Pressemitteilung | Deutsches Verkehrsforum e.V. (DVF)

Verkehrsforum, VDA und ADAC fordern gemeinsam: Mobilität muss ganz nach oben auf die politische Tagesordnung

(Frankfurt/Berlin) - „Mobilität ist der wesentliche Treiber und Garant der Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Förderung der Mobilität muss umgehend ganz oben auf die politische Tagesordnung. Mobilität heißt Wachstum, neue Arbeitsplätze, Verbreitung von Wissen und Wohlstand“, forderte Wilhelm Bonse-Geuking , Vorsitzender des Präsidiums des Deutschen Verkehrsforums, auf einem gemeinsamen Symposium „Mobilität 2030“ mit dem VDA auf der IAA in Frankfurt/Main. Bonse weiter: „Mobilität muss insgesamt bezahlbar bleiben und alle n offen stehen.“

Er betonte: „Die deutsche Wirtschaft ist dafür gerüstet, mit innovativen Produkten und Dienstleistungen die Mobilität zu sichern.“ Im Vordergrund ständen die ständige Verbesserung der Technik bei Infrastruktur, Fahrzeugen und Treibstoffen, Gleichrangigkeit von Ökonomie und Ökologie und die Berücksich¬tigung des demographischen Wandels.

„Das Auto wird auch weiterhin mit einem Marktanteil von über drei Viertel im Personenverkehr das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel bleiben. Autofahren muss auch bei weiter steigenden Kraftstoffpreisen bezahlbar bleiben“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk , Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Im Mittelpunkt der Tagung mit hochrangigen Vertretern der Automobil- und Mineralölindustrie sowie aus der Demographie- und Freizeitforschung stand die langfristige Sicherung der nachhaltigen und auch bezahlbaren Mobilität. Prof. Gottschalk warnte: „Mit weiter steigenden Rohöl- und Kraftstoffpreisen wird eine psychologische Grenze erreicht, bei der die Bürger ihre Mobilität spürbar einschränken müssen.“ Mehr als 16 Milliarden Euro würden jährlich für Forschung und Entwicklung in der Automobilindustrie aufgewendet, um die Fahrzeuge immer sparsamer und emissionsärmer zu machen: „Un¬sere Anstrengungen, den Verbrauch einzuschränken, setzen wir daher mit dem gleichen Elan fort wie die Entwicklung alternativer Antriebsarten ‚weg vom Öl'.“

ADAC-Vizepräsident für Verkehr Dr. Erhard Oehm forderte vehement einen höheren Anteil der Mineralölsteuer, die ja von den deutschen Autofahrern aufge¬bracht wird, sowie die Einnahmen aus der Lkw-Maut vollständig in die Straßen¬in¬frastruktur zu investieren. „Würden die aus dem Straßenverkehr aufgebrachten Einnahmen des Bundes auch nur zu einem geringen Anteil wieder in den Straßenbau fließen, wäre dies auch für den Haushalt des Bundes kein Problem“, so der ADAC-Vizepräsident für Verkehr.

Das Bild der Mobilität wird sich schon durch den demografischen Wandel bis zum Jahr 2030 deutlich ändern: Mehr Frei¬zeitverkehr, weniger Berufspendler und zunehmend ältere Verkehrsteilnehmer.

Mit dem Vortrag „Mobilität 2030 - Wohin steuern wir? Zukunftstrends und ihre Folgen“ zeigte Dr. Michael Pries vom B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut in Ham¬burg klare Strukturen und Präferenzen der Bevölkerung für ihre Mobilität auf. Die Einschätzung, Nutzung und Berücksichtigung auch der Umweltbedingungen bei der Verkehrsmittelwahl vermittelten die klare Botschaft, dass Bürger und Wirtschaft auf uneingeschränkte bedarfsgerechte Mobilität angewiesen sind und dass sie mit dem Faktor Mobilität wesentlich rationaler umgehen, als dies die öffentliche Diskussion zum Thema häufig signalisiert. Das Auto, bei dem zunehmend Sicherheit und Komfort im Vordergrund stehen, werde zu¬künftig stärker für den Freizeitverkehr genutzt. Eine wachsende Zahl von Pendlern und Stadtbesuchern steige auf Busse und Bahnen um, weil diese oft schneller und billiger seien als das eigene Auto. Pries warnte vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der eine Gruppe sich Mobilität leisten könne, die andere nicht.

