Sehrbrock: PISA ist keine Bildungsolympiade
(Berlin) - Zu den Bundesländervergleichsdaten der PISA-Studie 2003 sagte DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock am 14. Juli 20005 in Berlin: "Ein bloßes Ranking ist zu wenig. Das Schielen auf nackte Ranglisten ohne wissenschaftlichen Hintergrund belastet die bildungspolitische Debatte, erschwert Reformschritte und instrumentalisiert die Studie für Wahlkampfzwecke. Schon bei den letzten Veröffentlichungen hat jedes Bundesland nur Teilaspekte der Studie herausgegriffen, ohne ein Gesamtpaket zu schnüren. Da wird die Verkürzung der Schulzeiten propagiert, der Lehrstoff verdichtet und Lehrerstellen gekürzt. Gleichzeitig erwartet man, dass die Kinder Bestleistungen erbringen. Wer nicht mitkommt, wird aussortiert.
Der DGB fordert eine Berichterstattung, die aufzeigt, welche qualitativen Verbesserungen des Unterrichts in den letzten Jahren erreicht wurden. Entscheidend ist die Frage, ob Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen verbessern konnten. Das gilt sowohl für die Leistungsstarken als auch für die Leistungsschwächeren. Auch angesichts der demographischen Entwicklung können wir es sich nicht leisten, Leistungsschwache links liegen zu lassen.
Angesichts der wieder aufflammenden Debatten geht es um drei Dinge: Erstens darf die Schulpolitik nicht für den Wahlkampf instrumentalisiert werden. Das nützt weder den Lernenden noch den Lehrerinnen und Lehrern und auch nicht den Eltern.
Zweitens muss Schluss sein mit der Defizitpädagogik. Wir müssen jungen Menschen helfen, ihre Stärken zu erkennen und sie in ihren Lernprozessen unterstützen und motivieren.
Drittens darf sich auf keinen Fall das Leitbild der halbtägigen Paukschule wieder etablieren. Wir brauchen Schulen mit Ganztagsangeboten. Ganztagsschulen werden dem Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung und Erziehung, auf anregende Freizeitaktivitäten, auf soziales Lernen, auf Förderung und Unterstützung eher gerecht als das deutsche Halbtagsschulsystem."
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