VBE erinnert an 100 Jahre Frauenabitur in Deutschland
(Berlin) - Als Meilenstein der Emanzipation in Deutschland bezeichnet die stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ingrid Otto die Mädchenschulreform von 1908. Mit der Eingliederung der Höheren Mädchenschulen in die Höheren Lehranstalten vor 100 Jahren wurde Mädchen erstmals in Deutschland der allgemeine Zugang zum Abitur und damit zur Hochschule geöffnet, so Ingrid Otto. Mehr als 20 Jahre zuvor hatte dies die Berliner Frauenpolitikerin Helene Lange in einer Petition an das Preußische Kultusministerium gefordert.
Ingrid Otto weiter: Damit sei erinnert an den Aufbruch, den die Frauenbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts nahm. Die Meilensteine der Emanzipation brauchen scheinbar Zeit. Immerhin hat es weitere 50 Jahre bis zum bundesdeutschen Gleichberechtigungsgesetz vom 1. Juli 1958 gedauert. Einige Male musste das Bundesverfassungsgericht dem Prozess der Gleichstellung von Mann und Frau auf die Sprünge helfen. Der Zugang zum Abitur und zum Studium sei heute für Mädchen eine absolute Selbstverständlichkeit, betont Ingrid Otto. Knapp 50 Prozent der Studienanfänger seien inzwischen weiblich.
Nach Abschluss des Studiums würden sich jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen, hebt Ingrid Otto hervor. Fünf Jahre nach Abschluss befinden sich zwei Drittel der Absolventen in unbefristeter Vollzeitarbeit, während dies nur für 40 Prozent der Absolventinnen gilt. Die Familiengründung bremst Frauen aufgrund mangelhafter Kinderbetreuungsangebote immer noch in ihrer beruflichen Entwicklung aus. In Gesellschaft, Wirtschaft und Politik tummeln sich Frauen eher im Ehrenamt, Männer in Vorständen und Aufsichtsräten. Aktuelle Studien zeigen auf: Frauen verdienen in vielen Bereichen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Zugleich habe der Zugang für Frauen zu Hochschulreife und -abschluss einen bedeutsamen Effekt für die Bildungschancen der Kinder, unterstreicht Ingrid Otto. Jugendliche, deren Mütter über ein Abitur verfügen, haben in Deutschland eine viermal größere Chance, die gymnasiale Oberstufe zu besuchen, als ihre Altersgefährten, deren Mütter keinerlei Abschluss haben. 100 Jahre Frauenabitur in Deutschland sollte auch deshalb nicht nur als Jubiläum der Frauenbewegung gehandelt werden, empfiehlt die stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende.
Mehr dazu in der VBE-Zeitschrift FORUM e 04-2008, die Anfang Juli vorliegt.
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(el)