Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

VBE zur BKA-Studie „Gewalt an Schulen“: Schulen müssen Grenzen setzen / Entgleisungen zurückweisen

(Berlin) - Mit großer Sorge werde in den Schulen vor allem die Zunahme verbaler Gewalt von Schülern gegen Lehrerinnen und Lehrer wahrgenommen. Das erklärte heute der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger. Anlass ist die Vorstellung der BKA-Studie zur Gewalt an Schulen. „Die Verrohung der Sprache unter Kindern und Jugendlichen steht dafür, dass die Hemmschwelle gegenüber Erwachsenen extrem niedrig geworden ist“, sagte Eckinger. „Besonders auffällig ist, dass die verbale Gewalt von Schülerinnen und Schülern ausgeht, die einen betont aggressiven Medienkonsum in ihrer Freizeit haben.“ Der VBE-Bundesvorsitzende betont: „Wer die Hemmschwelle im Verbalen verloren hat, ist hoch gefährdet, auch auf körperliche Gewaltanwendung zu setzen.“

Für die Arbeit in den Schulen bedeute dies, so Ludwig Eckinger, klare Grenzen zu setzen. „Entgleisungen müssen in der Sache zurückgewiesen werden, ohne die Persönlichkeit zu verletzen. Eine Schule mit freundlichem Umgangston, mit positivem Schulklima ist die beste Antwort auf mögliche Gewaltattacken. Die Botschaft der Schule muss lauten: Jeder wird gebraucht, jeder ist wichtig.“

Eckinger unterstrich zudem: „Konsequenzen aus der PISA-Studie zu ziehen, darf uns nicht dazu verleiten, Lernzielfetischisten zu werden. Wir müssen die Schulen vor allem als Stätten mit anspruchsvollem Unterricht gestalten. Wir müssen uns mehr Zeit zum Nachdenken, mehr Zeit zum Reflektieren, mehr Zeit auch für reale Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler geben.“

Als ernstes Problem bezeichnete der VBE-Bundesvorsitzende auch die wachsende Resignation und Perspektivlosigkeit von Jugendlichen. „Die aktuelle OECD/UNESCO-Studie belegt, dass in Deutschland der Erwartungshorizont Jugendlicher deutlich unter dem O-ECD-Durchschnitt liegt. Nicht einmal jeder zweite 15-Jährige erwartet von sich eine qualifizierte Berufsperspektive in der Wissensgesellschaft, während es in den PISA-Spitzenländern mehr als zwei Drittel in dieser Altersgruppe sind. Hier steht uns ein erheblicher gesellschaftlicher Konflikt bevor“, warnte Eckinger.

Heinz Wagner, Abteilungsleiter für Schulpolitik beim VBE Bundesverband, stellte fest: „Resignative Jugendliche suchen sich Ersatzanerkennung, die in extremen Ausnahmen auch tödliche Angriffe auf ihre Lehrer einschließen können, wie inzwischen in Deutschland mehrfach geschehen.“ Es würde sich rächen, sagte Wagner, dass immer mehr Kinder und Jugendliche kaum noch Erfahrungen im Zusammenleben verschiedener Generationen machten, ihnen Körpererfahrungen und Erfahrungen im realen Raum fehlten. „Der Wunsch, verändernd in der Gesellschaft mitwirken zu können, verlagert sich immer häufiger in die virtuelle Welt. Reflektionsfähigkeit geht dadurch verloren oder wird gar nicht ausgebildet.“

Wagner bezog sich dabei auf eine Schuluntersuchung, wonach Mädchen, die auf verbale Gewalt setzen, mit Erlaubnis der Eltern Gewaltszenen im mitternächtlichen Fernsehen konsumieren und am nächsten Tag ohne emotionale Reaktionen minutiöse Schilderun-gen geben. Unter den auffälligen Jungen ist das Computerspiel des Jahres 2002 „Black and White“ der Renner. Dort können sie als „Gott“, als Herrscher der Erde, über Gut und Böse walten. „Fehlen den Jugendlichen die Bezüge zum wirklichen Leben, fehlen die Voraussetzungen für erfolgreiches Leben und Lernen in der Klasse“, konstatierte Heinz Wagner.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 0228/959930, Telefax: 0228/378934

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