Tarifwerk für Redakteure in Gefahr
(Berlin) - Der Vorsitzende des Sozialpolitischen Ausschusses des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Rüdiger Niemann, hat sich heute besorgt über das Verhalten des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) bei den laufenden Tarifverhandlungen für Redakteure geäußert. Die Auftaktmeldung zur Tagung des DJV-Gesamtvorstandes am 18./19. September 2000 mache deutlich, dass es in dieser Organisation starke Kräfte gebe, die an einer Eskalation der Entwicklung interessiert seien. Dementsprechend werde die Verhandlungssituation schon nach einer Runde als aussichtslos dargestellt und den Verlegern wahrheitswidrig jede Kompromissbereitschaft abgesprochen.
Tatsächlich habe der BDZV einen Gehaltsabschluss in gleicher Höhe angeboten, wie er für die übrigen Mitarbeiter in den Verlagen längst vereinbart worden sei. Die vom DJV geforderte allgemeine Altersteilzeitregelung sei auch für Verlagsangestellte und Techniker nicht getroffen worden; es frage sich, warum für die Redakteure als einzige Mitarbeitergruppe etwas anderes gelten solle, obwohl gerade sie durch die erheblichen Aufwendungen der Verlage für das Versorgungswerk der Presse im Alter privilegiert seien. Was den räumlichen Geltungsbereich des Gehaltstarifvertrages angehe, treffe es zu, dass die Landesverbände der ostdeutschen Verlage im Hinblick auf die dortige wirtschaftliche Sondersituation einen eigenen Tarifvertrag wünschten. Diese Entscheidung müsse der BDZV nach seiner Satzung akzeptieren; ein Arbeitskampf mit dem Ziel, den BDZV insoweit zu einer Vereinbarung zu zwingen, sei eindeutig rechtswidrig.
Sollten die offensichtlichen Bemühungen von Teilen des DJV um eine Zuspitzung der Situation in einen Tarifkonflikt münden, sei so Niemann - das gesamte Tarifwerk für Redakteure gefährdet. Ein solcher Konflikt könne Monate dauern, so dass der BDZV im Interesse einer Gleichbehandlung aller Mitarbeiter in den Häusern gezwungen sei, eine einseitige Anhebung der Gehälter nach Maßgabe der übrigen Abschlüsse (3,0 Prozent für 2000 und 2,5 Prozent für 2001) zu empfehlen. Damit werde ein Gehaltstarifvertrag auf absehbare Zeit obsolet. Eine solche Entwicklung werde sich auch auf andere Verhandlungsmaterien negativ auswirken. Das gelte vor allem für den Manteltarifvertrag, der Ende 2001 auslaufe. Niemann betonte, der BDZV sei an einem Fortbestand des bewährten Tarifwerks für Redakteure interessiert. Er sei aber nicht bereit, sich wegen jedweder überzogenen Forderung erpressen zu lassen.
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