Pressemitteilung | Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V. - Geschäftsstelle Bremen

Skeptische Lagebeurteilung der Bauindustrie im Norden

(Bremen) - In der Bauindustrie in Bremen und Nordniedersachsen wurde in den letzten 12 Monaten wieder verstärkt Personal abgebaut. Insgesamt mussten 7,8 Prozent der gewerblichen Mitarbeiter entlassen werden. Betroffen war das gesamte Erhebungsgebiet, Bremen mit einem Rückgang von 6,3 Prozent, Nordniedersachsen mit einem Rückgang von sogar 8,9 Prozent.

Personal

Besonders stark war der Personalabbau im Hochbau. Das Minus von insgesamt 9,5 Prozent wurde besonders in Bremen ausgelöst. Hier betrug die Abbauquote 17 Prozent, wobei ein besonders starker Rückgang von etwa 31 Prozent im Wohnungsbau zu verzeichnen war. Aber auch im Bremer Hoch- und Ingenieurhochbau musste Personal abgebaut werden (-15,5 Prozent). Lediglich im Bremer Fertigteilbau war die Zahl der gewerblichen Mitarbeiter konstant. In Nordniedersachsen fiel der Personalrückgang im Hochbau mit knapp 3 Prozent nicht ganz so deutlich aus. Im Wohnungsbau lag das Minus aber auch bei 16 Prozent. Im Hoch- und Ingenieurhochbau ging der Personalbestand um 2 Prozent, im Fertigteilbau knapp 2 Prozent zurück.

Im norddeutschen Tiefbau, wo rund 47 Prozent aller gewerblichen Mitarbeiter tätig sind, verminderte sich der Personalbestand in den beiden Regionen um insgesamt 5,6 Prozent. Dabei wurde ausschließlich im Tief- und Ingenieurtiefbau Personal abgebaut, knapp 15 Prozent in Bremen, knapp 12 Prozent in Nordniedersachsen. Im nordniedersächsischen Straßenbau war die Zahl der gewerblichen Mitarbeiter konstant, im Bremer Straßenbau nahm sie um rund 11 Prozent zu.

Einen kräftigen Personalrückgang von insgesamt ca. 10 Prozent musste der Spezialbau hinnehmen, wobei die Ursache ausschließlich in Nordniedersachsen zu suchen ist. Hier lag das Minus bei 19,3 Prozent. In Bremen dagegen konnte im Spezialbau der Personalbestand mit +7 Prozent ausgeweitet werden. Der Spezialbau umfasst die wichtigen Spezialtätigkeitsfelder Rohrleitungsbau, Sportplatzbau, Küstenschutz und Erdbewegungen sowie den gesamten industriellen Ausbausektor (Isolierarbeiten, Trockenbau). Hier sind 22 Prozent aller gewerblichen Mitarbeiter tätig.

Ein wichtiges Mittel der Personalanpassung ist nach wie vor die Kurzarbeit. 36 Prozent der befragten Unternehmen sind mit zum Teil mehr als zwei Dritteln ihrer Mitarbeiter in Kurzarbeit. Ebenfalls 36 Prozent waren darüber hinaus gezwungen, Entlassungen vorzunehmen, um notwendige Personalanpassungen durchzuführen.

Auftragsbestand
Der Auftragsbestand aller Unternehmen der Bauindustrie in Bremen und Nordniedersachsen hat überwiegend eine Reichweite von nur 3 bis 5 Wochen. Damit ist im Vergleich zum Vorjahr keine Verbesserung eingetreten. Ein derartig geringes Auftragspolster ist für perspektivische Überlegungen in Unternehmen völlig unzureichend.

Im Hochbau liegt der Auftragsbestand in Bremen schwerpunktmäßig bei 3 bis 5 Wochen. Das ist eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr. Das arithmetische Mittel ging allerdings zurück, da die längerfristige Beschäftigung gesunken ist. Im nordniedersächsischen Hochbau liegt die wichtigste Beschäftigungsklasse bei 3 bis 5 Wochen und gleichrangig 6 bis 8 Wochen. Damit ist hier eine Stabilisierung eingetreten.

