Pressemitteilung | Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Skandalös: Immer mehr Kaninchen leiden im Pyrogentest / Tierversuche trotz anerkannter tierversuchsfreier Methode

(Köln) - Mehr als 6.000 Kaninchen leiden und sterben jedes Jahr in Deutschland im sogenannten Pyrogentest. Die Tierzahlen steigen seit 2017 sogar dramatisch. Und das, obwohl es seit mehr als 10 Jahren eine anerkannte tierversuchsfreie Testmethode gibt. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert von Politik und Behörden einen sofortigen Stopp dieser Tests.

Impfstoffe, Infusionslösungen und andere medizinische Produkte dürfen keine sogenannten Pyrogene enthalten. Das sind fieberauslösende Substanzen, die z. B. von Bakterien abgegeben werden. Eine Überprüfung jeder Produktionseinheit ist vom Europäischen Arzneibuch vorgeschrieben. Seit Jahrzehnten ist ein Test am Kaninchen Standard, um Produkte auf eventuelle Verunreinigungen durch Pyrogene zu testen.

Hierfür werden Kaninchen für mehrere Stunden in einem kleinen Kasten fixiert, in denen sie sich nicht bewegen können, und die Testsubstanz wird in eine Ohrvene injiziert. Entwickeln sie Fieber, wird die Produktionseinheit nicht für den Verkauf freigegeben. Nach einer gewissen "Nutzungszeit" werden die Kaninchen getötet.
Aus der aktuellen Tierversuchsstatistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums für 2019 geht hervor, dass bundesweit 6.457 Kaninchen in Pyrogentests verwendet wurden. Das sind 166 mehr als das Jahr zuvor und 866 mehr als 2017.

Eine tierfreie Methode, der Monozyten-Aktivierungstest (MAT), der mit menschlichem Blut arbeitet, wurde bereits vor 30 Jahren entwickelt und 2005 international validiert. 2010 wurde er in das Europäische Arzneibuch aufgenommen. "Zwar muss der MAT produktspezifisch validiert, d.h. an jedes Produkt angepasst werden, aber dafür waren bereits über 10 Jahre Zeit", erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.

Der Verein betont, dass nur rein tierfreie Testmethoden akzeptabel sind. Eine andere zugelassene sogenannte "Alternative" ist der Limulus-Amöbozyten-Test (LAL), bei dem Pfeilschwanzkrebse aus dem Meer gefangen werden, um ihnen ihr blaues Blut abzuzapfen. Dies geschieht hauptsächlich an der Ostküste der USA, wo jedes Jahr eine halbe Million Pfeilschwanzkrebse gefangen werden. "Der LAL ist wie der Kaninchen-Test vollkommen abzulehnen", so die Tierärztin.

In Bayern werden mehr als 82 Prozent der Kaninchentests Deutschlands vorgenommen. Eine Firma, die dort den Kaninchentest durchführt, ist das Labor LS in Bad Bocklet bei Bad Kissingen.
"Es ist skandalös, dass obwohl eine tierfreie Testmethode anerkannt ist, immer noch Tausende Kaninchen für den Pyrogentest leiden und sterben und die Tierzahlen sogar steigen! Der Kaninchentest ist im Europäischen Arzneibuch vollständig zu streichen und die Genehmigungsbehörden müssen den Test verbieten", fordert Dr. Gericke. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche will mit einer Kampagne und Online-Petition die Öffentlichkeit sensibilisieren und Politik sowie Behörden den dringenden Handlungsbedarf aufzeigen. Mehr als 20.000 Menschen haben bereits seit Start der Kampagne im Juli 2020 unterschrieben.

Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V. Pressestelle Goethestr. 6-8, 51143 Köln Telefon: (02203) 9040990, Fax: (02203) 9040991

(ds)

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