweig der Schadenversicherung werden die Einnahmen um 2,5 (1999: minus 0,9) Prozent auf 39,6 Milliarden DM steigen. Das gute Ergebnis auf der Einnahmeseite wird aber durch die Entwicklung auf der Schadenseite konterkariert. Die Schadenquote liegt immer noch bei 104 (1999: 104,7) Prozent. Der Schadenaufwand wird nach aktuellen Prognosen um 2,0 (1999: 4,0) Prozent auf ca. 41,4 Milliarden DM zunehmen. Mit etwa 3,8 Milliarden DM werden die versicherungstechnischen Verluste in der durch starken Wettbewerb geprägten Sparte voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen. Allein in der Kfz-Haftpflichtversicherung ist von einem gegenüber 1999 nur leicht verminderten Defizit in Höhe von gut 3 Milliarden DM auszugehen; in Vollkasko wird mit einem weiteren Verlustanstieg auf 0,9 Milliarden DM gerechnet.


Abnehmender Schadendruck in den Sachsparten

Weiter sinkende Beitragseinnahmen kennzeichnen dagegen den Verlauf in der gesamten Sachversicherung. Nach einem Rückgang um 2,1 Prozent in 1999 wird mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 23,9 Milliarden DM gerechnet. Da bisher größere Naturkatastrophen ausblieben, könnte der Schadenaufwand nach derzeitigem Stand allerdings um bis zu 7 (1999: plus 12,4) Prozent auf 17,8 Milliarden DM zurückgehen. Unkalkulierbar bleiben nach wie vor Elementarereignisse, wie zum Beispiel Stürme, die im Vorjahr die Sachversicherungen mit deutlich über einer Milliarde DM belasteten.

In der Industriellen Sachversicherung dürften die Einnahmen um etwa 4 (1999: minus 6,7) Prozent auf 5,8 (1999: 6,0) Milliarden DM sinken. Die Höhe der Schadenaufwendungen wird auf 5,8 (1999: 6,6) Milliarden DM geschätzt, was eine Verminderung von 12,0 Prozent bedeutet. Diese Prognose ist jedoch noch mit großen Unwägbarkeiten behaftet. Weiterhin dramatisch bleibt die Situation in der klassischen Industriellen Feuer- und Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung. Bei einem Beitragsaufkommen von nur noch 1,9 (1999: 2,3) Milliarden DM wird mit einem Rückgang der Einnahme von über 17 (1999: minus 19,2) Prozent gerechnet. Die Großschadenbelastung verlief bislang durchschnittlich.

Für die Allgemeine Sachversicherung (gewerbliches, landwirtschaftliches und privates Geschäft) ist - wie im Jahr zuvor - ein leichter Beitragsrückgang von 0,5 Prozent auf 18,1 Milliarden DM zu erwarten. Bei den Geschäftsjahresschäden zeichnet sich ein Aufwandsminus von 4,5 (1999: plus 12,8) Prozent ab. In der Verbundenen Wohngebäudeversicherung, dem beitragsstärksten Sachversicherungszweig, könnte sich ein leichtes Beitragsplus von 0,5 (1999: plus 0,7) Prozent auf 6,8 Milliarden DM ergeben. Der Schadenaufwand liegt mit 5 Milliarden DM voraussichtlich um 9 (1999: plus 20,5) Prozent unter dem Vorjahreswert von 5,5 Milliarden DM. Dabei sind mögliche Aufwandssteigerungen im Elementarschadenbereich nicht berücksichtigt. Das Beitragsvolumen in der Verbundenen Hausratversicherung dürfte um minus 1 (1999: plus 0,8) Prozent auf 4,7 Milliarden DM zurückgehen. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden wird dagegen voraussichtlich um 3 (1999: plus 4,5) Prozent auf 2,6 Milliarden DM steigen. Wie im Vorjahr ist eine Zunahme der Feuerschäden zu konstatieren, während die Schadenlast bei Einbruchdiebstahl weiter rückläufig ist.


