Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Staatsregierung muss Alternativen zulassen / BLLV begrĂŒĂŸt Diskussion um Gemeinschaftsschule in Bayern / BLLV -PrĂ€sident Klaus Wenzel: "Wir mĂŒssen Alternativen schaffen fĂŒr alle, die sie wollen"

(MĂŒnchen) - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrĂŒĂŸt die aktuelle Diskussion um eine Öffnung des strikten dreigliedrigen Schulsystems in Bayern ausdrĂŒcklich. "Dadurch erhĂ€lt das BLLV -Konzept der Regionalen Schulentwicklung in der Schulpraxis eine echte Chance. Es mĂŒssen endlich Möglichkeiten geschaffen werden, SchĂŒlerinnen und SchĂŒler lĂ€nger gemeinsam zu unterrichten", erklĂ€rte BLLV -PrĂ€sident Klaus Wenzel heute (27. Oktober 2010) in MĂŒnchen. "Eltern und SchĂŒler sollten wĂ€hlen dĂŒrfen." Aus Sicht des BLLV ist es denkbar, neben einem weiterentwickelten Gymnasium die Gemeinschaftsschule als Alternative anzubieten, fĂŒr alle, die sie wollen: "Eine Schule, die AbschlĂŒsse bis hin zum Abitur, lĂ€ngeres gemeinsames Lernen und WohnortnĂ€he ermöglicht." Beide Schulformen - Gymnasium und Gemeinschaftsschule - mĂŒssten optimal ausgestattet werden und zeitgemĂ€ĂŸe Lerninhalte vermitteln. Am heutigen Mittwoch (27. Oktober 2010) befasst sich voraussichtlich der Bayerische Landtag mit dem Thema.

Mit der Ermöglichung eines alternativen Schulmodells wie der Gemeinschaftsschule könnten viele Probleme gelöst werden: "Die Schulen wĂŒrden vom Sortierauftrag befreit, ein neuer Lern- und Leistungsbegriff könnte etabliert werden. Zudem könnten auch Schulstandorte erhalten und WohnortnĂ€he geschaffen werden. Nicht zuletzt wĂŒrde eine neue Förderkultur entstehen, in der Eltern Erfahrungen sammeln könnten, die sie bislang nicht haben. "Sie kennen keine andere Schule und wissen daher auch nicht, dass in einer Gemeinschaftsschule kein Kind zu kurz kommt", betonte der BLLV -PrĂ€sident. SelbstverstĂ€ndlich dĂŒrften bestehende Schularten keinerlei Nachteile erfahren.

Wenzel appellierte an die Bayerische Staatsregierung, sich dieser Entwicklung nicht lĂ€nger zu verschließen. "Es ist lĂ€cherlich und gefĂ€hrlich, den Wunsch vieler Eltern, SchĂŒler und Lehrer mit dem Argument, man wolle keine Einheitsschule, abzuschmettern. Die Menschen durchschauen die Rhetorik des Kultusministeriums lĂ€ngst und wissen, dass niemand eine Einheitsschule will." Eltern, SchĂŒler und Lehrer wollen aber eine moderne Schule, die vor allem die BedĂŒrfnisse der SchĂŒler in den Mittelpunkt stellt. "Sie wissen auch, dass es an bayerischen Schulen sehr schwierig ist, Kinder tatsĂ€chlich individuell zu fördern. Das liegt nicht an den LehrkrĂ€ften, die sich sehr bemĂŒhen, sondern an den mangelnden Voraussetzungen: Es fehlen qualifiziertes Personal, Zeit und deutlich kleinere Gruppen und Klassen." Individuell gefördert werde in Bayern vor allem außerhalb der Schule, in teueren Nachhilfeinstituten. "Eltern sind so gezwungen, VersĂ€umnisse der bayerischen Schul- und Bildungspolitik privat zu subventionieren."

Der BLLV -PrĂ€sident warf Spaenle vor, den Begriff der individuellen Förderung zu missbrauchen: Im pĂ€dagogischen Sinn bedeute individuelle Förderung eine Individualisierung des Unterrichts. "Die kann mangels Voraussetzungen an bayerischen Schulen nicht stattfinden. Stattdessen werden SchĂŒler nach `LeistungÂŽ bzw. `BegabungÂŽ auf verschiedene Schultypen sortiert. Das hat mit individueller Förderung nichts zu tun."

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 MĂŒnchen Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

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