Schlechtere Zahlungsmoral der Öffentlichen Hand setzt Bauindustrie unter Druck / Nur 55 Prozent der Bauunternehmer melden fristgerechte Rechnungsbegleichung durch ihre öffentlichen Kunden!
(Berlin) - "Der wichtigste Grund, warum private Schuldner ihre Rechnungen nicht bezahlen, ist Überschuldung. Für öffentliche Schuldner scheint das zunehmend auch zuzutreffen." Mit diesen Worten kommentierte am 24. September in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, die schlechte Zahlungsmoral der Öffentlichen Hand und der von ihr kontrollierten Unternehmen. "Die Bauindustrie leidet nicht nur unter der Investitionszurückhaltung von Bund, Ländern und Gemeinden, sondern immer öfter auch unter der schleppenden Bezahlung offener Rechnungen. Im Hinblick auf die unbefriedigende Eigenkapitalquote unserer Branche kann der fahrlässige Umgang mit Zahlungsfristen schnell ein Liquiditätsproblem bis hin zur Insolvenz eines Unternehmens verursachen."
Während sich die Gläubiger privater Schuldner im Frühjahr 2004 über eine Verbesserung der Zahlungsmoral freuen konnten, haben die Unternehmen mit öffentlichen Auftraggebern weiterhin das Nachsehen. Während 76 Prozent (2003: 71 Prozent) der von der Creditreform befragten Bauunternehmen eine fristgerechte Begleichung ihrer Rechnungen durch private Kunden melden konnten, gaben gerade einmal 55 Prozent (2003: 57 Prozent) der Befragten an, dass ihre öffentlichen Kunden innerhalb der ersten 30 Tage bezahlen. 45 Prozent (2003: 42 Prozent) mussten länger als 30 Tage warten; 6 Prozent der Bauunternehmen konnten sogar erst nach 90 Tagen einen Zahlungseingang verbuchen. Knipper: "Daher kann es nicht verwundern, dass rund ein Fünftel aller Unternehmenspleiten aus der Baubranche stammen."
"Die öffentliche Hand scheint davon auszugehen, dass vor allem die größeren Unternehmen einen verspäteten Zahlungseingang verkraften können," so Knipper. Gerade einmal 46 Prozent der befragten Bauunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten konnten sich über einen pünktlichen Zahlungseingang freuen. Vor einem Jahr waren es noch 52 Prozent. Dagegen meldeten zwei Drittel der Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten eine fristgerechte Bezahlung (2003: 63 Prozent).
"Das Umfrageergebnis wundert uns nicht," bemerkt Knipper. "Diese Zahlen spiegeln die Lage in der Branche sehr gut wieder." Zwar sei die Zahlungsmoral - insbesondere bei den öffentlichen Kunden - schon in den letzten Jahren schlecht gewesen, im laufenden Jahr habe sich die Lage aber weiter zugespitzt. "Dazu hat nicht zuletzt die Deutsche Bahn beigetragen. Unsere Mitglieder müssen gerade im Geschäft mit diesen öffentlichen Großkunden immer länger auf die Begleichung ausstehender Forderungen warten. Die Neigung, sich über das Nichtbezahlen offener Rechnungen Zinsvorteile zu sichern, scheint Schule zu machen."
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