Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Über 100 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule – weltweit fehlen 15 Millionen Lehrkräfte“ / Pressekonferenz zum „Weltlehrertag“ von Bildungsinternationale und Globaler Bildungskampagne

(Berlin) – „Über 100 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Weltweit fehlen rund 15 Millionen Lehrkräfte, damit alle Menschen zumindest eine Grundbildung erhalten“, stellten Bildungsinternationale (BI) und Globale Bildungskampagne anlässlich des „Weltlehrertages“ heute (04. Oktober 2006) in Berlin fest. BI-Vizepräsident Christoph Heise (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW) und Jörn Kalinski (Hilfsorganisation Oxfam), Kampagnenkoordinator für Deutschland, haben die Bundesregierung aufgefordert, die Entwicklungshilfequote bis 2015 verlässlich auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) zu erhöhen. Davon sollten gut vier Prozent in die Grundbildung investiert werden.

„Erwartungen nicht erfüllt – Note 4“. Dieses Zeugnis stellt die Globale Bildungskampagne Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für den Beitrag Deutschlands aus, weltweit allen Menschen bis 2015 eine Grundschulbildung zu ermöglichen. Die schlechte Bewertung gelte insbesondere für die Bereitstellung von Geldern für Bildungsinitiativen in Dritte-Welt- und Schwellenländern. „Allein 2006 fehlen noch 415 Millionen US-Dollar, um 20 Entwicklungsländer mit ihren bereits bewilligten Bildungsvorhaben zu unterstützen“, sagte Kalinski. „Bildung ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Nur eine bessere Bildung der Menschen eröffnet die Möglichkeit, den Teufelskreis von Armut, Hunger und Krieg zu durchbrechen.“ 800 Millionen Erwachsenen werde täglich das Recht auf Bildung verwehrt. Die Analphabetenquote sei erschreckend hoch, Kinderarbeit nehme in vielen Ländern zu. Zusätzlich verschärfe die AIDS-Pandemie die Situation. „Insbesondere Mädchen haben oft kaum Chancen auf Bildung, sie bleiben in der Armutsfalle gefangen“, betonte Kalinski. „Deutschland mit Kanzlerin Merkel an der Spitze muss den Vorsitz in der sog. Fast-Track-Initiative (FTI) 2007 nutzen, um die Zahlungen der Geberländer für Schulbauten, Lehrergehälter, Qualifikation der Pädagogen und die Abschaffung von Schulgeld voranzutreiben.“ Mit der FTI sollten die Bildungsziele möglichst schnell und unbürokratisch erreichen werden.

BI-Vizepräsident Heise stellte am Beispiel Nicaraguas dar, welche Hürden zu nehmen seien, um Grundbildung für alle Menschen in einem Dritte-Welt-Staat durchzusetzen. „Nach 106 Jahren ist in Nicaragua endlich ein Bildungsgesetz verabschiedet worden. Doch dann haben Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) ihr Veto gegen die Anhebung des Bildungsetats und der Lehrergehälter eingelegt. Weitgehend mit Erfolg. Weltbank und IWF müssen endlich ihre vollmundigen Erklärungen ernst nehmen und ihre Blockadehaltung aufgeben“, unterstrich Heise. Er wies darauf hin, dass 37 Prozent der Bevölkerung in Nicaragua keinen Abschluss der Primarschule haben, 71,5 Prozent keinen der Sekundarschule. Die Bildungsausgaben am Gesamthaushalt seien von 16,9 Prozent in 1999 auf 11,3 Prozent in 2003 zurückgegangen, gemessen am Bruttoinlandsprodukt von 2,9 auf 2,5 Prozent. „Bei den Lehrergehältern ist Nicaragua in Zentralamerika mit Abstand Schlusslicht. Außerdem werden immer mehr nicht ausgebildete Lehrkräfte in die Schulen geschickt“, sagte Heise.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(sk)

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