Pressemitteilung | Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (DBL)

Sprachförderung als Förderfalle? / Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen brauchen logopädische Therapie

(Frechen) - „Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen brauchen eine gezielte Therapie. Mit einer allgemeinen Sprachförderung ist die Heilung einer Sprachstörung nicht möglich“, sagte die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie, Dr. Monika Rausch, heute (29. November 2006) im Rahmen eines Symposiums zum Thema Sprachförderung und Sprachtherapie in Köln. Aufgrund der schlechten Kassenlage im Gesundheitswesen gebe es die Tendenz, die Versorgung betroffener Kinder mit notwendigen individuellen Therapien durch Sprachfördermaßnahmen im Kindergarten zu ersetzen. Dies führe dazu, dass diese Kinder ihre Störungen bis zur Einschulung nicht überwinden können. Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreiben lernen sowie allgemeines Schulversagen seien mögliche Folgen.

„Entscheidend ist, die Kinder mit echten Sprachstörungen durch eine professionelle Diagnostik von denjenigen zu unterscheiden, deren Sprachauffälligkeiten keinen Krankheitswert besitzen. Dies ist bisher leider häufig nicht der Fall“, so die dbl-Präsidentin.

Verantwortlich für die immer häufiger zu beobachtende Fehlversorgung von Kindern mit krankhaften Sprachstörungen seien oft auch falsche Vorstellungen über deren Ursachen. So sei der Mythos verbreitet, diese seien eine Folge mangelnder sprachlicher Anregung, zum Beispiel bei Kindern von Eltern mit Migrationshintergrund oder in sozial schwierigen Lebenssituationen. „Diese Vermutung ist nachweislich falsch. Sprachstörungen sind keinesfalls eine Folge von Mehrsprachigkeit oder sozialer Verwahrlosung, sondern in der Regel angeboren. Es gibt sie in allen sozialen Schichten“, so Dr. Rausch.

Wissenschaftliche Studien belegen, so Dr. Rausch, dass 10-12% der Kinder eines Jahrgangs von therapiebedürftigen Sprachstörungen betroffen sind. Einen allgemeinen Förderbedarf aufgrund von mangelnden sprachlichen Anregungen oder einem zu geringen Kontakt zur deutschen Sprache wiesen je nach Untersuchung 10 bis 30 Prozent der Kinder auf. „Nur für letztere sind Sprachförderprogramme im Kindergarten, wie sie beispielsweise der Bundesparteitag der CDU gestern gefordert hat, eine sinnvolle Maßnahme, so Dr. Rausch.

Unter dem Motto „Sprachentwicklung in Deutschland: Sprachförderung – Sprachtherapie“ treffen sich am heutigen Mittwoch in Köln zwischen 14.00 und 18.00 Uhr über 100 Experten und Verantwortliche aus Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen zu einem Symposium. Zentrales Thema ist die Frage, wie Synergien zwischen den verschiedenen Bereichen genutzt werden können, um möglichst vielen Kindern zu helfen, ihre sprachlichen Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln. Eingeladen hat der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl).

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (DBL) Lucas Rosenthal, Geschäftsführer Augustinusstr. 11a, 50226 Frechen Telefon: (02234) 691153, Telefax: (02234) 965110

(sk)

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