Pressemitteilung | Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein

STIKO empfiehlt Windpockenimpfung / Krankenkassen zahlen nicht

(Bad Segeberg) - „Es ist ein Skandal, dass Krankenkassen in Schleswig-Holstein darüber entscheiden, ob Kinder gegen Windpocken geimpft werden“, erklärt Dr. Michael Kinet, Kinderarzt aus Rendsburg und Vorstandsmitglied im Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Pro Tag erkundigen sich etwa 500 Eltern in den Kinderarztpraxen des Landes nach den notwendigen Impfungen für ihre Kinder, von denen viele kurz vor dem Eintritt in den Kindergarten stehen und die Windpockenimpfung dringend brauchen. „Viele sind überrascht, wenn wir sagen müssen, dass die Kassen diese Impfung nicht bezahlen. Den Impfstoff für 48,- Euro und die Impfleistung des Arztes mit 15-20 Euro können sich viele nicht leisten und lassen die Kinder oft ungeschützt“, erklärt Kinet.

Der Grund liegt in einer Sondervereinbarung in den Impfverträgen für Schleswig-Holstein, die die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) mit den Krankenkassen verhandelt hat. Demnach ist es den Krankenkassen überlassen, erst nach sechs Monaten darüber zu entscheiden, ob sie die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) übernehmen. Das Gremium, an dem auch Krankenkassenvertreter teilnehmen, hat die Windpockenimpfung Mitte des Jahres als Standardimpfung in den Impfkalender aufgenommen. In Ländern wie Sachsen und Rheinland-Pfalz werden Impfkosten automatisch übernommen, wenn sie von der STIKO empfohlen werden.

„Wir haben in den Vertragsverhandlungen stets versucht, diese Klausel aus den Impfverträgen herauszunehmen“, erläutert KV-Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Bittmann, „doch es ist uns nicht gelungen. Die Kassen wollen es sich vorbehalten, welche Impfungen sie bezahlen.“ Für August seien nun Vertragsverhandlungen terminiert. Dabei ist sich Bittmann sicher, dass die Krankenkassen in Schleswig-Holstein die Kosten für Windpockenimpfung übernehmen werden.

Windpocken sind eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die zu 60 Prozent im Kindergartenalter auftritt. Etwa 10 Prozent der Erwachsenen erkranken an diesem Virus, der dann neben hohem Fieber zu einer Lungenentzündung führen kann. Laut Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte kommt es jährlich in Deutschland zu durchschnittlich 10 Todesfällen. Die STIKO empfiehlt die Schutzimpfung vom 11. Lebensmonat bis zum 17. Lebensjahr.

Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Bismarckallee 1-3, 23795 Bad Segeberg Telefon: 04551/8830, Telefax: 04551/883209

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