Transformation ja - aber nicht um jeden Preis: Oberfränkische Wirtschaft warnt vor wachsenden Risiken der Energiewende
(Bayreuth) - "Die Wirtschaft in Oberfranken will den Wandel mitgestalten - doch sie stößt zunehmend an ihre Grenzen", macht IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm deutlich. Das zeigt das aktuelle Energiewende-Barometer der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth.
"In vielen Betrieben ist die Energiewende längst kein Fortschrittsprojekt mehr, sondern ein ernstzunehmender Risikofaktor", macht Johannes Neupert deutlich, IHK-Referent für Energie und Dekarbonisierung. Klar ist: Der Wandel gelingt nur, wenn die Wettbewerbsfähigkeit nicht auf der Strecke bleibt.
Stimmung bleibt im Keller - vor allem bei der Industrie
Auf einer Skala von minus 100 (sehr negativ) bis plus 100 (sehr positiv) bewerten die Unternehmen im Kammerbezirk die Energiewende im Jahr 2025 mit einem Index-Wert von minus 25 zwar etwas besser als im Vorjahr (minus 34), aber weiterhin klar negativ. "Besonders in der Industrie überwiegt die Sorge um die eigene Wettbewerbsfähigkeit", so Neupert: 56 Prozent der Industrieunternehmen schätzen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Position im internationalen Wettbewerb als negativ ein.
Klimaziele klar - aber der Weg dorthin ist blockiert
Trotz aller Herausforderungen hält die Mehrheit der Unternehmen an ihren Klimazielen fest. Zwei Drittel der befragten Betriebe wollen bis spätestens 2045 CO2-neutral wirtschaften, 43 Prozent der Befragten sogar früher. Doch es ist ein steiniger Weg dorthin, so Neupert: "Mangelnde Planungssicherheit, überbordende Bürokratie, langwierige Genehmigungsverfahren und unverändert hohe Energiekosten." Ein klarer Standortnachteil - vor allem für die energieintensive Industrie.
"Wer in Deutschland produziert, zahlt für Strom und Gas vielfach mehr als die internationale Konkurrenz - das ist Gift für Investitionen in die Zukunft", erklärt Neupert. Immer mehr Unternehmen stellen Investitionen in den Klimaschutz zurück. Und: Bereits zwei Drittel der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden schränken ihre Produktion im Inland deshalb bereits ein oder haben entsprechende Planungen laufen. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (56 Prozent) und ein besorgniserregendes Signal für den Standort Oberfranken.
Wirtschaft fordert entschlossene Kurskorrektur
Die Erwartungen an die Regierung sind klar: "Unsere Unternehmen verlangen eine verlässliche Energiepolitik und spürbare Entlastungen", so Neupert. 93 Prozent der Unternehmen sprechen sich für bessere Rahmenbedingungen zur Eigenversorgung und Direktstromlieferung (PPAs) aus. 85 Prozent fordern niedrigere Stromsteuern und --abgaben.
"Die oberfränkische Wirtschaft ist bereit zur Transformation, aber sie braucht praktikable Lösungen, nicht zusätzliche Hürden", fordert Brehm. "Die Politik muss jetzt liefern: mit einer Energiestrategie, die Sicherheit schafft, Bürokratie abbaut und Investitionen ermöglicht. Sonst droht der Wandel zur Sackgasse zu werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK), Peter Belina, Leiter(in) Kommunikation, Bahnhofstr. 23-27, 95444 Bayreuth, Telefon: 0921 886-0