Pressemitteilung | Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD)

Sozialwirtschaft muss vor Cyber-Angriffen geschützt werden

(Berlin) - Die weltpolitische Lage und die fortschreitende Digitalisierung verstärken auch in der Sozialwirtschaft das Risiko von Cyberangriffen. Laut der aktuellen TÜV Cybersecurity Studie 2025 waren im vergangenen Jahr 15 Prozent der befragten Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs – ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Vor diesem Hintergrund sensibilisierten Vertreterinnen und Vertreter von Diakonie und Caritas bei einem gemeinsamen Online-Fachkongress für zentrale Handlungsfelder und forderten von der Politik klare Rahmenbedingungen.

Unklare Vorgaben sorgen für Unsicherheit
„Die EU-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS-2) soll die Cybersicherheit von Unternehmen und Organisationen stärken“, erläuterte Dr. Friederike Mussgnug, Leiterin des Zentrums Recht und Wirtschaft der Diakonie Deutschland. „Dabei verpflichtet sie die Unternehmen zu Maßnahmen des Risikomanagements, zur Anpassung von Geschäftsprozessen und zur Einhaltung von Meldepflichten bei Sicherheitsvorfällen. Wie Deutschland diese Anforderungen konkret umsetzt – und für welche Arbeitsfelder der Sozialwirtschaft sie letztlich gelten – ist jedoch weiterhin unklar.“ Die jetzige Situation sorge gerade bei Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege für Verunsicherung. Insbesondere sei ungeklärt, welcher Investitionsbedarf im Bereich Cybersicherheit besteht, welche Investitionen angemessen sind und wie die Unternehmen diese refinanzieren können. Johannes Landstorfer, Koordinator für die digitale Agenda beim Deutschen Caritasverband, bringt das Spannungsfeld folgendermaßen auf den Punkt: „Ohne digitale Systeme ist die soziale Arbeit und Pflege heute fast nicht mehr vorstellbar. Auch die Politik fordert von uns beispielsweise die Einführung der elektronischen Patientenakte und die Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Die äußerst sensiblen Daten in unseren Beratungsstellen und Pflegeeinrichtungen erfordern sehr hohe Sicherheitsanforderungen - gleichzeitig wird ausreichende IT-Sicherheit in aktuellen Finanzierungsmodellen nicht berücksichtigt. Wir müssen als Gesellschaft digitale Dienste unbedingt mit dem entsprechenden Schutz anbieten."

Für den Angriffsfall vorbereiten
„Auch wenn einzelne Einrichtungen nicht unmittelbar von der Regulierung betroffen sein sollten, ist der Schutz vor Cyberangriffen unverzichtbar“, betont Gerhard Müller, Community-Manager im Caritas-Netzwerk IT. Der Handlungsdruck sei enorm und nehme mit der zunehmenden Digitalisierung weiter zu. Es brauche technisches Know-how, klare Strategien und gezielte Investitionen in digitale Infrastrukturen. Torben Hardt vom Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. unterstrich die Bedeutung einer strukturierten Notfallvorsorge: „Cybersicherheit muss genauso ernst genommen werden wie der Brandschutz.“ Nach einem Angriff auf den Verband hat er gemeinsam mit einem IT-Dienstleister die komplette Infrastruktur für rund 10.000 Mitarbeitende neu aufgebaut.

Cybersicherheit muss priorisiert werden
Christian Schultz, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem, forderte, das Thema Cybersicherheit auf Vorstandsebene zu verankern: „Die Zahl der Angriffe steigt. Wir brauchen Notfallpläne für einen Systemausfall – abgestimmt auf die jeweiligen Fachbereiche.“ Rolf Baumann, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Ökonomie beim Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), mahnt: „Zur Aufrechterhaltung der Versorgung braucht es Notfallpläne, wie man ohne digitalen Zugriff arbeiten oder mit den Systemen in kurzer Zeit in andere Umgebungen wechseln kann. Cybersicherheit darf nicht allein der IT-Abteilung überlassen werden. Sie ist ein strategisches Thema, das auf Vorstandsebene behandelt werden muss. Sozialunternehmen, die die Infrastruktur nicht selbst vorhalten könnten, sollten kooperieren.“

Nächster Kongress in Planung
Der Fachkongress Cybersecurity wurde vom Deutschen Caritasverband, der Diakonie Deutschland, dem Caritas-Netzwerk IT, dem Bundesverband diakonischer Einrichtungsträger V3D sowie der Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg durchgeführt. An der ersten Veranstaltung dieser Art nahmen über 100 Führungskräfte aus der Sozialwirtschaft teil. Nach der digitalen Auftaktveranstaltung soll es im kommenden Jahr am 11./12. Juni eine Präsenzveranstaltung geben.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD), Invalidenstr. 29, 10115 Berlin, Telefon: 030 8847170-0

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