Pressemitteilung | DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.

Stolzes Plus in der Ausbildungsbilanz / 298.990 neue Ausbildungsverträge registriert

(Berlin) DIHT-Hauptgeschäftsführer Schoser (4.10) Im IHK-Bereich wurden bis zum 30.September 298.990 neue Ausbildungsverträge registriert. Das sind rund 28.500 mehr als im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt, also eine Steigerung von 10,5 Prozent. DIHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Franz Schoser sprach von einem "stolzen Plus" in der Bilanz.



Statement von DIHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Franz Schoser am 4. Oktober 1999:

Lassen Sie mich zunächst auf den derzeitigen Stand bei den neuen Ausbildungsverträgen eingehen. Die Zahlen sprechen für sich: Im IHK-Bereich haben wir bis zum 30.September 298.990 neue Ausbildungsverträge registriert. Das sind rund 28.500 mehr als im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt, also eine Steigerung von 10,5 Prozent. Zieht man davon die Verträge im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung ab, dann bleibt immer noch ein stolzes Plus von 282.803 betrieblichen Ausbildungsverträgen, oder in Prozent ausgedrückt: + 4,5 Prozent. In den neuen Bundesländern sieht es mit + 4,7 Prozent reiner betrieblicher Ausbildungsplätze sogar etwas besser aus als in den alten Bundesländern mit + 4,5 Prozent. Damit haben wir einen klaren Zuwachs an neuen Ausbildungsverträgen, der über der demographischen Steigerung liegt. Das ist ein großer Erfolg.



In den letzten Jahren, zwischen 1994 und 1998 haben die Unternehmen in Industrie und Dienstleistungen ihre Ausbildung um mehr als 20 Prozent gesteigert. Wer das Versagen der Wirtschaft oder "Versprechen nicht eingelöst" nennt, handelt unseriös und fahrlässig.



Der DIHT hat immer deutlich gemacht, wie entscheidend moderne zukunftsfähige Berufsbilder sind, um neue Unternehmen für die Ausbildung zu gewinnen und den Jugendlichen entsprechende Zukunftschancen zu bieten. Ein paar Zahlen werden dies belegen: Wir haben bis Ende August dieses Jahres 24.000 neue Ausbildungsverträge nur in den seit 1996 neu entwickelten Berufen gezählt. Ich darf daran erinnern, dass es im letzten Jahr zum selben Zeitpunkt "nur" rund 13.500 Verträge waren. Die intensiven Aktionen der Industrie- und Handelskammern (IHKn) vor Ort haben dazu beigetragen, mehr als 3.500 Unternehmen nur durch diese Berufe für die Ausbildung zu gewinnen. Auch hierzu die Vergleichszahlen des letzten Jahres. Damals waren es "nur" rund 2.100 neue Betriebe. Insgesamt haben sich bis Ende August über 18.300 Betriebe zum ersten Mal für den Einstieg in die betriebliche Ausbildung entschieden, 1998 waren es 15.700.



Eine kurze Erfolgsstory ausgewählter Berufe zeigt diegute Entwicklung: Bei den Informations- und Kommunikations-Technologie-Berufen (IT) haben wir bereits bis Ende August den Endstand des letzten Jahres deutlich hinter uns gelassen. Über 1.700 Unternehmen haben sie zum Anlass genommen, erstmalig Ausbildungsplätze bereitzustellen. Auch die Verträge beim Automobilkaufmann haben sich im Vergleich zu der August-Erhebung des letzten Jahres nahezu verdoppelt. Beim Mechatroniker liegt die Zwischenbilanz bei dem 3,5-fachen Wert des Vorjahres.



Sie sehen, wie entscheidend die neuen Berufe für die Weiterentwicklung und Modernisierung des Ausbildungssystems sind. Wir erwarten noch rund 25 neue Berufe in den nächsten Jahren. Die ständige Modernisierung der Berufsbilder ist notwendig, damit der Wandel in der Arbeitswelt sich in den Ausbildungsinhalten widerspiegelt. Hier sind wir auf einem guten Weg. Ebenso wichtig ist aus unserer Sicht aber auch eine Strukturreform der beruflichen Bildung. Unsere Vorschläge für mehr Flexibilität haben wir vor wenigen Monaten als "Leitlinien Ausbildungsreform" vorgestellt. Unser Modell der drei Freiheiten bezieht sich auf - wenn auch eingeschränkte -Wahlmöglichkeiten bei den Ausbildungsinhalten, bei der Ausbildungsdauer und bei den Prüfungsterminen. Unser duales System der Berufsausbildung ist reformfähig. Bei Festhalten am Berufsprinzip und dem Ziel der Berufsfähigkeit kann mehr Flexibilität und Differenzierung die Ausbildungspotentiale insbesondere des Mittelstands ausschöpfen und die Begabungs- und Leistungspotentiale der Jugendlichen besser fördern. Ich bin guten Mutes, dass bei den Bündnisgesprächen zur Aus- und Weiterbildung bald weitere Fortschritte erzielt werden können.



Lassen Sie mich noch einige Worte zum Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit sagen. Niemand in der Wirtschaft hat etwas gegen öffentliche Hilfen für junge Leute, die bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erfolglos waren. Positiv sehen wir, dass viele Jugendliche, die praktisch nicht mehr ansprechbar waren, durch die Kampagne für eine der zahlreichen Bildungsmaßnahmen motiviert werden konnten. Wir kritisieren aber, dass beim Sofort-programm die Problemgruppen insgesamt weitgehend verfehlt wurden. So werden 53 Prozent der öffentlich finanzierten außerbetrieblichen Lehrstellen von Jugendlichen mit mittlerem oder höherem Schulabschluss besetzt. Das aber ist die Klientel, die in die freien Lehrstellen vermittelt werden könnte. Zudem sehen wir ein eklatantes Missverhältnis darin, dass im Rahmen des Sparpakets 2 Millionen DM für die Lehrstellenwerbung in den Neuen Bundesländern eingespart werden sollen, während für das Sofortprogramm wiederum 2 Milliarden DM locker gemacht werden.



Dass uns die jungen Leute ohne Ausbildung nicht gleichgültig sind, zeigt auch unser Engagement beim Ausbildungskonsens im Rahmen des Bündnisses für Arbeit. "Jeder junge Mensch, der kann und will, wird ausgebildet" - so das Versprechen der Bündnispartner. Wenn wir in den einzelnen Regionen nun aussagekräftige Zahlen zu den noch unversorgten Bewerbern haben, finden überall im Lande regionale Ausbildungskonferenzen statt. Die Industrie- und Handelskammern werden gemeinsam mit den übrigen Bündnispartnern vor Ort zusätzliche Aktivitäten starten, um auch denjenigen, die vielleicht nur Pech gehabt haben, zu einer Ausbildung zu verhelfen. Ich bin gespannt, welchen Beitrag die Gewerkschaften hierzu leisten wollen. Gemeinsame Aktivitäten, nicht Schuldzuweisungen - das muss die Devise sein, damit der Ausbildungskonsens zu einem Erfolg wird.

Quelle und Kontaktadresse:
DIHT

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