Studie zu Trends in der Verfahrenstechnik
(Berlin) - Der Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat eine Studie zu Trends in der Verfahrenstechnik durchgeführt. Zielsetzung des Fachverbandes ist es, durch regelmäßige Erhebungen technische und wirtschaftliche Branchentrends zu erfassen, um damit die Mitglieder auf anstehende Entwicklungen hinzuweisen. Im Frühjahr 2004 haben sich 35 Unternehmen und 19 Hochschullehrer zu ihren Erwartungen für die nächsten zwei bis vier Jahre in einem Fragebogen geäußert.
Automatisierung
Die Automatisierung verfahrenstechnischer Maschinen und Apparate schreitet weiter voran. Bis 2008 werden 30 bis 40 Prozent aller verfahrenstechnischen Maschinen und Apparate mit intelligenten Diagnosesystemen und/oder In-situ-Produktqualitätsmesstechnik ausgestattet sein. Noch weiter verbreitet wird die Möglichkeit zur Fernüberwachung sein, zumal diese die Servicemöglichkeiten unterstützt und von den Anwendern zunehmend gefordert wird. Basis für diese Möglichkeiten ist die Datenübermittlung innerhalb der Maschinen und Apparate und zu den übergeordneten Steuerungssystemen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass Bus- oder Ethernettechnologie bis 2006 in mehr als 60 Prozent aller Maschinen und Apparate stecken wird.
Um die Automatisierung weiter zu verbessern, fordern die Hersteller weitere Verbesserungen bei den Sensoren, z. B. zur Feuchtemessung oder zur Messung verschiedener mechanischer Größen. Außerdem wurden Forderungen nach Verbesserungen an bestehenden Sensoren laut, z. B. nach Miniaturisierung oder Selbstüberwachung. Die Hochschullehrer forderten Verbesserungen bei der Partikelmesstechnik.
Verfahrenstechnische Prozesse
Innovationen bei verfahrenstechnischen Prozessen werden von Herstellern und Hochschullehrern gleichermaßen vor allem in den Bereichen Sensorik und Steuerungstechnik erwartet. Während der Mikroverfahrenstechnik von den Herstellern nur geringe Bedeutung für die nächsten Jahre zugemessen wird, halten die Professoren diese für das drittwichtigste Innovationsfeld.
Werkstoffe
Stahl ist und bleibt der wichtigste Werkstoff bei der Herstellung verfahrenstechnischer Maschinen und Apparate. Wenn den Hochschullehrern eine höhere Kompetenz hinsichtlich der Vorhersage der Entwicklung zugebilligt wird, müssen die Hersteller unter anderem den Keramiken mehr Bedeutung zumessen und die Einsatzmöglichkeiten nochmal überprüfen.
Umfeldveränderungen
Ausgelöst werden können Innovationsprozesse durch Umfeldveränderungen, die bisher nicht genutzte Inventionen interessant erscheinen lassen oder neue Inventionen anregen. Die Erwartungen bzgl. solcher Umfeldveränderungen beziehen sich vor allem auf die Veränderung rechtlicher Rahmenbedingungen, insbesondere beim Umweltrecht, bei Sicherheitsvorschriften oder der Chemikalienrichtlinie. Ferner wird vom Kostendruck, hervorgerufen durch Rohstoff- und Energieknappheit, internationale Konkurrenz und im internationalen Vergleich hohe Arbeitskosten, eine Innovationswirkung erwartet. Seitens der Professoren wird die Gefahr der Verknappung qualifizierten Personals angeführt.
Märkte
Hinsichtlich der Entwicklung der Märkte ergibt sich sowohl für den Absatz verfahrenstechnischer Maschinen und Apparate als auch für deren Produktion sowie für die Beschaffung von Komponenten ein weitgehend einheitliches Bild. Es ist zu erwarten, dass Westeuropa und vor allem Deutschland leicht an Bedeutung verlieren werden. Stark an Bedeutung gewinnen werden die EU-Beitrittsländer und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie Ost- und Südostasien. Besonders hervorgehoben wurde in den EU-Beitrittsländern Polen und Tschechien, aber auch Slowenien, Ungarn und die Slowakei fanden mehrfach Erwähnung. Vereinzelt wurde deutlich gemacht, dass bei der Produktion in den am weitesten entwickelten EU-Beitritts¬ländern (Polen, Slowenien) nur bis 2006 noch mit einem Wachstum gerechnet wird. In Asien wurde vor allem die Bedeutung Chinas hervorgehoben und außerdem noch Indien erwähnt.
Marketingtrends
Hinsichtlich der Marketingtrends wurde zum einen nach Entwicklungen der Absatzkanäle, zum anderen nach Instrumenten des Investitionsgütermarketings gefragt. Bei der Beurteilung der Absatzkanäle fällt auf, dass der direkte, persönliche Kontakt zu den Kunden von vielen Herstellern als wichtig hervorgehoben wird. Internetmarktplätzen wird von den Herstellern keine nennenswerte Bedeutung zugemessen. Bei den Instrumenten des Investitiongütermarketings fällt auf, dass dem Außendienst entsprechend der hohen Beurteilung direkter Kontakte die höchste Bedeutung zugemessen wird. An zweiter Stelle stehen Fachmessen. Außerdem messen viele Hersteller der Ansprache ihrer Kunden auf indirekter, fachlicher Ebene eine hohe Bedeutung zu, z. B. durch Beiträge in Fachzeitschriften oder Vorträge auf Seminaren.
Kundenanforderungen
Bei den produktbegleitenden Dienstleistungen werden erwartungsgemäß die produktnahen, klassischen Dienstleistungen Ersatzteilservice und Wartung, Instandhaltung, Kundendienst am höchsten beurteilt. Die sonst oft diskutierten Betreibermodelle oder Leasingangebote scheinen weniger wichtig. Bei den Produkteigenschaften nehmen erwartungsgemäß die Anschaffungskosten eine wichtige Rolle ein, werden jedoch noch von der Funktionalität der Produkte und der Betriebszuverlässigkeit übertroffen, die im Gegensatz zu den Anschaffungskosten auch noch an Bedeutung gewinnen dürften. Außerdem rücken die Lebenszykluskosten weiter in den Vordergrund.
Abnehmerbranchen
Bei der Entwicklung der Abnehmerbranchen wird vom Bereich Pharma, Kosmetik, Biotechnik eine positive Entwicklung erwartet, und auch bei Nahrungs-, Genussmitteln und Getränken wird vor allem bis 2006 noch Branchenwachstum erwartet. Dies ist insofern erfreulich, als dass es sich bei diesen Branchen um mit die wichtigsten Absatzbranchen der befragten Hersteller handelt. Auch bei der dritten großen Kundenbranche der chemischen und petrochemischen Industrie wird mit einem (geringen) Wachstum der Absatzmöglichkeiten gerechnet. Rückläufige Erwartungen gibt es für die Branchen Kohle, Stahl, Metallurgie.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)
Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt
Telefon: 069/66030, Telefax: 069/66031511