Umwelttechnologien - großer Zukunftsmarkt für den Maschinenbau / Megathemen Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit / Maschinenbaukonjunktur: Stabilisierung auf gutem Niveau / Deutsche Wasser- und Abwassertechnik weltweit erfolgreich / Maschinenbau ist Umweltschutztechnik!
(München/Frankfurt am Main) - "Die globalen Megatrends Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit eröffnen dem Maschinenbau enorme Chancen. Denn die Maschinenbauer sind es, die mit ihren Einzellösungen den neuen Blick auf die Welt des 21. Jahrhunderts liefern. Globalisierung, Bevölkerungswachstum, die weiter wachsende Urbanisierung und die Veränderungen des Klimas sind die großen Herausforderungen der Welt, denen sich die IFAT ENTSORGA widmet", erklärte VDMA-Hauptgeschäftsführer Dr. Hannes Hesse auf der Pressekonferenz des Verbandes anlässlich der Eröffnung der IFAT ENTSORGA 2012 am Montag in München. "Insbesondere in Asien und Lateinamerika wird der Bedarf an Energie und an industriell hergestellten Produkten immens steigen. Dies geht nur mit Maschinen, die die Güter des täglichen Gebrauchs produzieren, und dies geht nur mit Maschinen, die den effizienten Einsatz erneuerbarer Energien oder den steigenden Bedarf an Mobilität und eine intelligente Infrastruktur garantieren."
Hesse machte unter anderem auf das noch in Planung befindliche Projekt WaLUE (Water Losses in Urban Environment) aufmerksam, das vom Institut für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke mit Unterstützung des VDMA realisiert wird. "Dabei geht es um die Beseitigung gravierender Mängel in der städtischen Wasserinfrastruktur in Indien. Erste Teilaufgabe ist es, mithilfe modernster Technologie die Wasserverluste in den städtischen Versorgungsnetzen zu reduzieren. An der Lösung dieser Aufgabe werden deutsche Unternehmen der Wasser- und Abwasserwirtschaft mitwirken."
Maschinenbaukonjunktur: Stabilisierung auf gutem Niveau
"In den ersten drei Monaten des Jahres 2012 verfehlte der Auftragseingang sein Vorjahresniveau um neun Prozent. Die Minusraten resultieren aus ungewöhnlich hohen Bestellungen im Jahr 2011. Und sie werden uns - das ist bereits absehbar - noch einige Monate begleiten", berichtete Hesse. "Alles in allem dürfte der Bestelleingang im Maschinenbau dennoch bei tendenziell freundlicherem Klima spätestens zur Jahresmitte hin wieder auf Wachstumskurs einschwenken."
Für die auf der IFAT ENTSORGA vertretenen Fachverbände sieht die konjunkturelle Situation wie folgt aus:
Die Bestellungen für verfahrenstechnische Maschinen und Apparate verzeichneten in den ersten drei Monaten 2012 ein Wachstum von insgesamt 45 Prozent. Während die Aufträge von Kunden aus dem Inland um elf Prozent zurückgingen, stiegen die Orders aus dem Ausland um 61 Prozent. Die Aufträge reichten im Februar 2012 für eine Produktion von 9,2 Monaten. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA Fachverbands Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate lag die Kapazitätsauslastung bei den Herstellern der Wasser- und Abwassertechnik im März bei durchschnittlich 91 Prozent. Der Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen prognostiziert für 2012 ein Wachstum von plus fünf Prozent.
VDMA Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik verzeichnete im ersten Quartal 2012 einen Rückgang. Insgesamt verfehlten die Bestellungen ihr Vorjahresniveau um sieben Prozent. Die Aufträge von Kunden aus dem Inland gingen um 23 Prozent zurück. Die Auslandsorders stagnierten. Die Aufträge reichten im Februar 2012 für eine Produktion von 9,3 Monaten. Die Branche rechnet für 2012 mit einem Wachstum von plus fünf Prozent.
Die Bestellungen für Pumpen + Systeme erreichten im ersten Quartal 2012 mit einem Minus von zwei Prozent insgesamt fast das Vorjahresniveau. Die Aufträge von Kunden aus dem Inland gingen um sechs Prozent zurück, was größtenteils durch den Zuwachs der Orders aus dem Ausland um plus einem Prozent aufgefangen wurde. Die Aufträge reichten im Februar 2012 für eine Produktion von 3,4 Monaten. Die Kapazitätsauslastung bei den Herstellern dieser Branche lag im März bei 92,6 Prozent. VDMA Pumpen + Systeme prognostiziert für 2012 ein Wachstum von zwei Prozent.
