Pressemitteilung | Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt)

Tierärzte sind nicht die Feinde menschlicher Gesundheit

(Frankfurt/Main) - Unverantwortlich und nicht haltbar sind derzeitige Pressedarstellungen über den Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin und das illegale Handeln der praktizierenden Tierärzte. Sie malen das Bild eines zügellosen tierärztlichen Antibiotikaeinsatzes. Für Ministerin Bärbel Höhn sind Fütterungs-Antibiotika mit ursächlich "für das Sterben vieler Menschen in Krankenhäusern ist, weil kein Antibiotikum mehr wirkt".

Der Verbraucher wird zu Unrecht verunsichert. Der Bundesverband Praktischer Tierärzte e.V. stellt hierzu fest:

Die Resistenzproblematik in der Humanmedizin ist weitgehend hausgemacht. Der Einsatz von Antibiotika ist EU-weit in der Humanmedizin sechsmal so hoch wie in der Tiermedizin. Unter Zugrundelegung der Tierzahlen bzw. Bevölkerungsdichte und der durchschnittlichen Körpergewichte lässt sich aus den Antibiotika-Verbrauchszahlen des Europäischen Verbandes der veterinärpharmazeutischen Industrie (FEDESA 1997) errechnen, dass auf Schlachttiere 43 mg Antibiotika pro kg Körpergewicht entfallen, während beim Menschen 243 mg pro kg Körpergewicht eingesetzt werden.

Im Gegensatz zur Humanmedizin erfolgt der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sehr gezielt, in zunehmendem Maße nach Durchführung eines Resistenztests, entsprechend den Antibiotikaleitlinien, die der Berufsstand 1999 auf der Basis wissenschaftlicher Grundlagen formuliert hat. Darüber hinaus werden die Schlachttiere nach einem Rückstandskontrollplan u.a. auch auf antimikrobielle Rückstände untersucht. Die Quote von positiven Befunden strebt nach den Ergebnissen des Nationalen Rückstandskontrollplanes aus dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV 1999) gegen Null. Dies spricht für den sorgfältigen und gesetzeskonformen Umgang des tierärztlichen Berufsstandes mit Antibiotika.

Irreführend ist es, den Einsatz antibiotischer Futtermittel-Zusatzstoffe in den Zusammenhang eines tierärztlichen Einsatzes von Antibiotika zu stellen. Antibiotische Futtermittel-Zusatzstoffe sind im Futtermittelrecht angesiedelt und außerhalb der Einflusssphäre des Tierarztes. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Bundesverband Praktischer Tierärzte e.V. schon im Jahr 1996 die Bundesregierung offiziell dazu aufgefordert hat, die antibiotischen Futtermittel-Zusatzstoffe als Leistungsförderer wegen der von ihnen ausgehenden Resistenzgefahr zu verbieten - leider erfolglos.

Die Bundesratsinitiative von Ministerin Höhn, die darauf abzielt, das Arzneimittelabgaberecht der Tierärzte maximal einzuschränken, stellt eine ungerechtfertigte Strafaktion dar, die den gesamten Berufsstand der Tierärzte diskriminiert und in seiner Berufsausübung zu Lasten der Tiere behindern wird. Tierschutzrelevante Tatbestände sind vorprogrammiert. Wäre die Überwachung des Arzneimittelverkehrs im Sinne der bestehenden Rechtsvorschriften konsequent durchgeführt worden, bedürfte es keiner Gesetzesänderung, um das auf publizistischem Weg zerstörte Verbrauchervertrauen mit politischen Mitteln zurückzuerobern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Praktischer Tierärzte e.V. Hahnstr. 70 60528 Frankfurt Telefon: 069/6698180 Telefax: 069/6668170

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