Smart City Index 2025: Stuttgart verdrängt Köln von Platz 3
(Berlin) - München ist zum dritten Mal in Folge die smarteste Stadt Deutschlands – aber der Abstand zum Verfolger Hamburg ist nur noch hauchdünn. Stuttgart steigt auf das Siegerpodest und verdrängt Köln vom dritten Platz. Und auch sonst gibt es einige Veränderungen im Digital-Ranking der deutschen Großstädte. So rückt Hannover mit einem Sprung um 34 Plätze auf Rang 7 in die Top 10 vor und hat sich damit binnen eines Jahres so stark verbessert wie noch keine Stadt zuvor. Ebenfalls neu in den Top 10 sind Düsseldorf (Platz 6, Vorjahr: 17), Leipzig (Platz 9, Vorjahr: 23) und Heidelberg (Platz 10, Vorjahr:15). Dagegen fallen Ulm (Platz 11, Vorjahr: 10), Freiburg im Breisgau (Platz 13, Vorjahr: 6), Dresden (Platz 18, Vorjahr: 5) und Lübeck (Platz 19, Vorjahr: 8) aus der Liste der zehn Bestplatzierten heraus. Das sind Ergebnisse des Smart City Index, den der Digitalverband Bitkom in diesem Jahr zum siebten Mal berechnet hat. München erreicht 90,2 von möglichen 100 Punkten (plus 1,9 Punkte), Hamburg kommt auf 89,6 Punkte (plus 5,7) und liegt damit nur noch 0,6 Punkte hinter dem Spitzenplatz. Stuttgart verdrängt mit 88,0 Punkten und einem minimalen Vorsprung Köln vom dritten Platz (87,9 Punkte). Insgesamt werden die Städte digitaler: Haben im vergangenen Jahr noch 79,8 Punkte für eine Top-10-Platzierung ausgereicht und 2023 sogar nur 76,6 Punkte, so sind es nun 84,7 Punkte. Und an der Spitze wird es immer enger, zwischen Platz 1 und 3 liegen nur 2,2 Punkte, zwischen Platz 1 und 10 sind es gerade einmal 5,5 Punkte.
„Deutschlands Städte kommen bei der Digitalisierung in großen Schritten voran. Das gilt für die Spitzenreiter, das gilt vor allem aber auch für die gesamte Breite aller 83 deutschen Großstädte, die wir im Smart City Index untersuchen. Smarte Städte verbessern spürbar die Lebensqualität der Menschen, sei es durch eine effiziente und bürgernahe Verwaltung, durch vielfältige Mobilitätsangebote oder durch einen verbesserten Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Hannover ist eine Ermutigung für alle Städte. Die rasanten Fortschritte innerhalb eines Jahres zeigen, wie sich Digitalisierung voranbringen lässt: ambitionierte Ziele setzen, Maßnahmen entwickeln und – vor allem - umsetzen.“
Auf und ab: Hannover verbessert sich um 34 Plätze, Kaiserslautern rutscht ab
So sind in Hannover (Gesamtranking: 85,8 Punkte) inzwischen 94 Prozent der untersuchten Verwaltungsleistungen nach dem Online-Zugangsgesetz (OZG) digital verfügbar – vor einem Jahr waren es erst 50 Prozent. Zugleich wurde innerhalb eines Jahres unter anderem eine Smart City Datenplattform eingeführt, die Wirtschaft, Wissenschaft und Politik umfangreiche Daten frei zur Verfügung stellt. Das Umweltmonitoring wurde deutlich ausgebaut und eine digitale Beteiligungsplattform für Bürgerinnen und Bürger gestartet, über die bereits mehr als 20 Projekte diskutiert und abgeschlossen wurden.
Ebenfalls stark aufgestiegen ist Bremen (70,6 Punkte), das sich um 29 Plätze auf Rang 42 verbessert hat. Offenbach (68,9 Punkte) konnte um 23 Plätze auf Rang 49 klettern, Bremerhaven (65,7 Punkte) um 18 Plätze auf Rang 58. „Der Smart City Index ist eine Momentaufnahme. Die Beispiele zeigen, dass jede Stadt auch in kurzer Zeit riesige Schritte bei der Digitalisierung machen kann. Man sieht gleichzeitig, dass sich niemand auf dem Erreichten ausruhen kann“, sagt Rohleder.
Entsprechend gibt es einige Städte, die deutlich zurückfallen. So hat Kaiserslautern (59,1 Punkte) 24 Plätze verloren und liegt nun auf Rang 68, Bergisch Gladbach (55,9 Punkte) rutscht um 15 Plätze auf Rang 77. Schlusslicht im Ranking bleibt Salzgitter (42,5 Punkte) auf 83, davor Remscheid (44,2 Punkte) auf Platz 82.
Hidden Champions der Digitalisierung
Schaut man auf die Rankings in den einzelnen Kategorien erreicht Gesamtsieger München auch bei Gesellschaft und Bildung mit 96,2 Punkten den ersten Platz, in der Mobilität schafft die bayerische Landeshauptstadt sogar die volle Punktzahl von 100. Das zweitplatzierte Hamburg erreicht die Topplatzierung bei IT und Kommunikation mit 95,7 Punkten. Aber auch Städte, für die es im Gesamtranking nicht für einen Platz auf dem Siegerpodest reicht, haben Stärken. Nürnberg kommt in der Gesamtwertung auf Platz 8, ist aber spitze bei Verwaltung (97,5 Punkte). Ingolstadt kommt insgesamt auf Platz 28, erreicht aber den ersten Rang bei Energie und Umwelt (86,6 Punkte). In dieser Kategorie fällt auch auf, dass vor allem die kleineren Städte glänzen: 7 der 10 besten Städte in der Kategorie Energie und Umwelt haben weniger als 200.000 Einwohner.