Die Allgemeine Lufttechnik verzeichnete im ersten Quartal 2012 einen Rückgang. Insgesamt fielen die Bestellungen um 13 Prozent. Die Aufträge von Kunden aus dem Inland waren mit acht Prozent im Minus, aus dem Ausland betrug das Minus 17 Prozent. Die Aufträge reichten im Februar 2012 für eine Produktion von 3,7 Monaten. Die Kapazitätsauslastung bei den Herstellern dieser Branche lag im März bei 85,7 Prozent. Die Branche rechnet für 2012 mit einem Wachstum von plus zwei Prozent.
Die Abfall- und Recycling-Technik verzeichnete im zweiten Halbjahr 2011 ein Umsatzplus von elf Prozent. Im ersten Halbjahr 2012 wird ein Plus von zehn Prozent erwartet. Insgesamt stiegen die Bestellungen im zweiten Halbjahr 2011 um 14 Prozent, für das erste Halbjahr 2012 wird ein leichtes Plus von drei Prozent erwartet. Die Aufträge reichten zu Beginn des Jahres 2012 für eine Produktion von sechs Monaten. Die Kapazitätsauslastung bei den Herstellern dieser Branche lag zu Beginn des Jahres bei 90 Prozent. Die Branche rechnet für 2012 mit einem Wachstum von sechs Prozent.
Deutsche Wasser- und Abwassertechnik weltweit erfolgreich
"Die Geschäftserwartungen für 2012 werden von der Mehrheit der VDMA-Unternehmen im Bereich der Wasser- und Abwassertechnik positiv einge-schätzt", erklärte Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate, anlässlich der Pressekonferenz zur Eröffnung der IFAT ENTSORGA am Montag in München. Fast zwei Drittel der Unternehmen erwarten für das erste Halbjahr 2012 zunehmende Auftragseingänge. Von der ausgebuchten Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft erwarten die Unternehmen weitere Wachstumsimpulse. "Größter Auftraggeber für die Hersteller und Lieferanten der Branche sind die öffentlichen und privaten Ver- und Entsorger mit einem Auftragsanteil von 18 Prozent. Es folgen die Metallverarbeitende Industrie mit 13 Prozent und die Nahrungs- und Genussmittel incl. der Getränkeindustrie mit 12 Prozent. Dies ergab eine Umfrage des Verbandes im Vorfeld der IFAT ENTSORGA. "2011 wuchs die Produktion der Branche um 18 Prozent auf 983 Millionen Euro", so Clemens.
Exporte stiegen 2011 um 16 Prozent
Die Unternehmen konnten ihre Exporte 2011 auf 773 Millionen Euro erhöhen. "Eine Steigerung um 16 Prozent", so Clemens. Weltweit stärkste Exportmärkte 2011 waren Russland mit 73 Millionen Euro, gefolgt von China mit 50 Millionen Euro, den USA mit 43 Millionen Euro, Frankreich mit 38,5 Millionen Euro und Italien mit 33,7 Millionen Euro.
Maschinenbau ist Umweltschutztechnik!
"Auf der IFAT zeigen unsere Mitgliedsfirmen nicht nur Lösungen für aktuelle Probleme, sie stellen sich darüber hinaus heute schon den künftigen Herausforderungen. Alle zusammen machen wir "Technik für Menschen". Oder mit anderen Worten: Wir sind die Umweltschutztechnik par excellence; Maschinenbau ist Umweltschutztechnik", bekräftigte der Vorsitzende des VDMA Forums Umwelttechnik Gottlieb Hupfer, CEO, EnviroChemie GmbH, Roßdorf.
"Unsere Unternehmen konzentrieren sich seit Jahren auf technische Weiterentwicklungen, mit denen die knapper werdenden Ressourcen effizient genutzt werden und gleichzeitig die Umwelt geschont wird", betonte Hupfer, der die Vielseitigkeit der Branche mit Beispielen belegte.
"Bei den Pumpen sehen wir erheblichen wirtschaftlich darstellbaren Handlungsbedarf bei Bestandsanlagen", betonte Hupfer und nannte als Beispiel die Modernisierung des Pumpwerks Ebqoriyyeh nahe der jordanischen Hauptstadt Amman, das etwa 50.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. "Durch die Modernisierung ließ sich 35 Prozent der vor der Modernisierung eingesetzten Energie einsparen. Dies entspricht einer Senkung der Energiekosten um bis zu eine Millionen Euro pro Jahr." Hochmoderne Druckmantelpumpen mit elektronischer Regelung ersetzen jetzt völlig veraltete Blockpumpen. Mit dem deutlich geringeren Stromverbrauch lassen sich auch rund 1.200 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Die Pumpen finanzieren sich über die geringeren Energie-kosten. So rechnet sich ihr Kauf bereits nach zwei bis drei Jahren.
