Sozial-Investitionen stärken die Wirtschaft
(Berlin) - In der Debatte um die Zukunft des Sozialstaats sollten die Chancen sozialer Leistungen und deren Wirkung für das Gemeinwesen und die Wirtschaft stärker berücksichtigt werden. „Pflege, Gesundheit und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen sind in erster Linie gesamtgesellschaftliche Aufgaben, denen wir uns gemeinsam stellen müssen“, fordert der Vorsitzende des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), Dr. Ingo Habenicht. Über die Frage, was das grundsätzliche Leistungsniveau beinhalten muss und welche Leistungen individuell abgesichert sein können, lasse sich jedoch diskutieren.
Soziale Angebote ermöglichen Teilhabe am Arbeitsleben
Ein weiterer Aspekt, der nach Ansicht von Habenicht in der öffentlichen Debatte zu kurz kommt, ist die wirtschaftliche Bedeutung eines verlässlichen, solidarischen Sozialstaats: „Professionelle Pflege- oder Kinderbetreuung ermöglichen den Angehörigen die Teilhabe am Arbeitsleben.“ Verlässliche Strukturen und Angebote seien wichtig, damit die Menschen Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Während es einen politischen Konsens gebe, dass es genügend Betreuungsangebote für Kinder gibt und der Ausbau von entsprechenden Plätzen staatlich gefördert wird, werden Kommunen, Träger sowie Pflegebedürftige und ihre Angehörigen mit den Problemen zu oft allein gelassen. Dies spiegle sich auch in der Wahrnehmung der Bevölkerung wider, sagte Habenicht mit Verweis auf den Malteser-Ehrenamtsmonitor. Demnach zeigen sich mehr als drei Viertel der Deutschen besorgt über die Pflegeversorgung in Deutschland. Die wachsende Unsicherheit kann laut Habenicht dann auch Auswirkungen auf das Wahlverhalten haben.
Geld bleibt im Wirtschaftskreislauf
Nach seiner Ansicht werde zunehmend der Eindruck vermittelt, der Sozialstaat sei „ein Klotz am Bein“. „Tatsächlich bleibt das Geld im hiesigen Wirtschaftskreislauf und sichert die Arbeitsplätze sowohl derer, die soziale Leistungen anbieten, als auch der Angehörigen, die von diesen profitieren.“ Doch während weit mehr als ein Fünftel des Bundeshaushalts als Steuerzuschuss in die Rentenkasse fließt, müssten Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit ihren Sozialbeiträgen für Gesundheit und Pflege noch versicherungsfremde Leistungen finanzieren. So entstehe ein verzerrtes Bild bei den Ausgaben. Erforderlich seien daher auf der Finanzierungsseite eine Stärkung des Versicherungsgedankens – etwa durch die Steuerfinanzierung politisch gewollter versicherungsfremder Leistungen, eine stärkere Betonung von Prävention und Eigenvorsorge sowie den Aufbau eines Kapitalstocks zum Ausgleich demografischer Schwankungen. Auf der Leistungsseite brauche es Maßnahmen, um die Effektivität und Effizienz zu verbessern – beispielsweise durch neue Versorgungsformen, den Abbau von Sektorengrenzen, weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD), Invalidenstr. 29, 10115 Berlin, Telefon: 030 8847170-0