Strom 20 Prozent teurer: Preistreiber ist vor allem die Steuer
(Hannover) Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. (VEA), Hannover, belegt mit seinem neusten Strompreisvergleich dramatische Preissteigerungen beim Strombezug für mittelständische Industriekunden. Insgesamt ist Strom in den letzten 12 Monaten um 20 Prozent teurer geworden. Rund die Hälfte der Preissteigerung geht zu Lasten der Stromsteuer. Sie wurde zu Jahresbeginn von 0,36 Ct/kWh um 241 Prozent auf 1,23 Ct/kWh angehoben. "Die Bundesregierung kann den Unternehmen nicht immer neue Belastungen aufbürden und gleichzeitig mit dem baldigen Aufschwung rechnen. Bei der jetzt anstehenden Steuerreform sollte die Rücknahme dieser exorbitanten Erhöhung Priorität haben. Energie muss für das produzierende Gewerbe bezahlbar sein", so Dr. Volker Stuke, Geschäftsführer des VEA.
Die Studie belegt einmal mehr, dass von einem freien Strommarkt in Deutschland keine Rede sein kann. Etwa 40 Prozent der Stromkosten werden durch die Entgelte für die Netznutzung verursacht. Diese sachfremden Kosten nutzen viele Energieversorger zur Quersubventionierung und damit zur Ausschaltung der Konkurrenz. "Solange die Netze in den Händen der Stromversorger sind, werden diese die Gebühren auch weiterhin künstlich hoch halten, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten", so Stuke. Eine Entspannung der Lage erhofft sich der VEA jedoch von der geplanten Regulierungsinstanz. "Wichtig ist, dass der Regulierer schnell kommt, dass er unabhängig ist und dass er weit reichende Kompetenzen hat. Nur dann kann die Preisspirale durchbrochen werden."
Der Wettbewerb auf dem Strommarkt erlahmt nach Beobachtungen des VEA. "Viele Kunden sind erst bei beachtlichen Preisunterschieden zu einem Wechsel bereit. 80 Prozent der Erzeugungskapazitäten liegen aber in der Hand von nur vier Unternehmen, nämlich RWE, e.on, Vattenfall und EnBW. Bei so einem mächtigen Oligopol ist mit großen Preisdifferenzen nicht zu rechnen", befürchtet Stuke. Er fordert die Kunden auf, flexibler zu sein, Wechselbereitschaft zu signalisieren und somit den Druck auf die Versorgungsunternehmen zu erhöhen.
Energie im Osten erheblich teurer
Der aktuelle VEA-Strompreisvergleich untersucht 50 Netzgebiete, in denen etwa zwei Drittel des deutschen Stromverbrauchs anfallen. Ermittelt werden die von den Kunden zu erzielenden Komplettpreise vor Steuern. Nach wie vor ist der durchschnittliche Strompreis in den neuen Bundesländern mit 7,53 Ct/kWh deutlich über dem mittleren Preis in den alten Bundesländern (6,91 Ct/kWh). Die günstigsten Netzgebiete sind derzeit: EWR Worms, HEAG Darmstadt und GEW RheinEnergie Köln.
Die teuersten Versorger in den alten Bundesländern sind immer noch die Gleichen: Schleswag Rendsburg, EAM Kassel und Avacon (Niedersachsen). Die teuersten Versorgungsgebiete in Ostdeutschland und auch insgesamt sind TEAG Erfurt, Avacon (Sachsen-Anhalt), Wemag Schwerin und e.dis Fürstenwalde. Verantwortlich für das Preisgefälle sind vor allem die deutlich höheren Netznutzungsentgelte in den neuen Bundesländern. "Generell müssen die Kunden mit regional unterschiedlichen Strompreisen leider leben", bekräftigt Stuke. Aber bei nahezu allen Versorgern seien im Rahmen von bundesweiten Ausschreibungen und Verhandlungen individuelle Nachlässe möglich.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. ( VEA )
Zeißstr. 72, 30519 Hannover
Telefon: 0511/98480, Telefax: 0511/9848-188
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