Pressemitteilung | Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) - Hauptgeschäftsstelle

VDV-Unternehmen unterstützen Klimaschutzprogramm der Bundesregierung

(Köln) - Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei das „Drei-Liter-Auto" bereits seit Jahren Realität. Dies betonte Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), am 30. August 2000 vor Journalisten. Beim Pkw hingegen liege der Durchschnittsverbrauch - nach Veröffentlichungen der Mineralölindustrie - heute immer noch deutlich über acht Liter pro 100 km. Damit würden die VDV-Unternehmen, erläuterte Müller-Hellmann, das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung und auch die Ziele der Europäischen Kommission zur Reduzierung der Schadstoffbelastungen aktiv und umfassend unterstützen.

Das Bundeskabinett habe am 26. Juli 2000 einen vom Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgelegten Zwischenbericht zum nationalen Klimaschutzprogramm verabschiedet. Darin betone die Bundesregierung erneut das Ziel, die C02-Emissionen bis 2005 gegenüber 1990 um 25 Prozent zu reduzieren (ein Prozentpunkt entspricht circa 10 Millionen Tonnen C02). Deutschland werde ferner - wie 1997 bei der weltweiten Klimaschutz-Konferenz im japanischen Kyoto beschlossen - zur Eindämmung des Treibhauseffekts die Emissionen der sechs Treibhausgase C02, Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N20), voll- und teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW, FKW), Schwefelhexafluorid (SF6) um insgesamt 21 Prozent gegenüber 1990 mindern. Dabei werde C02 zu ungefähr 50 Prozent für den Treibhauseffekt verantwortlich gemacht.

Bis 1999 seien in Deutschland die C02-Emissionen, stelle die Bundesregierung fest, um 15,3 Prozent und die der sechs Treibhausgase des Kyoto-Protokolls um rund 18,5 Prozent reduziert worden. Vor allem die Modernisierung in den neuen Ländern habe zu dieser Entwicklung beigetragen. Allerdings sei die Entwicklung in den einzelnen Bereichen in Gesamtdeutschland sehr unterschiedlich verlaufen. Während die C02-Emissionen in der Industrie und in der Energiewirtschaft seit 1990 zurückgegangen seien, hätten sie in den privaten Haushalten und besonders im Verkehrsbereich zugenommen.

Darüber hinaus habe die Europäische Kommission die Abgasgrenzwerte der lokal wirksamen Emissionen - Stickoxide (NOX), Kohlenwasserstoffe (HC), Kohlenmonoxid (CO), Partikelmasse (PM) - für alle schweren Nutzfahrzeuge seit 1990 um zwischen 56 Prozent (NOX) und 76 Prozent (PM) reduziert. Die zukünftige Abgasgesetzgebung (Euro III, IVa und IVb) verlange nochmals drastische Minderungen insbesondere der Partikel- und der Stickoxidemissionen.

Der VDV und seine mittlerweile mehr als 565 Mitgliedsunternehmen würden sich, unterstrich der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, diesen Herausforderungen stellen und damit die ehrgeizigen Emissions- und Klimaschutzziele der Bundesregierung und der Europäischen Union nachhaltig unterstützen.

Obwohl die Fahrzeuge des ÖPNV an der Verursachung von lokalen Emissionen nur einen relativ geringen Anteil hätten, betrachte der VDV die Verbesserung der Busverkehrssysteme als ständige Aufgabe. So sei schon frühzeitig der Einsatz verbesserter Dieselkraftstoffe mit geringem Schwefel- und Aromatengehalt vorangetrieben worden. Bis Ende dieses Jahres werde der Anteil an schwefelfreien Dieselkraftstoffen (S < 10 ppm) im VDV bereits knapp 21 Prozent betragen. Dadurch würden im VDV allein in diesem Jahr die S02-Emissionen um rund 140 Tonnen verringert. Für diese freiwillige ökologische Maßnahme müssten die VDV-Unternehmen heute drei bis sechs Pfennige mehr pro Liter bezahlen. Erst ab dem 1. Januar 2003 solle in Deutschland dieser schwefelfreie Dieselkraftstoff im Rahmen der Ökosteuer indirekt gefördert werden, indem Kraftstoffe mit höherem Schwefelgehalt mit drei Pfennig pro Liter höher besteuert werden. Allein der Übergang auf diese Dieselqualität in den VDV-Unternehmen bewirke - ohne weitere Maßnahmen - eine Reduktion aller gesetzlich limitierten Schadstoffkomponenten in der Größenordnung von 4 bis 14 Prozent. Nur der Einsatz von schwefelfreiem Dieselkraftstoff ermögliche die zusätzliche Installation einer wirksamen Abgasnachbehandlungstechnik, wie beispielsweise der Einsatz des CRT-Systems (CRT = Continuously Regenerating Trap). Hiermit ließen sich die HC-, CO- und PM-Emissionen um jeweils rund 95 Prozent bis an die versuchstechnische Nachweisgrenze senken. Bis Ende 2000 würden im VDV - dank der Förderung in nunmehr neun Bundesländern -rund zehn Prozent aller Linienbusse mit dieser hochwirksamen Technik ausgestattet sein. In der Erprobung bei einigen Mitgliedsunternehmen würden sich sogenannte SCR-Systeme (SCR = Selective Catalytic Regeneration) befinden, die in der Lage seien, zusätzlich auch die NOK-Emissionen um 50 bis 70 Prozent zu reduzieren.

