Pressemitteilung | k.A.

Trotz aktuell zufriedenstellender Wirtschaftslage Verunsicherung im Einzelhandel

(Frankfurt) - Der deutsche Einzelhandel blickt insgesamt optimistischer in die Zukunft als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig haben jedoch die Unsicherheiten über die weitere Konjunkturentwicklung im Einzelhandel zugenommen.

In den ersten neun Monaten des Jahres wurde im klassischen Einzelhandel ein Umsatzwachstum von 2,8 % nominal erwirtschaftet, das höchste seit 1993. Der Umsatzzuwachs betrug im September 4 %.

Damit scheint sich nach Jahren der Stagnation wieder Optimismus im Einzelhandel zu verbreiten. Für das Gesamtjahr 2000 rechnet der klassische Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz, Kraft- und Brennstoffen und Apotheken) mit einem Umsatzvolumen von 740 Mrd. DM, das sind 2,5 % mehr als im Jahr 1999 (vgl. 722 Mrd. DM).

Allerdings erlitt der bisher durchaus zufriedenstellende Umsatzverlauf in den Monaten Oktober und November nach jüngsten Meldungen der Mitgliedsunternehmen einen starken Einbruch. Alle Hoffnung richtet sich nun auf das Weihnachtsgeschäft. Nach wie vor erwartet der Einzelhandel eine deutliche Umsatzsteigerung auf 27 Mrd. DM gegenüber 26,4 Mrd. DM in der Vorjahressaison.
Nach der aktuellen Konjunkturumfrage des Handelsverband BAG rechnen für das nächste Jahr 52 % der Betriebe weiterhin mit realen Wachstumsraten zwischen 1,5 % und 2 %. Rund 28 % der Betriebe erwarten Umsatzsteigerungen über 2 %. Dagegen rechnen 20 % der Betriebe mit überwiegend stagnierenden bis fallenden Umsätzen.
Die Umsatzentwicklung im letzten Halbjahr verlief für 35 % der im Handelsverband BAG organisierten Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels zufriedenstellend; 25 % sprachen von einer guten und 7 % von einer sehr guten Umsatzentwicklung. Dagegen bezeichneten 33 % die Umsatzentwicklung mit schlecht oder ausreichend.

Investitionen beabsichtigen 20% der Betriebe im nächsten Jahr weiter auszudehnen. 50% rechnen mit einer gleichbleibenden Investitionstätigkeit und 30% planen Investitionen in geringerem Umfang als in diesem Jahr.
Die Beschäftigtenzahl blieb bei ca. 60% der Betriebe unverändert und wird voraussichtlich auch im nächsten Jahr stabil bleiben. 23% der Betriebe haben im 2 Halbjahr 2000 Stellen abgebaut und planen einen weiteren Abbau. Lediglich 17% der Betriebe haben Personal eingestellt und planen weitere Einstellungen.
Besonders drastisch fiel der Stellenabbau bei den geringfügig Beschäftigten (630 DM) aus, 32% der Betriebe haben u.a. infolge des höheren Verwaltungsaufwands Stellen gestrichen. Der Trend Vollzeit- durch Teilzeitarbeitsplätze zu ersetzten hat sich laut Umfrage trotz der schon hohen Teilzeitquote von 50% im Einzelhandel weiter fortgesetzt.

Erfreulich ist, dass 33% der Einzelhandelsbetriebe neue Ausbildungsplätze geschaffen haben und bei 51% der Betriebe die Anzahl unverändert blieb. Auch im nächsten Jahr planen 20% der Betriebe die Schaffung neuer Lehrstellen, nur 6% planen einen Lehrstellenabbau. Der Einzelhandel beweist damit, dass er zu seinem Versprechen steht, Lehrstellen zu schaffen

Die mittelfristigen Wachstumsperspektiven sieht der Einzelhandel trotz eines freundlichen konjunkturellen Umfelds eher skeptisch. Für die nächsten Jahre werden zwar Steigerungsraten von jährlich ca. 2,5% für die Konsumausgaben der privaten Haushalte prognostiziert. Der Einzelhandel wird davon nur in geringem Umfang profitieren.

Erhöhte Energieaufwendungen der Haushalte infolge der Ölpreissteigerung entziehen dem Einzelhandel Kaufkraft und können bis zu einem Prozent des Wachstums kosten. Zusätzliche Aufwendungen für die private Altersvorsorge werden ebenfalls dämpfend auf die Konsumausgaben wirken. Steigende Kosten bei Wohnungsmieten und Gesundheitsfürsorge sowie der ungebrochene Trend zur Verwendung der Ausgaben für Dienstleistungen (Bildung, Freizeit, Reisen etc.) sind letztendlich der Grund dafür, dass der Einzelhandel in den nächsten Jahren nur mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum von 1% -1,5% rechnen kann.
Damit ist eine Fortsetzung des harten Wettbewerbs auf geringem Margenniveau und eine Beschleunigung des Strukturwandlungsprozesses zulasten der kleinem und mittelständischen Einzelhandelsunternehmen vorprogrammiert.

Sorge bereitet dem deutschen Einzelhandel auch der Bevölkerungsrückgang. In den nächsten 30 Jahren wird die Einwohnerzahl Deutschlands nach amtlichen Schätzungen um 8 Mio. zurückgehen (das entspricht der Einwohnerzahl Österreichs). Für den Einzelhandel werden der Rückgang der Konsumenten und die Entwicklung des Rentenniveaus (in 50 Jahren werden 40 % der Konsumenten Rentner sein) zu einem begrenzenden Faktor werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V. Friedrichstr. 60 10117 Berlin Telefon: 030/2061200 Telefax: 030/20612088

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