Situation an Bayerns Schulen bleibt schwierig / BLLV-Präsident Klaus Wenzel warnt zum Schuljahresbeginn vor Einbrüchen in der Unterrichtsversorgung / Erneute Forderung nach mehr Planstellen
(München) - Die Situation zum Schuljahresbeginn ist an vielen bayerischen Schulen unverändert schwierig. Hauptproblem ist nach wie vor der Lehrermangel. In vielen Fällen kann lediglich das reguläre Stundenmaß aufrecht erhalten werden. Alles, was darüber hinaus geht, spezielle Angebote wie Fremdsprachen, Arbeitsgruppen oder Sportkurse etwa, muss gestrichen werden. Die Lehrkräfte sind bitter enttäuscht. Trotz vollmundiger Ankündigungen müssen sie feststellen, dass es auch in diesem Schuljahr keine durchgreifenden Verbesserungen gibt, erklärte der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel. Wenig bewährt hat sich die Staffelung der Mobilen Reserve.
Danach wurde die Zahl der Einsatzkräfte zum Schuljahresbeginn gesenkt, um sie in späteren Monaten entsprechend aufzustocken. Es findet sich kein Personal. Kaum jemand kann es sich heute leisten, wochenlang auf Abruf bereit zustehen, um vielleicht zum Einsatz zu kommen, kritisierte er und warnte vor einem Einbruch der Unterrichtsversorgung. In einem eindringlichen Appell forderte er die Staatsregierung auf, deutlich mehr neue Planstellen zu schaffen, kräftig in Bildung zu investieren und Lehrkräfte flexibel einzusetzen. Der BLLV stellt mit großer Sorge fest, dass trotz anderslautender Bekundungen das Ziel, die Lern- und Fördermöglichkeiten für alle bayerischen Schüler/innen zu verbessern, in immer weitere Ferne rückt.
Mit den Neueinstellungen kann der Bedarf nicht gedeckt werden, zumal Vorhaben wie z.B. mehr Förderung von Schülern und Ausbau von Ganztagsklassen mehr Personal erforderlich machen, erklärte der BLLV-Präsident und stellte klar:Viele neu eingestellte Lehrer/innen rücken lediglich frei gewordenen Stellen pensionierter Lehrkräfte nach. Neben der Schaffung neuer Planstellen sieht Wenzel eine Lösung darin, den Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern flexibel zu gestalten: Nach Vorstellungen des BLLV sollten Lehrerinnen und Lehrer nicht nach Schularten sondern nach Schulstufen ausgebildet werden. Lehrkräfte der Mittelstufe könnten dann alle Schüler/innen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn unterrichten und zwar bei gleicher Bezahlung und gleichen Arbeitsbedingungen.
Um an den Grundschulen den schlimmsten Eindruck zu verwischen, werden jahrgangskombinierte Klassen gebildet - ohne das dafür erforderliche Personal bereit zu stellen. Gleichzeitig stehen tausende bestausgebildete junge Lehrerinnen und Lehrer auf der Straße. An vielen Gymnasien und Realschulen muss improvisiert werden, dort fehlen vor allem Fachlehrer/innen. Die Klassen sind zu groß, es fehlt an Raum und Platz. Schüler/innen sind in anonymen Schulbetrieben weitgehend sich selbst überlassen. An den Hauptschulen warten die Pädagogen immer noch auf die Hauptschulinitiative: Sie ist definitiv nicht angekommen, betonte der BLLV-Präsident. Die ehrgeizigen Ziele können nur dann umgesetzt werden, wenn das nötige Personal zur Verfügung gestellt wird - das ist nicht der Fall.
Auch an den Förderschulen herrscht Mangel: Die seit Jahren bekannten schlechten Ergebnisse im Ländervergleich im Bereich Schüler je Klasse sowie Schüler je Lehrer, haben leider nicht dazu geführt, dass sich die Verantwortlichen um eine Verbesserung der Lehrerversorgung und der Klassenbildung gekümmert hätten. Wenzel: Viele Lehrerinnen und Lehrer an Förderschulen fühlen sich deshalb von der Politik im Stich gelassen. So liegt Bayern im Bereich Schüler je Klasse mit 11,2 Schülern (Bundesdurchschnitt 10,0) auf dem letzten Platz im Ländervergleich.
Ebenfalls erreicht Bayern im Bereich Schüler je Lehrer mit 7,7 Schülern (Bundesdurchschnitt 6,4) den 16. Platz. (Quelle: KMK, Sonderpädagogische Förderung in Schulen 1997 bis 2006). Zu den Aufgaben der Förderschulen ge-hört die Unterstützung der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit der Bereitstellung des Mobilen Sonder-pädagogischen Dienstes (MSD). Im aktuellen Jahresrückblick der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung wird auf die unzureichende Bereitstellung an Lehrerstunden für die zu betreuen-den Schüler hingewiesen: So wurden für 17.230 Schüler im Schuljahr 2005/06 nur 13.052 Lehrerstunden bereitgestellt, d.h. 0,76 Lehrerstunden pro Schüler. Förderschulen müssen endlich deutlich besser ausgestattet werden. Junge Kol-leginnen und Kollegen, die den Beruf des Sonderschullehrers gewählt haben, dürfen nicht mit befristeten Verträgen hingehalten werden.
Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass es an vielen Schulen erneut zu massiven Unterrichtsausfällen oder zur Zusammenlegung von Klassen kommen wird, fasste Wenzel die Situation zum Schulbeginn zusammen. Hinzu kommt, dass die Schüler/innen immer noch zu wenig gefördert werden und einem extremen Auslesedruck unterworfen sind.
Unverändert hängt Bildung in Bayern vom Wohnort und vom Geldbeutel der Eltern ab. In vielen Regionen geht das Hauptschulsterben weiter, mit gravierenden Folgen für die betroffenen Ge-meinden. Gleichzeitig platzen Realschulen und Gymnasien aus allen Nähten.
Der Handlungsbedarf steigt von Jahr zu Jahr, stellte BLLV-Präsident Klaus Wenzel fest. Er forderte die Staatsregierung dazu auf, nach dem Wahlkampf rasch und konzeptionell zu handeln.
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
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