Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Teufelskreis von Bildungs- und sozialer Armut durchbrechen“ / Kinder von ALG II-Empfängern von Kita-Gebühren befreien / Bildungsgewerkschaft zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

(Frankfurt am Main) – „Kinder aus sozial schwachen Familien müssen früher und besser gefördert werden. Je früher die Unterstützung beginnt, desto eher können sie den Teufelskreis von Bildungs- und sozialer Armut durchbrechen. Bildungspolitik ist die beste Sozialpolitik“, sagte Eva-Maria Stange, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), in Reaktion auf den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung am 02. März in Frankfurt a.M..

Als Maßnahmen nannte Stange vorrangig den Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. Dabei müsse die pädagogische Qualität des Angebotes im Vordergrund stehen. „Jeder Euro, der hier investiert wird, wirft kurzfristig vier Euro Rendite ab“, betonte die GEW-Vorsitzende. Länder und Kommunen seien in der Pflicht, diese Aufgabe nicht länger vor sich her zu schieben.

„Kinder von ALG II-Empfängern müssen von Kita-Gebühren befreit werden“, verlangte Stange. „Es kann nicht angehen, dass viele Kommunen von den sozial Schwächsten, deren Kinder von der Unterstützung am meisten profitieren würden, jetzt von dem ohnehin knappen ALG II auch noch Kita-Gebühren verlangen. Viele Eltern haben ihren Nachwuchs aus diesem Grund schon aus den Kitas abgemeldet.“ Die Bundesregierung müsse mit den kommunalen Spitzenverbänden so schnell wie möglich eine Vereinbarung treffen, dass die Kita-Gebühren von ALG II-Empfängern wie bisher vom Sozialamt getragen werden. „Mittelfristig müssen wir unser Bildungssystem finanziell so gut ausstatten, dass Eltern für Bildungs- und Betreuungsangebote nicht länger zur Kasse gebeten werden“, unterstrich Stange.

Beim Übergang von der Schule in den Beruf müssten insbesondere benachteiligte Jugendliche qualifizierte Angebote für den Einstieg in den Job erhalten. „Schmalspurqualifikationen, Warteschleifen und ‚Training on the job’ helfen nicht weiter. Sie frustrieren die jungen Menschen und schieben sie bereits vor dem Einstig ins Arbeitsleben ins soziale Abseits“, hob die Gewerkschafterin hervor. Viele Jugendliche benötigten zudem Unterstützung, um ihr Leben und ein soziales Umfeld gestalten zu können.

„Kinder sind in Deutschland immer noch das Armutsrisiko Nummer eins. Zehn Prozent aller Kinder müssen in Armut leben – Tendenz steigend. Das ist für ein so reiches Land ein Skandal“, sagte Stange. Die Maßnahmen, die die Bundesregierung zur Förderung der Familien ergriffen hat, reichten bei Weitem nicht aus. „Das höhere Kindergeld haben die Kommunen mit der Erhöhung der Kita-Gebühren und die Länder mit der weitgehenden Abschaffung der Lernmittelfreiheit wieder einkassiert.“ Durch die Umsetzung der Hartz IV-Reformen hätten viele Familien noch weniger Geld zur Verfügung. Die zusätzlichen Belastungen seien auch durch den Kinderzuschlag für besonders finanzschwache Familien nicht aufzufangen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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