Schlechte wirtschaftliche Stimmung unter Landwirten / Sonnleitner stellt Investitionstest Agrar vom Dezember 2002 vor
(Berlin) - Die deutschen Landwirte beurteilen die aktuelle wirtschaftliche Lage ihrer Betriebe weiter ungünstig. Dies ergibt die jüngste Befragung des Investitionstest Agrar vom Dezember 2002. "Damit ist die Stimmung unter den Landwirten auf den Tiefpunkt des Jahres 1999 zurückgefallen, als die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise auf breiter Front im Keller waren", so Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Vor allem die aktuelle Steuerpolitik der Bundesregierung wird als sehr belastend angesehen. Die starke Investitionszurückhaltung landwirtschaftlicher Betriebsleiter setzt sich fort. Der Investitionstest Agrar wird als repräsentative Befragung seit Dezember 1998 durchgeführt. Diesmal wurden 1.800 Landwirtschaftsbetriebe sowie 300 landwirtschaftliche Lohnunternehmen durch das Marktforschungsinstitut "Produkt + Markt" befragt.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation ihres Betriebes beurteilten gerade noch 14 Prozent der befragten Landwirte als "gut". Im Vergleich zur letzten Befragung im Juli 2002 ist dies ein deutlicher Rückgang um 3 Prozentpunkte. 36 Prozent der befragten Landwirte schätzen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als ungünstig ein (plus 3 Prozentpunkte), 50 Prozent (unverändert gegenüber Juli 2002) schätzen die wirtschaftliche Lage als befriedigend ein. Seit Anfang 2002 wird eine kontinuierliche Verschlechterung der Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Landwirtschaft verzeichnet. Am ungünstigsten bewerten Futterbaubetriebe ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Auch Veredlungsbetriebe, die einen Großteil ihres Einkommens aus der Schweine- und Geflügelhaltung erzielen, beurteilen ihre Situation schlechter als noch im Juli 2002. Unter den Lohnunternehmern ist eine gegenüber Sommer 2002 unveränderte Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu verzeichnen.
Die Erwartungen der Landwirte im Bezug auf die wirtschaftliche Fortentwicklung ihrer Betriebe in den kommenden zwei bis drei Jahren sind so pessimistisch wie zuletzt 1999. Nur 7 Prozent der Landwirte sehen eine günstigere wirtschaftliche Entwicklung für ihren Betrieb voraus (minus 4 Prozentpunkte im Vergleich zum Juli 2002). Eine Mehrheit von 53 Prozent erwartet eine ungünstige betriebliche Entwicklung, dies sind 3 Prozentpunkte mehr als im Juli 2002. 40 Prozent der befragten Betriebsleiter gehen von einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Entwicklung für ihren Betrieb aus (plus 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Juli 2002). Dabei schätzen insbesondere Futterbaubetriebe ihre betriebliche Zukunft im Vergleich zu anderen Betriebsformen deutlich pessimistischer ein.
Steuerpläne lösen Besorgnis aus
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden insbesondere bei den Märkten für Getreide und Milch als belastend eingeschätzt. Besonders besorgt zeigen sich die Landwirte über die Entwicklung der Steuer- und Finanzpolitik der Bundesregierung. Auch durch die EU-Osterweiterung und die Frage der Wettbewerbssituation der deutschen Landwirtschaft innerhalb Europas lösen große Besorgnis unter den Landwirten aus.
Rückläufige Investitionsabsichten
Im kommenden halben Jahr beabsichtigen 52 Prozent aller befragten Landwirte zu investieren. Dies ist ein Rückgang um 4 Prozentpunkte im Vergleich zur Befragung im Juli 2002. Auch die durchschnittliche Investitionshöhe ist im Vergleich zum Befragungszeitpunkt Juli 2002 deutlich gesunken. 31 Prozent der Betriebsleiter wollen in Maschinen und Geräte investieren, 21 Prozent in Gebäude. In Bürotechnik und EDV zu investieren haben 8 Prozent der Landwirte vor, 9 Prozent beabsichtigen außerlandwirtschaftliche Investitionen. Die Investitionsbereitschaft der befragten Lohnunternehmer entwickelt sich dagegen positiv. Je Lohnunternehmen ist die geplante Investitionshöhe im Vergleich zum Juli 2002 durchschnittlich um rund 10 Prozent angestiegen. Dies ist für den Deutschen Bauernverband ein Hinweis darauf, dass viele landwirtschaftliche Betriebe zunehmend Arbeiten an überbetriebliche Dienstleister vergeben und so weitere Rationalisierungsreserven nutzen.
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