Haftpflicht, Unfall und Rechtsschutz mit Umsatzplus

In der Allgemeinen Haftpflichtversicherung wird das Beitragsplus bei einem Umsatz von 11,6 Milliarden DM lediglich 1 (1999: 2,0) Prozent betragen. Auf der Schadenseite ist von einer Aufwandssteigerung von 1,5 (1999: 3,3) Prozent auf 9,7 Milliarden DM auszugehen. Die Privaten Unfallversicherer erwarten eine Zunahme ihrer Einnahmen um etwa 2,5 (1999: 3,2) Prozent auf 10,6 Milliarden DM. Auf der Leistungsseite zeichnet sich weiterhin eine moderate Entwicklung ab, der Schadenaufwand dürfte um 1 (1999: 1,5) Prozent auf 5 Milliarden DM nur leicht zunehmen. Die Rechtsschutzversicherer rechnen mit einem Beitragsplus von 2,5 (1999: 1,1) Prozent auf 5,3 Milliarden DM. Der Schadenaufwand dürfte um 0,5 (1999: minus 0,6) Prozent auf 3,8 Milliarden DM nur leicht ansteigen. Die Transportversicherer erwarten ein leichtes Beitragsminus von 1 (1999: minus 1,6) Prozent auf 3,1 Milliarden DM. Auf der Schadenseite ist noch keine Entspannung in Sicht: Die Schadenquoten werden sich voraussichtlich in allen Transportsparten um zehn Prozentpunkte und mehr verschlechtern, so dass der Zweig nicht aus der Verlustzone herauskommen wird.


Assekuranz 2001 mit moderatem Wachstum

Für das Jahr 2001 eine Prognose über die Geschäftsaussichten zu stellen, ist derzeit ausgesprochen schwierig. Einerseits darf damit gerechnet werden, dass die Versicherungskonjunktur an Breite und Fahrt gewinnen wird, dass sich mit der erwarteten Verlagerung der Auftriebskräfte vom Export auf die Binnennachfrage die Wachstumsimpulse auf die Branche insgesamt verstärken dürften. Andererseits ist der im Zuge der Rentenreform ursprünglich geplante Einstieg in die Förderung der privaten Altersvorsorge im Jahr 2001 ungewiss. Sollte der Förderbeginn, wie zuletzt von der Bundesregierung erwogen, um ein weiteres Jahr auf 2002 verschoben werden, ist für die Lebensversicherung von einem Wachstum in der Größenordnung des Vorjahrs auszugehen. In diesem Fall könnten sich weite Verbraucherkreise veranlasst sehen, ihre Entscheidung zum Einstieg in die Privatvorsorge ebenfalls um ein weiteres Jahr zu verschieben. Greifen die Maßnahmen dagegen, wie ursprünglich geplant, schon im Jahr 2001, könnte für die Lebensversicherung ein Beitragswachstum von etwa 5 Prozent erreichbar sein.

In der privaten Krankenversicherung hängt die Beitragsentwicklung entscheidend vom Verlauf der Gesundheitskosten und den Veränderungen im sozialpolitischen Umfeld ab. Hier könnten sich per saldo leicht positive Auswirkungen auf das Wachstumstempo ergeben, wobei für die PKV ein Beitragsplus von geschätzten 4,5 Prozent durchaus realistisch erscheint. Auch in der Schaden- und Unfallversicherung führen die verbesserten gesamtwirtschaftlichen und branchenspezifischen Rahmendaten zu einem leichten Plus im Beitragsaufkommen in der Größenordnung von etwa 1,5 Prozent. Daraus ergibt sich als Wachstumsprognose für die gesamte Versicherungswirtschaft im Jahr 2001 - unter Berücksichtigung des ungewissen Förderbeginns in der Privatvorsorge - ein Plus von etwa 2 bzw. 3,5 Prozent.

Dr. Michaels: "Mit ihrer Leistungskraft, ihrer Erfahrung und mit ihrer Kreativität stellt sich die Assekuranz den Herausforderungen der Rentenreform 2000. Wir haben rechtzeitig die Produkte, und wir haben das Know-how dazu. Jetzt ist es an der Politik, über die Reform zu entscheiden. Der Aufbau der privaten Altersvorsorge duldet keinen Aufschub. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Friedrichstr. 191-193a 10117 Berlin Telefon: 030/20205000 Telefax: 030/20206000

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