Auch andere Städte schneiden in Einzelkategorien deutlich besser ab als in der Gesamtwertung. So kommt Krefeld in der Gesamtwertung auf Platz 41, erreicht aber in der Kategorie Verwaltung Platz 8. Gelsenkirchen schafft es im Gesamtranking auf Rang 48, liegt aber bei IT und Kommunikation mit Platz 8 ebenfalls in den Top 10. Und Neueinsteiger Cottbus muss sich in der Gesamtschau mit Platz 81 zufriedengeben, liegt aber bei Gesellschaft und Bildung auf Platz 17.
„Der Smart City Index macht die vielfältigen Bemühungen der engagierten Kommunalvertreterinnen und -vertreter und Bürgerinnen und Bürger sichtbar. Die Botschaft ist: Nicht nur die großen Metropolen können Smart City, jede Stadt kann smarter werden“, so Rohleder. Erstmals stellt Bitkom online neben den Detailergebnissen der Städte auch eingereichte Best-Practice-Beispiele zur Smart City vor. „Wir müssen verstärkt etablierte digitale Lösungen fördern und in die Breite bringen“, sagt Rohleder. „Und wir brauchen einen Bewusstseinswandel. Digitale Daseinsvorsorge ist kein Nice-to-have, sondern eine staatliche Kernaufgabe. Das bedeutet auch: Die Smart City muss dauerhaft finanziert werden und darf nicht an kurzfristigen Projektlaufzeiten hängen.“ Zudem fordert Bitkom, den Smart-City-Stufenplan aus dem Juni 2024 zeitnah umzusetzen und eine innovationsfreundliche Vergabe zu ermöglichen, damit Kommunen insbesondere auch von den digitalen Angeboten von Startups und kleinen Unternehmen profitieren können, die sich bislang häufig gar nicht um öffentliche Aufträge bewerben oder bewerben können.
Städte aus Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen vorn, Hessen holt deutlich auf
Wie bereits in den Vorjahren schneiden Großstädte aus Baden-Württemberg deutlich besser ab als der Durchschnitt. Sie erreichen im Mittel 78,2 Punkte (2024: 74,1 Punkte). Dahinter folgen Bayern (75,1 Punkte, 2024: 72,2 Punkte) und Sachsen (74,5 Punkte, 2024: 71,8 Punkte). Hessen hat sich messbar verbessert, von 64,5 auf nun 72,7 Punkte. Unterdurchschnittlich schneiden Rheinland-Pfalz (69,6 Punkte, 2024: 68,1 Punkte), Niedersachsen (68,6 Punkte, 2024: 64,2 Punkte) und Nordrhein-Westfalen (68,5 Punkte, 2024: 66,2 Punkte) ab. Allerdings unterscheidet sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich – so gibt es in Nordrhein-Westfalen 30 Großstädte, in Rheinland-Pfalz nur 5. Für Bundesländer mit weniger als drei Großstädten lässt sich keine Aussage treffen. Überdurchschnittlich schneiden zudem große Städte ab 500.000 Einwohnern ab sowie die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities (MPSC). Über dem Durchschnitt liegen zudem Landeshauptstädte und Universitätsstädte. „Nicht alle Städte haben dieselben Startbedingungen. Aber der Smart City Index zeigt: Mit einer klaren Strategie, eindeutigen Verantwortungen und dem Mut zu Veränderung kann jede Stadt digitaler und smarter werden“, so Rohleder.
Mehr als 13.500 Datenpunkte für 83 Städte
Für den Smart City Index wurden insgesamt 13.529 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert, das sind noch einmal 245 mehr als im Vorjahr. Analysiert und bewertet wurden alle Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. In diesem Jahr sind das 83, eine mehr als noch im Vorjahr, da Cottbus den Status einer Großstadt erreicht hat. Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Die fünf Bereiche fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 163 Parametern (1 mehr als 2024) bestehen – von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote im städtischen Verkehr und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte. Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Davon machten in diesem Jahr erstmals alle Städte gebrauch, die Rücklaufquote liegt damit bei 100 Prozent (Vorjahr: 99 Prozent). Die Daten wurden anschließend von einem Team aus Expertinnen und Experten der Bitkom Research überprüft und validiert. Der Smart City Index wird unterstützt von Visa, PwC Deutschland und Bentley Systems.
Smart City Index als interaktive Online-Anwendung
Das Ranking der 83 deutschen Großstädte mit den Ergebnissen in allen Teilbereichen ist als interaktive Online-Karte unter www.smart-city-index.de verfügbar.
Smart Country Convention: Städte und Regionen gemeinsam smarter machen
Die digitale Transformation von Städten, Regionen und Behörden ist auch Thema der Smart Country Convention. Vom 30. September bis 2. Oktober kommen auf dem Berliner Messegelände mehr als 18.000 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Forschung zusammen, um über aktuelle Herausforderungen für den öffentlichen Sektor zu diskutieren. Es werden mehr als 650 hochkarätige Speaker auf insgesamt sieben Bühnen erwartet, darunter Dr. Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung, und Karin Prien, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zudem erwarten Besucherinnen und Besucher über 400 Aussteller und vielfältige Weiterbildungsangebote direkt vor Ort. Die Kombination aus Kongress, Workshops, Expo und Networking richtet sich an Entscheidungsträger und Beschäftigte aus Verwaltung, Politik, Digitalwirtschaft, Verbänden und Wissenschaft. Weitere Informationen gibt es unter www.smartcountry.berlin.
Quelle und Kontaktadresse:
Bitkom e.V., Andreas Streim, Pressesprecher(in), Albrechtstr. 10, 10117 Berlin, Telefon: 030 27576-0