Soziale Vermieter: Immer mehr Nachbarschaften sind überfordert
(Schwerin/Hamburg/Kiel) - In vielen Wohnquartieren norddeutscher Wohnungsunternehmen haben sich in den vergangenen zehn Jahren die sozialen Konflikte verschärft. Es mangelt vermehrt an Toleranz unter den Mietern. Gegenüber Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit wächst die Gleichgültigkeit.
Zugenommen haben zudem Altersarmut und Isolation. Eine Durchmischung belasteter Quartiere ist kaum noch möglich, weil nur wenige Menschen wegziehen.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Kurzumfrage unter den VNW-Mitgliedsunternehmen. Demnach bejahten 75 Prozent der Unternehmen die Frage, ob die Zahl der sozialen Konflikte unter der Bewohnerschaft in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sei.
Soziale Vermieter müssen vermehrt gesellschaftliche Problem lösen
„Wenn der Frieden in der Nachbarschaft stirbt, sterben auch Lebensqualität und Gemeinsinn. Die vorstehende Halsschlagader darf nicht das Erkennungszeichen für nachbarschaftlichen Dialog werden. VNW-Unternehmen verstehen sich als soziale Vermieter“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW).
„Sie bieten Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status eine sichere und bezahlbare Wohnung zur Miete an. Allerdings erleben unsere Unternehmen, dass immer mehr Kommunen bei staatlichen Hilfsmaßnahmen kürzen und so die Lösung gesellschaftlicher Probleme auf die Vermieter abwälzen.“
So berichteten die Unternehmen von gestiegenen Herausforderungen, weil unterschiedliche Kulturen in den Quartieren zusammenlebten, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. Hausordnungen würden nicht eingehalten, und es nehme Gleichgültigkeit gegenüber Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit zu, was auch zu einer zunehmenden Vermüllung von Gemeinschaftsflächen führe.
Konflikte werden seltener untereinander im Gespräch gelöst
Ferner fehle unter den Mietern vermehrt die Toleranz dem Anderen gegenüber. Konflikte würden seltener untereinander im Gespräch gelöst. Stattdessen werde der Vermieter früh eingeschaltet. Dabei seien Erwartungshaltung einiger Mieter an eine Lösung des Konflikts in ihrem Sinne sehr hoch.
Werde der Konflikt dann nicht unverzüglich gelöst oder es sei auf Basis des Mietvertrages keine Hilfe möglich, wachse die Enttäuschung, so der VNW-Direktor.
Menschen weniger zu nachbarschaftlicher Hilfe bereit
„Diese Entwicklung geht einher mit einem Rückgang an Bereitschaft zu nachbarschaftlicher Hilfe. Es gibt weniger Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement.“ Zugleich werde mehr vom Vermieter erwartet. Die Ansprüche an den Zustand, die Lage und die Größe der Wohnung im Verhältnis zur (teils sehr geringen) Grundmiete seien deutlich gestiegen.
Nach den Worten von VNW-Direktor Andreas Breitner haben Altersarmut und damit verbunden Angst sowie Isolation und Vereinsamung in den vergangenen zehn Jahren zugenommen.
Soziale Durchmischung in einigen Quartieren kaum mehr möglich
In einigen Quartieren sei eine soziale Durchmischung kaum mehr möglich, stellt VNW-Direktor Andreas Breitner fest. „Weil kaum jemand umzieht, gibt es wenige Möglichkeiten, die Nachbarschaft zu stabilisieren. Betroffen sind vor allem Bestände mit einer hohen Zahl an Belegungsbindungen.“
„Die Probleme sollten allen eine Warnung sein. Unser Land braucht
Zuwanderung“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Allerdings benötigen wir auch mehr Ehrlichkeit im Umgang mit den damit einhergehenden Problemen. Es gibt viele Erfolgsgeschichten – aber eben auch viele Menschen, denen die Integration in unsere Gesellschaft schwer fällt.“
Wenn der Staat sich aus den Quartieren zurückziehe, gefährde er den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft, sagt der VNW-Verbandsdirektor. „Bei aller Notwendigkeit, sparsam mit dem Steuergeld umzugehen: Wer bei Hilfsangeboten im Bereich des Wohnens spart, legt die Axel an den Zusammenhalt in unserem Land.“
Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V., Oliver Schirg, Pressesprecher(in), Tangstedter Landstr. 83, 22415 Hamburg, Telefon: 040 520110