"Bei der Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik sorgen Seitenkanalverdichter in öffentlichen und industriellen Kläranlagen für geruchsarme, "klare" Verhältnisse", berichtete Hupfer. Und im zukünftigen neuen Hamburger Stadtteil Jenfelder Au spülen Vakuumtoiletten, wie man sie aus dem Zug oder Flugzeug kennt, nur einen Liter Wasser durch die Kanalisation. Das Toiletten- oder Schwarzwasser fließt getrennt vom übrigen Haushaltsabwasser ab und wird in einem Tank in der sogenannten Vakuumstation gesammelt. Anschließend wird es einer Biogasanlage zugeführt und mit weiteren Bioabfällen zu Gas umgewandelt. In einem zweiten Schritt gewinnt man daraus in einem Heizkraftwerk vor Ort Strom und Wärme. (Siehe auch unter www.vdma-webbox.tv - Film "Wohnen im Wasserkreislauf - Wasserrecycling für Megacities")
Rückgewinnung von Wertstoffen aus Haushaltsabfällen ist durch technisch hochwertige Aufbereitungsanlagen der Abfall- und Recyclingtechnik möglich. "Im Zentrum Londons ermöglicht eine Anlage "Made in Germany" die Gewinnung von sauberen Teilen von Glas, Metallen, Nichteisenmetalle, Zeitungspapier, Pappe, Mischpapier, PET/PT, Mischkunststoff und Tetrapak. Diese werden anschließend in den Kreislauf der Wiederverwertung zurückgeführt", so Hupfer.
Ein Beispiel der Wasser- und Abwassertechnik verdeutlicht die Komplexität: "In einer Großmolkerei fallen neben dem Abwasser, das bei den Arbeitsprozessen entsteht, jeden Tag riesige Mengen an Molke an. In einem Betrieb im schwedi-schen Umeå hat man deshalb die industrielle Abwasserproblematik unter die Lupe genommen. Ziel war unter anderem die Verringerung der Entsorgungs-kosten. Molke wird zwar als Getränk oder Futtermittel verkauft, das ist aber nur ein Bruchteil der in Umeå täglich anfallenden 250 Kubikmeter. Eine wichtige Eigenschaft des eigentlichen Abfallprodukts Molke ist jedoch der Ansatzpunkt für das neue Nutzungs- und Entsorgungskonzept: Molke ist hochenergetisch. Deswegen wird in Umeå die in der Molke enthaltene organische Fracht als Energie nutzbar gemacht. Mittels anaerober Abwasserbehandlung wird diese in energiereiches Biogas umgewandelt. Zusätzlich wird ein Teil der im Abwasser gespeicherten Wärmeenergie mittels Wärmetauscher und Wärmepumpe zurückgewonnen. Vorbild für das Verfahren ist die Natur. Die vier Bausteine des Verfahrens - von der Vorbehandlung über die Konditionierung und die Methanisierung der organischen Inhaltsstoffe bis hin zur Abtrennung - sind dabei an den Nahrungs- und Verdauungsvorgang einer Kuh angelehnt. Denn auch dabei entsteht aus der Nahrung, neben Wasser und Klärschlamm, jede Menge Biogas. Die Abwasserwirtschaft kann durchaus einen Beitrag zur Stromerzeugung leisten", sagte Hupfer.
"Bei den "Copenhagen Towers" in Dänemark - so das Beispiel für die Allgemeine Lufttechnik - entziehen zwei Wärmepumpen, die aufgrund des natürlichen Kältemittels Ammoniak einen sehr hohen Wirkungsgrad erreichen, dem Grundwasser im Winter Energie und heben durch ihr Wirkprinzip die Temperatur auf circa 55 Grad Celsius an. Dabei stellen sie viermal mehr Wärmeenergie bereit, als sie Strom aufnehmen", sagte Hupfer. Das durch die Wärmeentnahme abgefüllte Wasser wird wieder zurück in die Erde gepumpt. Im Sommer dient das (durch den Heizbetrieb zusätzlich abgekühlte) Grundwasser zur Kühlung des Objektes.
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