Pressemitteilung | Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (VID)

Unternehmensinsolvenzen im Juni 2025: Insolvenzverwalterverband spricht sich für eine differenzierte Einordnung aus

(Berlin) - Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht gestiegen. Während Einige diesen Anstieg weiterhin als Beleg für eine Insolvenzwelle werten, sieht der VID dafür derzeit keine ausreichenden Hinweise. Vielmehr bedarf es einer differenzierten Betrachtung der aktuellen Entwicklung.

Das Statistische Bundesamt* hat heute die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für den Monat April 2025 und die Entwicklung für den zurückliegenden Monat Juni veröffentlicht. Demnach wurde für 2125 Unternehmen im April ein Insolvenzantrag gestellt. Dies entspricht einem Anstieg von 11,5 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für den zurückliegenden Monat Juni weist die amtliche Statistik nach vorläufigen Angaben einen Anstieg um 2,4 Prozent gegenüber dem Juni 2024 aus.

„Zwar liegen die aktuellen Insolvenzzahlen über denen der Jahre 2020 bis 2022, sie bleiben jedoch weiterhin deutlich unter den Niveaus der Jahre 2004 sowie 2008/2009 mit weit über 30.000 Unternehmensinsolvenzen“, sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).

In der öffentlichen Debatte werden die aktuellen Werte häufig als Beleg für den kritischen Zustand der deutschen Wirtschaft herangezogen. Zugleich wird oftmals angemerkt, dass die gegenwärtige mediale Berichterstattung vielfach den Fokus auf wirtschaftlichen Aufbruch und Entspannungssignale wie den „Investitionsbooster“ lege. Diese positiven Impulse spiegelten sich allerdings nicht in einem deutlichen Rückgang der Insolvenzen wider.

„Das Insolvenzgeschehen ist ein nachlaufender Indikator. Das bedeutet, dass wirtschaftliche Erholungen und politische Maßnahmen wie Konjunkturpakete oder steuerliche Erleichterungen – etwa jene, die ab dem kommenden Jahr greifen sollen – ihre Wirkung erst mit zeitlicher Verzögerung entfalten. Bereits deren Ankündigung kann sich jedoch stabilisierend auf das Vertrauen in die Wirtschaft auswirken,“ so Niering.

Trotz der vermehrten Insolvenzen in einzelnen Branchen sieht der VID derzeit keine flächendeckende Krise. Branchen wie der Automotive-Sektor oder der Einzelhandel stehen oft vor strukturellen Herausforderungen der Transformation oder kämpfen schlichtweg mit überholten Geschäftsmodellen. Angesichts der bevorstehenden technologischen, demografischen und wirtschaftlichen Umbrüche ist es unerlässlich, dass einzelne Branchen Veränderungen durchlaufen, damit der Standort Deutschland auch in Zukunft erfolgreich bleibt. Gefragt sind junge Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen. Dabei sind Insolvenzen im ökonomischen Umbruch keine Seltenheit – im Gegenteil, sie sind erforderlich. Dies wird durch die Entwicklung des DAX bestätigt, der derzeit einen Allzeithochstand verzeichnet. Investoren sehen den deutschen Markt als zukunftsfähig an.

„Wir plädieren deshalb für eine faktenbasierte, differenzierte Analyse anstelle pauschaler Alarmmeldungen. Eine fundierte Debatte über die wirtschaftliche Lage ist notwendig – nicht zuletzt, um passgenaue Maßnahmen zur Stärkung der deutschen Wirtschaft auf den Weg zu bringen“, mahnt der VID-Vorsitzende.

* Beantragte Regelinsolvenzen im Juni 2025: + 2,4 % zum Vorjahresmonat (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/07/PD25_254_52411.html )

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (VID), Manuela Doss, Referent(in) Presse und Kommunikation, Am Zirkus 3, 10117 Berlin, Telefon: 030 20455525

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