Pressemitteilung | Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.

Umwelt-Produktdeklaration - maßgebliche Grundlage für nachhaltiges Bauen

(Hannover) - Weniger Energie, weniger CO2, weniger Abfall - die Weichen in Richtung klimaneutrale Bauwirtschaft sind gestellt. Um geschlossene Stoffkreisläufe, grüne Energie oder auch nachhaltiges Bauen weiter voranzutreiben, wird geforscht, untersucht und optimiert. Geht es um nachhaltiges Bauen, spielt die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden eine immer größere Rolle - und zwar schon in der Planungsphase. Hier geht es - neben der Berücksichtigung von technischen und funktionalen Eigenschaften - vor allem um die detaillierte Betrachtung der jeweiligen Bauprodukte und deren Umweltwirkungen über ihren gesamten Lebenszyklus. So können bereits in der Entwurfsphase verschiedene Bauteile, Bauweisen und Optionen miteinander verglichen und die ideale Kombination von Bauprodukten für das jeweilige Gebäude ausgewählt werden.

Eine maßgebende Grundlage für die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken bildet dabei die Umwelt-Produktdeklaration - Kurzform EPD (nach der englischen Bezeichnung Environmental Product Declaration). EPDs beschreiben die umweltrelevanten Eigenschaften eines bestimmten Produkts und zeigen seine damit einhergehenden Umweltauswirkungen auf.

Die neue EPD für Kalksandstein (KS) wurde nach der ISO 14025 und der neuen Norm DIN 15804+A2 erstellt und umfasst Datensätze aus 52 deutschen KS-Herstellerwerken. Die EPD ist bis zum Jahr 2026 gültig. Und das Ergebnis stimmt positiv: Während der vergangenen fünf Jahre hat sich die CO2-Bilanz der Kalksandsteinproduktion deutlich verbessert. Gegenüber der Vorläufer-EPD aus dem Jahr 2016 hat sich bei dem viel beachteten Indikator "Global Warming Potential" (GWP) eine CO2-Einsparung von rund acht Prozent ergeben.

Die neue EPD betrachtet dabei auch die Kreislaufführung von Baustoffen. Dass die Identifizierung unterschiedlicher Recyclingpfade für die (Weiter-)Verwertung von Kalksandstein maßgeblich ist, wird bei rund 2,3 Milliarden Kalksandsteinen (im Zählformat NF) und somit einer Masse von rund acht Millionen Tonnen Kalksandsteinmaterial, die allein 2020 in Deutschland hergestellt wurden, deutlich. Und der Baustoff Kalksandstein ist vollständig recycelbar. Sortenreine Kalksandstein-Recyclingmaterialien können für hochwertige (Weiter-)Verwertungswege genutzt werden. Dies wurde in verschiedenen aufeinander aufbauenden Forschungsvorhaben nachgewiesen, und die Ergebnisse wurden bereits teilweise in Normen aufgenommen.

Schon heute werden der in den KS-Werken anfallende Produktionsbruch oder auch Schnittabfälle in den Herstellungsprozess zurückgeführt. Ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen, können in der Regel bis zu zehn Prozent der Primärrohstoffe durch sortenreines KS-Abbruchmaterial und Produktionsabfälle ersetzt werden. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen etwa vom Ersatz für Natursteinsplit in Form von grober Gesteinskörnung bis zum fein aufgemahlenen Füller mit CO2-Reduktionspotenzial. Auch der Einsatz von KS-Recyclingmaterial für Tragschichten ohne Bindemittel im Straßen- und Wegebau ist möglich. Zurzeit ist der Anteil von KS-Rezyklaten im Straßenbau auf fünf Prozent begrenzt; eine Erhöhung des Kalksandsteinanteils auf bis zu 40 Prozent ist laut eines Forschungsprojekts durchaus möglich. Hierzu laufen bereits weiterführende Untersuchungen unter realen Bedingungen.

Ein weiterer erfolgversprechender Ansatz ist die Nutzung von KS-Recyclingmaterial als Füllstoff für die Herstellung von Beton. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat sich gezeigt, dass sich die Betonqualität bei einer Zugabe von bis zu zehn Prozent KS-Rezyklat nicht verändert. Auch der Einsatz von Kalksandstein-Rezyklaten in der Abfallwirtschaft wirkt sich klimapositiv aus. Untersuchungen haben ergeben, dass Kalksandsteingranulat als Träger für methanabbauende Mikroorganismen geeignet ist, die das klimaschädliche Methan in das vergleichsweise weniger schädliche CO2 umwandeln. Ebenfalls vielversprechend aussichtsreich ist der wissenschaftliche Nachweis, dass sortenreines KS-Abbruchmaterial und Produktionsabfälle als Vegetationssubstrat für Bäume, Sträucher und sogar Dachbegrünungen hervorragend geeignet sind und zu einer vegetationstechnischen Bodenverbesserung führen, um zum Beispiel die Wasserdurchlässigkeit bei stark verdichteten Böden im Bereich von Verkehrsflächen zu erhöhen.

Was außerdem wissenschaftlich nachgewiesen wurde: Kalksandsteine nehmen während ihres Lebenszyklus rund 40 Prozent des bei ihrer Herstellung entstehenden CO2 aus der Atmosphäre wieder auf. Bei der sogenannten Recarbonatisierung handelt es sich um eine natürlich vorkommende chemische Reaktion. Das in der Umgebungsluft vorhandene CO2 dringt dabei langsam in das Porensystem der Kalksandsteine ein und reagiert mit den bei der Autoklavierung entstandenen kristallinen CSH-Phasen zu Calciumcarbonat (CaCO3). Untersuchungen belegen, dass 50 Kilogramm CO2-Aufahme pro Tonne Kalksandstein oft bereits nach 50 Jahren erreicht sind. Bei einer Jahresproduktion von rund acht Millionen Tonnen Kalksandsteinmaterial entspricht dies hochgerechnet einer aufgenommenen Menge von 400.000 Tonnen CO2. Kalksandstein leistet also im Vergleich zu anderen Baustoffen einen wichtigen Beitrag zu einer dauerhaften CO2-Reduktion. Vor diesem Hintergrund wurde die Recarbonatisierung von Kalksandsteinen quantifiziert und in die EPD eingerechnet.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. Xenia-Martina Girod, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Entenfangweg 15, 30419 Hannover Telefon: (0511) 279540, Fax: (0511) 2795454

(mn)

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