Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Schluss mit der Märchenstunde!“ / Zumeldung zur Bundestagsdebatte: Mehrheit der Bevölkerung für Ausbildungsplatzumlage

(Frankfurt am Main) - „Arbeitgeber und Bundestagsopposition sollen endlich ihre Märchenstunde beenden. Nicht nur junge Menschen mit Defiziten in Deutsch und Mathematik finden keinen Ausbildungsplatz, sondern immer mehr Abgänger, die einen guten Schulabschluss in der Tasche haben“, stellte Eva-Maria Stange, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am 23. April anlässlich der Bundestagsanhörung zur Ausbildungsplatzabgabe fest. „Über 50 Prozent der jungen Menschen in den neuen Bundesländern und Berlin, die 2003 keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, besitzen einen mittleren Abschluss, acht Prozent sogar das Abitur.“

„Den jungen Menschen den ‚Schwarzen Peter’ zuzuschieben, ist der dreiste Versuch, die Verantwortung für die Ausbildungsplatzmisere abzuwälzen. Fehlende Ausbildungsplätze und nicht fehlende Qualifikationen sind die Ursache dafür, dass im vergangenen Jahr selbst nach den offiziellen Statistiken über 35.000 jungen Frauen und Männern die Chance auf eine Ausbildung im Betrieb verwehrt worden ist“, betonte die GEW-Chefin. „Ausbildungsunwillige Arbeitgeber wollen sich mit der Strategie, junge Menschen als ‚nicht ausbildungsreif’ zu definieren, davor drücken, Lehrstellen zu schaffen oder in den Umlagefonds einzuzahlen.“ Dabei betont auch die GEW, dass in den Schulen Veränderungen notwendig seien und insbesondere die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss dringend reduziert werden müsse.

Stange begrüßte den Gesetzentwurf der SPD zur Ausbildungsplatzumlage. Detailfragen müssten noch geklärt werden. Die Vorsitzende machte aber auch deutlich, dass die Abgabe nicht alle Probleme bei der beruflichen Ausbildung junger Menschen löse.

„57 Prozent der Bevölkerung begrüßen eine Abgabe von Betrieben, die nicht ausbilden“, unterstrich Stange. Sie berief sich auf das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des „Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS)“ der Universität Dortmund. In ihrer repräsentativen Untersuchung hatten die Wissenschaftler fast 3.300 Erwachsene befragt. Lediglich 20 Prozent der Interviewten lehnten die Umlage ab.

42 Prozent der in der Studie befragten Eltern von Schülern (rund 1.500 Personen) erklärten, dass sie Angst hätten, ihr Kind bekomme nach Abschluss der Schule keinen angemessenen Ausbildungsplatz. Bei der vorhergehenden IFS-Umfrage aus dem Jahr 2002 hatten noch zehn Prozent weniger diese Befürchtung geäußert.

Info: In den westlichen Bundesländern hatten 2003 knapp 42 Prozent der nicht vermittelten jungen Menschen einen mittleren Schulabschluss, gut sieben Prozent Hochschul- bzw. Fachhochschulreife. Nur gut vier Prozent der Bewerberinnen und Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, hatten keinen Schulabschluss (diese Zahl ist in Ost und West fast identisch).

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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