Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Situation der Erzieherinnen unverändert schlecht / BLLV richtet Petition an den Bayerischen Landtag / Vizepräsidentin Waltraud Lucic: "Nötig sind mehr Zeit, mehr Personal und eine bessere Ausbildung"

(München) - In einer Petition an den Bayerischen Landtag mahnt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) Verbesserungen in der frühkindlichen Förderung an. "Dazu gehören kostenfreie Kindergartenjahre", erklärte BLLV-Vizepräsidentin Waltraud Lucic heute in München. Dafür müssten Gelder aus den Steuermehreinnahmen verwendet werden. "Inzwischen herrscht gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die frühkindliche Erziehung eine herausragende Bedeutung für die Lernbiografien Heranwachsender hat." Vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kinder mit Migrationshintergrund profitierten von institutionellen Angeboten. "Es ist auch kein Geheimnis, dass die Ausbildung der Erzieherinnen, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Finanzierung in Deutschland weit hinter den meisten Ländern Europas hinterher hinkt", rügte Lucic. Gerade im Ausbau der frühkindlichen Erziehungsangebote liege jedoch die große Chance für eine Verbesserung der Lernerfolge aller Kinder. Erwiesenermaßen könnten im frühen Kindesalter Sprachen akzentfrei erlernt werden. "Später fällt es Schülern dann leichter, sich weitere Sprachen anzueignen."


Erzieher/innen brauchen mehr Zeit, um Anstrengungsbereitschaft, Nachhaltigkeit, Ausdauer und Lernbereitschaft bei den Kindern zu fördern. Sie brauchen aber auch mehr Zeit, um einzelne Lernfortschritte zu dokumentieren und um intensiver auf jedes einzelne Kind und seine Bedürfnisse eingehen zu können. Hinzu kommt, dass Erzieher/innen immer öfter als Ansprechpartner für ratsuchende Eltern agieren. Sie leisten Hilfestellung und Unterstützung. "Um diese Aufgaben sinnvoll und effizient erfüllen zu können, ist der Anstellungsschlüssel auf 1:8 zu setzen und bei der Arbeitszeit auch Zeit für eine ausreichende Vor- und Nachbereitungszeit zu berücksichtigen", heißt es in der BLLV-Petition. Der Besuch einer Kindertagesstätte sei grundsätzlich beitragsfrei zu stellen. Lucic: "Jedes Kind hat dasselbe Recht auf frühkindliche Bildung. Kostenfreiheit darf zum Wohle der Kinder nicht gegen Qualitätsverbesserung aufgerechnet werden."

Die BLLV-Vizepräsidentin mahnte auch Reformen in der Ausbildung an: "Andere Länder machen uns bereits vor, wie es besser geht. Eine Ausbildung an Hochschulen sei in vielen Ländern Standard. Deshalb müssten Bachelor- und Master-Studiengänge für den Beruf des Erziehers / der Erzieherin auch in Deutschland selbstverständlich werden. "Das führt natürlich zu einer besseren Bezahlung, womit der Feminisierung des Berufs entgegengewirkt werden könnte", betonte Lucic. Auch in Bayern sei der überwiegende Teil der Erzieher weiblich - "und beschämend schlecht bezahlt."

Als alarmierend bezeichnete Lucic die hohe Abbrecherquote in dieser Berufsgruppe: "Sie hängt maßgeblich mit den schwierigen Arbeitsbedingungen, dem geringen Gehalt und mangelnder sozialer Anerkennung zusammen. Im Durchschnitt wechselt jede Erzieherin nach viereinhalb Jahren den Beruf." Aus diesem Grund herrsche im frühkindlichen Bildungsbereich akuter Personalmangel. "Angesichts des von der Politik angestrebten notwendigen Ausbaus der Kindertagesstätten müsse dringend die Bezahlung verbessert werden. Auch wenn sie eine Frage der Tarifparteien ist, wäre es wichtig, dass die Politik Signale für eine Verbesserung der Gehaltssituation setzt", heißt es dazu in der Petition.

Die BLLV-Vizepräsidentin gab zu bedenken, dass die frühkindliche Erziehung neben der Familie das Fundament aller Erziehungsanstrengungen einer Gesellschaft bilde. "Sie hat zentrale Funktion für die Zukunft - übrigens auch hinsichtlich der Lebensgestaltung der Frauen und Familien."

In der Petition fordert der BLLV den Bayerischen Landtag auf:
- Kostenfreiheit für den Kindergartenbesuch herzustellen,
- den Anstellungsschlüssel der Erzieherinnen zu verbessern und die Arbeitszeit den Aufgaben anzupassen,
- die Erzieherinnenausbildung an die Hochschulen zu verlagern und die Tarifparteien zu einer Erhöhung der Gehälter aufzufordern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

(tr)

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