In beiden Bundesländern verfügt im Tiefbau der Großteil der befragten Unternehmen nur über Auftragsbestände für die nächsten 3 bis 5 Wochen. Das entspricht in Bremen dem Vorjahreswert, in Nordniedersachsen bedeutet es eine Verschlechterung der Beschäftigungslage.

Auch im norddeutschen Spezialbau hat sich die Situation verschlechtert. Die wichtigste Beschäftigungsklasse liegt bei nur noch 0 bis 2 Wochen.

72 Prozent aller befragten Unternehmen beurteilen ihre Auftragsbestände als zu klein. Über verhältnismäßig große Auftragsbestände verfügt nur noch ein einziges Unternehmen.

Im Bereich der öffentlichen Aufträge ist bei 58 Prozent der Befragten der Auftragsbestand kleiner als vor einem Jahr. 46 Prozent der Befragten beobachteten eine geringere Ausschreibungstätigkeit der öffentlichen Hand, 51 Prozent eine geringere Vergabetätigkeit. Knapp ¾ der Unternehmen der Bauindustrie in Bremen und Nordniedersachsen erwirtschaften mehr als 30 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus Aufträgen der öffentlichen Hand.

Diese geringen Auftragsbestände wirken sich auch auf die Auslastung der Maschinenkapazitäten aus. Bei 57 Prozent der befragten Unternehmen ist sie geringer als vor einem Jahr. Entsprechend ist auch die Investitionsbereitschaft weiter zurückgegangen. 61 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Investitionsbereitschaft als geringer.

Geschäftslage
Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre heutige Situation schlechter ein als im Vorjahr. Auch die Perspektiven für die Zukunft sind pessimistisch: Die Hälfte der Befragten erwartet eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage im nächsten halben Jahr.

Das größte Problem der Bremer Bauwirtschaft ist unverändert das unauskömmliche Preisniveau, begleitet von einem Rückgang der Baunachfrage und der schlechten Zahlungsmoral der Auftraggeber. Außerdem genannt werden die Kostenbelastung und mangelnde Flexibilität im Personalbereich sowie das VOB-widrige, d.h. vertragsrechtlich problematische Verhalten der Auftraggeber.

Am Baumarkt hat sich nach Erfahrung der Firmen eine Einkaufsmentalität ergeben, die sich vorherrschend am billigsten Preis und nicht an der Leistung orientiert. Dies gefährdet auf Dauer die Konstanz der Bauqualität mit erheblichen negativen Auswirkungen für die Bauherren. Da der Lohn mit einem Anteil von 40 bis 60Prozent die entscheidende Kostengröße am Bau ist (bei anderen Investitionsgüter produzierenden Branchen werden hier meist nur etwa 20Prozent erreicht), scheinen “Billiglohnangebote”, basierend auf fachunkundigem Personal, verlockend zu sein. Sie sind förmlich ein Einladung zur Nichteinhaltung gesetzlicher und technischer Vorgaben. Mittel- und langfristig sieht das Bild daher betriebswirtschaftlich gesehen für den Bauherren und volkswirtschaftlich im kommunalen Verbund unerfreulich aus. Qualität hat eben ihren Preis.

Seit 27 Jahren führt der Bauindustrieverband Bremen-Nordniedersachsen e.V. dreimal jährlich eine systematisch angelegte Umfrage bei seinen Mitgliedsfirmen in Bremen und Nordniedersachsen durch, um die Baukonjunktur aktuell und spartenbezogen zu erfassen

Basis der Umfrage: 76 Bauunternehmen aus Bremen und Nordniedersachsen mit rund 6.800 Beschäftigten. Erfaßte Wirtschaftsräume: Land Bremen ldenburg, Wilhelmshaven, Emsland und Nordseeküste.


Quelle und Kontaktadresse:
Bauindustrieverband Bremen-Nordniedersachsen e.V. Bürgermeister-Spitta-Allee 18 28329 Bremen Telefon: 0421/203490 Telefax: 0421/234808

NEWS TEILEN: