Signal nach Rio: Deutsche Stiftungen wollen zu nachhaltigen Lösungen beitragen
(Berlin/Erfurt) - Experten auf dem Deutschen StiftungsTag 2012 in Erfurt: Nachhaltigkeit braucht Ganzheitlichkeit und erfordert Kooperation aller Akteure auf Augenhöhe / Höhepunkt des Deutschen StiftungsTages: Verleihung der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen an Friede Springer in Anwesenheit der thüringischen Ministerpräsidentin
"Stiftungen sind geborene Nachhaltigkeitsakteure und Teil der global wachsenden Zivilgesellschaft. Sie wollen durch nachhaltige Lösungen und Handlungsweisen vor Ort zur Bewältigung der globalen Herausforderungen beitragen", sagte Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, zu Beginn des Deutschen StiftungsTages, dem europaweit größten Stiftungstreffen. Mit ihrer Agenda senden die 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen StiftungsTages damit auch ein Signal ins 9.600 Kilometer entfernte Rio De Janeiro. Dort treffen sich in den nächsten drei Tagen die Staats- und Regierungschefs der Welt zur Weltgipfel-Nachfolgekonferenz "Rio +20".
Deutscher StiftungsTag: Gipfeltreffen der Stiftungen in Erfurt und Impuls für Thüringen
In Erfurt stehen vom 20. bis 22. Juni 120 Veranstaltungen an 24 Orten auf dem Programm. Der europaweit größte Stiftungskongress findet zum vierten Mal in Ostdeutschland statt. Die Wahl des Veranstaltungsortes soll Anerkennungskultur und Stiftungswachstum in Thüringen weiter befördern, so Dr. Wilhelm Krull beim Pressegespräch zum Auftakt: "Die Thüringer sind ein besonders engagementfreudiges Volk." Über 700.000 von ihnen engagieren sich in ihrer Freizeit, zunehmend auch mehr in und durch Stiftungen. Denn eine ausgeprägte Engagementkultur, mit Stiftungen als festem Bestandteil, bilde, so Krull, die beste Grundlage für eine stabile Bürgergesellschaft im Freistaat. Die Rahmenbedingungen für solches Engagement seien aber verbesserungsbedürftig. "Dringend notwendig ist ein Bundesgesetz zur Beseitigung der Hemmnisse für gemeinnützige Organisationen", so Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes.
Mit der Verleihung der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen erreicht der Deutsche StiftungsTag schon am Mittwochabend seinen feierlichen Höhepunkt. Die diesjährige Preisträgerin der Medaille, Dr. h.c. Friede Springer, hat mit der Friede Springer Stiftung und der Friede Springer Herz Stiftung zwei eigene Stiftungen gegründet. Sie ist zudem in diesen beiden und der Stiftung ihres verstorbenen Mannes, dem Verleger Axel Springer, als Vorstandsvorsitzende aktiv. Die Laudatio auf Friede Springer wird Sabine Christiansen, Gründerin der Sabine Christiansen-Kinderstiftung, halten. Die Eröffnungsveranstaltung findet in Anwesenheit der thüringischem Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht statt.
Der dreitätige Kongress wird am Freitag mit einer festlichen Abschlussdebatte unter dem Motto "Mit langem Atem!" zu Ende gehen. Die Debatte führt die verschiedenen Dimensionen nachhaltigen Stiftungshandelns zusammen. Als Gäste werden unter anderem Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der HUMBOLDT-VIADRINA School of Governance, und Klaus Milke, Vorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit und von Germanwatch e.V, erwartet. Hauptförderer des Deutschen StiftungsTages 2012 ist die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen.
Stiftungen in Thüringen sind kulturaffin
In Thüringen ist das Stiftungswesen noch nicht sehr ausgeprägt: Aktuell gibt es in Thüringen 255 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Vier davon stammen aus dem Jahr 2012, darunter die sozial ausgerichtete Albrecht Kiesow Stiftung in Mühlhausen oder die Stiftung Blankenhain für gesellschaftliches Engagement. Stiftungen für Kunst- und Kulturzwecke sind im Freistaat mit 23 Prozent gegenüber dem Bundesdurchschnitt von 15 Prozent besonders stark vertreten: Dies dürfte an der hohen Zahl von Kulturgütern und architektonischen Juwelen in Thüringen liegen, die zu DDR-Zeiten verfielen oder fremdgenutzt worden sind. Besonders erfreulich: Thüringen kann im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt eine bessere durchschnittliche Kapitalausstattung seiner Stiftungen vorweisen. Der Anteil der Stiftungen zwischen einer Million und 10 Millionen Euro Stiftungsvermögen ist in Thüringen höher als im Bundesdurchschnitt: 34 Prozent gegenüber 22 Prozent.
Im Pressegespräch zum Auftakt des Deutschen StiftungsTages stellte der Bundesverband Deutscher Stiftungen ebenfalls eine aktuelle Übersicht der größten Stiftungen privaten Rechts nach Ausgaben und Vermögen vor. Größte Stiftung nach Vermögen ist weiterhin die Robert Bosch Stiftung GmbH mit einem Buchwert von 5.140.504.000 Euro. Größte Stiftung nach Gesamtausgaben ist die VolkswagenStiftung mit 119.346.000 Euro jährlichen Gesamtausgaben.
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.
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