Pressemitteilung | foodwatch e.V.

Umfrage: Große Mehrheit befürwortet Fleischabgabe für mehr Tierwohl – foodwatch: Ernährungsminister Rainer muss tiergerechte Haltung zur Chefsache machen

(Berlin) - Eine klare Mehrheit der Menschen in Deutschland spricht sich für höhere Steuern auf Fleisch aus – wenn das Geld dem Tierschutz zugutekommt. Laut einer repräsentativen Verian-Umfrage im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch sind 70 Prozent der Befragten bereit, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn die Einnahmen in eine artgerechtere Tierhaltung fließen. 94 Prozent halten Tierschutz in der Landwirtschaft grundsätzlich für wichtig.

foodwatch sieht in den Ergebnissen einen klaren Handlungsauftrag für den neuen Bundesernährungsminister Alois Rainer: Es brauche dringend strengere gesetzliche Tierhaltungsstandards und Zielvorgaben für die Tiergesundheit. Das nötige Geld, um zum Beispiel Landwirte beim Umbau ihrer Ställe zu unterstützen, könnte aus einer Tierwohl-Abgabe oder höheren Steuern für tierische Produkte kommen, so foodwatch.

„Die Mehrheit der Menschen ist bereit, mehr Geld für eine bessere Tierhaltung auszugeben. Minister Alois Rainer hat jetzt die Chance, diesen Rückhalt zu nutzen: mit klaren Gesetzen für bessere Haltung und gezielter finanzieller Hilfe für Landwirte – bezahlt von denen, die das unterstützen wollen: den Verbraucher:innen”, sagte foodwatch-Geschäftsführer Dr. Chris Methmann.
Der CSU-Politiker Alois Rainer hatte sich zuletzt in Medien ablehnend gegenüber höheren Fleischsteuern geäußert – die Preise mache der Markt, nicht der Minister, sagte er der Bild-Zeitung. Doch schon 2023 hatte das von Ex-Agrarminister Jochen Borchert geleitete Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung vorgeschlagen, Fleischpreise über eine „Tierwohl-Abgabe“ anzuheben, um etwa dringend notwendige Stallumbauten für eine tiergerechte Nutztierhaltung zu finanzieren. Rainers Vorgänger Cem Özdemir zeigte sich ebenfalls offen für diesen Ansatz, etwa über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von derzeit sieben auf 19 Prozent.

foodwatch verweist auf zahlreiche tiermedizinische Studien, wonach in Deutschland jedes Jahr Millionen Nutztiere wegen der Produktionsbedingungen systematisch krank gemacht werden. Unter anderem verenden mehr als 13 Millionen kranke und verletzte Schweine jedes Jahr, bevor sie überhaupt den Schlachthof erreichen.

Auch für Umwelt und Klima hat die Tierhaltung negative Folgen. Laut Öko-Institut verursacht sie rund drei Viertel aller landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen. Eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) beziffert die durch Fleischproduktion entstehenden Umwelt- und Klimaschäden auf jährlich rund 21 Milliarden Euro – hinzu kommen 16 Milliarden Euro an Gesundheitskosten.
Verian befragte telefonisch im Zeitraum zwischen dem 14. und 16. Mai stichprobenhaft 1.001 in Deutschland lebende Menschen ab 14 Jahren.

Quelle und Kontaktadresse:
foodwatch e.V., Brunnenstr. 181, 10119 Berlin, Telefon: 030 240476-0

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