Scheinselbständige auf dem Bau / Schwarzarbeit mit Gewerbeschein
(Frankfurt am Main) - In den letzten Jahren ist die Zahl der Scheinselbständigen auf dem Bau um ein Vielfaches angestiegen. Das geht aus der Anzahl der Unternehmensanmeldungen in den letzten Jahren hervor. So registrierte die Handwerkskammer München Ende 2003 im Fliesenlegerhandwerk 119 Unternehmen, Mitte 2008 waren es bereits rund 1432, davon über neunzig Prozent Ein-Mann-Betriebe.
Das ist die Folge der seit Anfang 2004 entfallenen Meisterpflicht. Ein Qualifikationsnachweis ist zur Gründung eines Unternehmens seitdem nicht mehr erforderlich, erklärt Dietmar Schäfers, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) die Verzehnfachung der Unternehmen im Fliesenlegerhandwerk. Anschließend arbeiteten viele dieser Arbeitskräfte ganz normal auf dem Bau, allerdings meist zu Bedingungen unterhalb des Mindestlohns. Für die Bauunternehmen sind das willkommene Billigarbeitskräfte, sagt Dietmar Schäfers.
Die seit Mitte 2004 gültige Niederlassungsfreiheit für Selbständige aus den europäischen Mitgliedstaaten verschärfe das Problem der Scheinselbständigkeit zusätzlich.
Viele der angeblich Selbständigen werden von Menschenhändlern auf die Baustellen geschleust und wissen nicht, dass sie als Unternehmer gelten und illegal auf den Baustellen eingesetzt werden, sagt Dietmar Schäfers. In der Heimat sei ihnen Arbeit für guten Lohn und gute Unterkunft versprochen worden. Stattdessen würden sie meist unter Mindestlohn bezahlt. Das böse Erwachen kommt spätestens dann, wenn die ausgebeuteten Kollegen auch noch Umsatzsteuer von ihrem kärglichen Lohn abführen und für Unternehmerpflichten haften sollen, sagt Dietmar Schäfers.
Die IG BAU fordert deshalb die Wiedereinführung der Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk. Nur so kann die steigende Anzahl von Schein-Unternehmern, die das Lohngefüge im Baugewerbe untergraben, eingedämmt werden, sagt der stellvertretende IG BAU-Vorsitzende Dietmar Schäfers. Außerdem müsse der Zoll auf den Baustellen stärker kontrollieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bundesvorstand
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