Studie zu Krankenrückkehr-Gesprächen: Vorgesetzte mit Fingerspitzengefühl sind gefragt
(Düsseldorf) - Krankenrückkehrgespräche sind ein neues und weit verbreitetes Instrument der Personalpolitik. Die heftige Diskussion um dieses Führungsinstrument zeigt, dass es für die Einen eine Jagd auf Kranke, für die Anderen aber auch eine Möglichkeit der Gesundheitsförderung darstellt. Besonders umstritten sind die Rückkehrgespräche, bei denen mit jeder erneuten krankheitsbedingten Abwesenheit, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums auftritt, die nächst höhere Gesprächsstufe erreicht wird (vom mahnenden Finger zum Paragraphen). Diese kontroverse Diskussion ist jedoch überwiegend von Annahmen geprägt. Eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie der Universität Köln unter Leitung von Prof. Dr. Holger Pfaff liefert erstmals repräsentative Daten zu den Rückkehrgesprächen.
Das Forschungsteam mit Claudia Kaiser und Holger Krause führte eine bundesweite Unternehmensbefragung und eine Betriebsfallstudie in der Automobilbranche durch. Die Befragung zeigt, dass Rückkehrgespräche in der Autoindustrie inzwischen sehr weit verbreitet sind. Eine Reduktion der Fehlzeiten ist aber nur dann zu beobachten, wenn dies konsequent und systematisch geschieht. Die Betriebsfallstudie bestätigt die Vermutung, dass die Meinung über die Krankenrückkehrgespräche in der Belegschaft geteilt ist.
Ein Teil (jeder Dritte) erlebt sie als positiv und hilfreich, ein etwas kleinerer Teil (jeder Fünfte) als Belastung. Als belastend erlebte Rückkehrgespräche wirken sich negativ auf die Gesundheit aus, positiv erlebte Gespräche fördern sie. Ein großer Teil der Mitarbeiter steht den Gesprächen neutral gegenüber: Sie schaden in ihren Augen nicht, sie helfen aber auch nicht wirklich weiter. In der Tat zeigen die Ergebnisse, dass die Rückkehrgespräche von den Vorgesetzten kaum zur Verbesserung der gesundheitlichen Arbeitsbedingungen eingesetzt werden.
Das Forschungsteam leitet aus der Studie Empfehlungen für Akteure der betrieblichen Gesundheitspolitik ab: Erstens sollten Rückkehrgespräche mehr als Mittel der Gesundheitsförderung genutzt, andernfalls sollte lieber darauf verzichtet werden. Zweitens wird empfohlen, die Rückkehrgespräche konsequent in ein Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung einzubauen. Die dritte Empfehlung spricht sich für eine Flexibilisierung der Handhabung des Instrumentes aus. Es sollte für die Führungskraft die Möglichkeit geben, z.B. bei Schwerkranken regelgeleitete Ausnahmen zu machen. Auf diese Weise kann der Vorgesetzte das Instrument mit Fingerspitzengefühl einsetzen und dennoch eine gleichmäßige, transparente Konzeptumsetzung erreichen.
Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/77780, Telefax: 0211/7778120
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