Pressemitteilung | Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)

Sorge um den usbekischen Journalisten Bobomurod Abdullajew

(Berlin) - Christian Mihr zur aktuellen Situation des Journalisten Bobomurod Abdullajew: "Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit des usbekischen Journalisten und RSF-Stipendiaten Bobomurod Abdullajew. Er wurde am 9. August auf Ersuchen der usbekischen Regierung im zentralasiatischen Kirgistan festgenommen und am Sonnabend an das Nachbarland Usbekistan ausgeliefert, wo die Behörden strafrechtlich gegen ihn ermitteln.

Wir hatten uns schon seit einiger Zeit bemüht, Abdullajew die sichere Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen, was nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie sehr schwierig war. Der Journalist sollte von uns ein Nothilfe-Stipendium erhalten und nach Berlin kommen.

Abdullajew wurde im September 2017 schon einmal in Usbekistan festgenommen. Damals warf ihm der usbekische Geheimdienst unter anderem vor, zum gewaltsamen Sturz der Regierung aufgerufen zu haben. Abdullajew gab an, im Gefängnis gefoltert und so zu falschen Geständnissen gezwungen worden zu sein. Nach siebeneinhalb Monaten in Untersuchungshaft wurde er im Mai 2018 zu 14 Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Ich habe Bobomurod Abdullajew im November 2019 persönlich kennenglernt. Er war einer unserer Auszeit-Stipendiaten und verbrachte drei Monate in Berlin, um sich von Folter und Haft in seiner Heimat zu erholen. Von Berlin aus reiste er nach Kirgistan, um dort an einem Journalismus-Programm der Amerikanischen Universität in Zentralasien teilzunehmen. In Usbekistan hatte Abdullajew als freier Mitarbeiter der unabhängigen Nachrichtenwebseite Ferghana, und Korrespondent von Radio Osodlik (dem usbekischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty) gearbeitet. Fünfzehn Jahre lang hatte er unter Pseudonym kritische Artikel über das Regime des damaligen usbekischen Diktators Islam Karimow veröffentlicht.

Nach dem Tod von Karimow hat sich die Situation für Journalistinnen und Journalisten unter dem seit vier Jahren amtierenden Präsidenten Schawkat Mirsijojew in Usbekistan zwar verbessert, oft bleiben dessen Bekenntnisse zur Pressefreiheit aber bloße Worte. Immer wieder werden kritische Bloggerinnen und Blogger zu Haftstrafen verurteilt. Der Fall Abdullajew zeigt, dass das Regime kritische Stimmen auch im Ausland verfolgt.

Nach einer mehrstündigen Vorladung beim usbekischen Geheimdienst wurde Abdullajew am Wochenende vorerst nach Hause entlassen. Er muss sich regelmäßig bei den Behörden melden und darf ohne Erlaubnis das Land nicht verlassen. Wir befürchten, dass Abdullajew erneut verhaftet werden könnte, sobald die internationale Aufmerksamkeit für den Fall nachlässt.

Bitte setzen Sich gemeinsam mit uns für verfolgte und inhaftierte Kolleginnen und Kollegen wie Bobomurod Abdullajew ein. Mit Ihrer Spende oder durch Ihre Mitgliedschaft ermöglichen Sie unsere Arbeit und setzen ein wichtiges Zeichen für Pressefreiheit weltweit."

Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (ROG) Jennifer Schiementz, Pressereferentin Friedrichstr. 231, 10969 Berlin Telefon: (030) 609 895 33 - 0, Fax: (030) 202 15 10 - 29

(sf)

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