Die dramatischen Auswirkungen der demografischen Entwicklung in Deutschland, Europa, USA, Asien und Afrika stellte Dr. Reiner Klingholz , Direktor des Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in Berlin, dar. Die Politik sei auf alle n Ebenen und in alle n Ressorts gefordert, schnellstens schlüs¬sige Konzepte anzubieten. Die abnehmende Bevölkerungszahl wirke sich heute bereits in vielen Bereichen der Gesellschaft aus.

Klingholz sagte: „In der Familien-, Bildungs-, Sozial- und Steuerpolitik muss umgehend auf die aktuelle Entwicklung reagiert werden. Vor alle m aber müssen für ein attraktives Deutschland die politischen Rahmenbedingungen für den vermehrten Zuzug qualifizierter Bürger aus anderen Ländern geschaffen werden.“

Der Markt entscheidet über den richtigen Mix bei der Verkehrsmittelwahl und die zu erwartenden Innovationen, waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. Der enge Dialog zwischen Forschung und Industrie bei Fahrzeugen und Treibstoffen finde seinen Ausdruck dabei auch in der Fahrzeugentwicklung und beim Marketing. Kurt K. Döhmel , Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Shell Holding GmbH, sieht im Abgleich neuer Fahrzeuge und neuer Treibstoffe eine wichtige Entwicklungsaufgabe für die Mineralöl- und Autoindustrie. Zum anderen gehe man auf die älter werdende Gesellschaft auch durch die Einstellung von Tankwarten ein, was von den Älteren ausdrücklich begrüßt werde.

Dr. Reiner Klingholz mahnte an, die Probleme der veränderten Alterspyramide der Bevölkerung offener und vorbehaltloser in der Öffentlichkeit zu behandeln.

Dr. Markus Lienkamp, Leiter Forschung Fahrzeug der Volkswagen AG, sieht in der Verwendung neuer Technologien den Schlüssel, Autofahren sicherer zu machen und durch größere Bedienerfreund¬lich¬keit auch den Älteren entgegen zu kommen. Die Industrie stelle sich darauf ein, dass mit zunehmendem Alter der Fahrer gerade das Sicherheitsbedürfnis deutlich wachse.
Dr. Erhard Oehm betonte, dass die derzeit erkennbare Verteuerung der Kraftstoffpreise zu einem beträchtlichen Teil durch angemessenes Fahren kompensiert werden könne. „Benzin wird wohl kaum wieder den niedrigen Verkaufspreis früherer Jahre erreichen, da ist die erlernbare Veränderung der Fahrweise ein langfristiger Gewinn für die Mobilität.“

Dr. Michael Pries ließ in der von TV-Verkehrsredakteur Wolf-Dieter Ebersbach sachkundig moderierten Runde keinen Zweifel darüber, dass die Verkehrsbranche alle s in ihren Kräften Stehende tut, um die Forderungen an die Mobilität lang¬¬fristig zu erfüllen. Davon zeuge die enge Zusammenarbeit der Fahrzeugindustrie mit Wissenschaft und Forschung auch in den sozialen Feldern der Gesellschaft.

Das Podium war sich einig: Gefordert sei jetzt die Politik, die richtigen Weichen im Dialog mit Nutzern und Betreibern zu stellen. Verkehrsforums-Präsident Bonse-Geuking betonte, dies gelte für alle Verkehrsträger und alle Verkehrsmittel, für die intelligente Vernetzung und vor alle m die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Verkehrswirtschaft, die eine weltweit führende Marktposition zu verteidigen habe und von der die deutsche Volkswirtschaft unverändert in höchstem Maße abhängig sei.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Verkehrsforum e.V. Jochen Eichen, Leiter, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Klingelhöferstr. 7, 10785 Berlin Telefon: (030) 2639540, Telefax: (030) 26395422

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