Bei den klimarelevanten Emissionen spiele C02 die entscheidende Rolle. Die Höhe dieser Emissionen würde direkt vom Kraftstoffverbrauch abhängen. Der Dieselmotor stelle, betonte der VDV-Hauptgeschäftsführer als Verbrennungskraftmaschine mit dem höchsten Wirkungsgrad im Hinblick auf die C02-Emission eine konkurrenzlos günstige Antriebsquelle dar. Unter Berücksichtigung der Wagenkilometer der VDV-Busflotte und einer durchschnittlichen Platzausnutzung von 20 Prozent ergebe sich, dass pro 1,2 Fahrgäste (mittlerer Besetzungsgrad eines Pkws) mit einem Linienbus durchschnittlich nur 2,6 Liter/100 km Dieselkraftstoff aufgewendet würden. Damit seien Fahrgäste in Bussen und Bahnen bereits seit langem im Drei-Liter-Auto unterwegs.

Auf den Bereich der dieselbetriebenen leichten Regionaltriebfahrzeuge sei die Entwick-lung aus dem Linienbusbereich zu übertragen, da in diese neuen Schienenfahrzeugty-pen Omnibus-Motoren neuester Bauart eingebaut worden seien.

Eine weitere C02-Minderung werde durch den Einsatz von elektrischen Nahverkehrs-Schienenfahrzeugen verwirklicht, denn ein großer Teil dieser Fahrzeuge sei in der Lage, die beim Bremsen erzeugte elektrische Energie ins Netz zurückzuspeisen und damit anderen Fahrzeugen zur Verfügung zu stellen. Seit 1986 seien in den alten Bundesländern und seit 1991 auch in den neuen Bundesländern nur noch Straßen-, Stadt- und U-Bahn-Fahrzeuge mit Energierückspeisung angeschafft worden. Schon heute gebe es Verkehrsunternehmen, die nur rückspeisefähige Fahrzeuge einsetzen. Darüber hinaus hätten in den neuen Bundesländern mehr als 500 Straßenbahnfahrzeuge seit 1991 im Rahmen eines Umbaus einen rückspeisefähigen Antrieb erhalten. Damit seien heute
weit über 4.000 rückspeisefähige Fahrzeuge im Einsatz. Jährlich kämen etwa 100
Fahrzeuge hinzu. Die durch diese Fahrzeuge eingesparte Energie könnte, erläuterte Müller-Hellmann, den jährlichen Strombedarf von circa 75.000 Familien decken.

Eine ähnliche Entwicklung sei auch im Schienenpersonennahverkehr der DB AG zu verzeichnen. Alle neuen elektrischen S-Bahn- und Regionalbahn-Triebwagen seien rückspeisefähige Fahrzeuge. Sie würden in den nächsten Jahren die Vorgängertypen ersetzen und damit den Energieverbrauch im elektrisch betriebenen Schienenperso-nennahverkehr deutlich mindern.

Neben diesen Maßnahmen an den Fahrzeugen würden, so Müller-Hellmann weiter, seit einigen Jahren Anstrengungen unternommen, die Solartechnik zur Energiebereitstellung bei Nahverkehrsbahnen heranzuziehen. So seien zum Beispiel in Bad Schandau, Karlsruhe und Hannover Fotovoltaiksysteme installiert worden, die in das Fahrleitungsnetz der jeweiligen Bahn einspeisen. Die 250 kW-Anlage auf dem Betriebshof Leinhausen in Hannover etwa habe seit Inbetriebnahme im Juni 2000 mehr als 80.000 kWh in das Fahrleitungsnetz der üstra eingespeist.

Eine weitere signifikante Reduzierung der klimarelevanten Emissionen lasse sich, so der VDV-Hauptgeschäftsführer, zukünftig mit der Brennstoffzellentechnologie erreichen, sofern der Energieträger Wasserstoff regenerativ erzeugt würde. Daher unterstütze der VDV bereits seit Jahren zahlreiche Entwicklungsprojekte mit Brennstoffzellen-Linienbussen. Die erste Kleinflotte werde im Jahr 2002 bei zwei VDV-Unternehmen in den Linieneinsatz gehen.

Dies alles belege, unterstrich Müller-Hellmann, dass die VDV-Unternehmen bereits seit Jahren aus eigenem Antrieb umfassend Energie sparende und die Umwelt schonende

Technologien fördern und einsetzen. Täglich würden circa 24 Millionen Fahrgäste in den Bussen und Bahnen der VDV-Unternehmen mit ihrem umweltbewussten Verhalten diese Ziele zunehmend aktiv unterstützen. Und der Beitrag des ÖPNV zur zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilität werde von den Bürgern nicht nur gesehen, sondern auch zunehmend genutzt: Der 1999 erreichte Fahrgastzuwachs setze sich, betonte der VDV-Hauptgeschäftsführer, auch im Jahr 2000 weiter fort mit 1,1 Prozent mehr im ersten Halbjahr.

Eine gezielte Förderung von Bussen und Bahnen könnte der Bundesregierung und der Europäischen Kommission beim Erreichen der Ziele zu Klimaschutz und Schad-stoffreduzierung entscheidend helfen. So fordere der VDV die Unterstützung der um-fassenden Einführung von schwefelfreiem Dieselkraftstoff sowie die Neuausstattung beziehungsweise Nachrüstung der Dieselantriebe mit Abgasnachbehand-lungssystemen. Im Schienenbereich könne durch die Förderung des Umbaus von nicht rückspeisefähigen Fahrzeug-Antrieben viel Energie eingespart werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Kamekestr. 37-39, 50672 Köln Telefon: 0221/579790 Telefax: 0221/514272

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