Verleger begrüßen Ende der Gratiszeitung "20 Minuten Köln"
(Berlin) - Das Gratisblatt "20 Minuten Köln" aus dem norwegischen Schibsted-Verlag ist am 11. Juli 2001 zum letzten Mal erschienen. Der BDZV wertet den Rückzug als "wichtiges Signal" gegen weitere entsprechende Vorhaben in deutschen Großstädten. Es habe sich gezeigt, dass es alles andere als leicht sei, eine neue Zeitung auf einen Markt mit einer starken Leser-Blatt-Bindung zu bringen.
Als Reaktion auf das Aus von "20 Minuten Köln" gaben die Verlage M. DuMont Schauberg und Axel Springer bekannt, dass ihre als Abwehrprodukte produzierten Gratiszeitungen "Kölner Morgen" und "Extra" ebenfalls eingestellt werden. "Damit bestätigt sich unsere Strategie der offensiven Marktabwehr durch den sofortigen Start 1999 und den Relaunch von Extra Köln' in diesem Frühjahr", sagte Mathias Döpfner, Vorstand Zeitungen der Axel Springer Verlag AG. "Wir sind aber auch weiterhin der Auffassung, dass Gratiszeitungen wettbewerbswidrig sind." Die Redaktion von "Extra Köln" soll bestehen bleiben und nach den Sommerferien voraussichtlich in Hamburg in veränderter Form eine Kaufzeitung produzieren. Günter Kamissek, Geschäftsführer im Verlag M. DuMont Schauberg, erklärte: "Jetzt haben wir den empirischen Beweis, dass die Gattung Gratiszeitung in Deutschland ökonomisch nicht machbar ist." Ob der Verlag seine Klage vor dem Bundesgerichtshof nun noch aufrecht erhalten werde, werde geprüft.
Für die 55 Mitarbeiter von "20 Minuten Köln" wird nach Angaben des Verlags ein Sozialplan erstellt. Mit dem Betriebsrat werde verhandelt. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte ein Sprecher der in Zürich ansässigen "20-Minuten"-Holding von Schibsted, dass eine Expansion in anderen europäischen Ländern als Deutschland derzeit Erfolg versprechender sei. Die Gesellschafter Schibsted, Actienbank Group und Apax hatten das Projekt mit 77 Millionen Euro (150 Millionen Mark) Wagniskapital ausgestattet. Das Geld soll laut dpa nun in anderen Ländern eingesetzt werden. Derzeit erscheint "20 Minuten" bereits in Zürich, Bern und Basel.
Schibsted hatte mit der über Anzeigen finanzierten Tageszeitung Ende 1999 den so genannten "Kölner Zeitungskrieg" ausgelöst. Der BDZV hatte immer wieder deutlich gemacht, dass redaktionelle Leistung auf Dauer nicht verschenkt werden dürfe. Das Verschenken von Zeitungen sei weder wettbewerbsrechtlich zulässig, noch vertrage es sich mit dem Artikel 5 des Grundgesetzes, der ja auch als Schutz für die bestehende Presse gedacht sei.
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