Vermeiden und Verwerten von Sonderabfällen im Focus / Sonderabfallforum des bvse in Berlin
(Berlin) - Das Vermeiden und Verwerten von Sonderabfällen beschäftigte am 18. und 19. Oktober ein hochkarätiges Fachpublikum, das der Einladung des bvse nach Berlin gefolgt war.
Auch die Sonderabfallentsorgung werde entscheidend durch die Umsetzung der TASi/AbfAblV bestimmt , erläuterte bvse-Experte Dr. Thomas Probst. Sonderabfälle würden zunehmend aus der Mitverbrennung verdrängt. Damit gewönnen Verwertungs- und Beseitigungsalternativen weiter an Gewicht. Des Weiteren führte Probst aus, dass Bestrebungen zur Konzentration bei den privatrechtlichen Sonderabfallbehandlungsanlagen, die bestehende Entsorgungsmöglichkeiten beeinträchtigen können.
Europäische Vorgaben sind entscheidend
Zu Beginn der Tagung wurden die aktuellen Rahmenbedingungen für die Sonderabfallwirtschaft in Deutschland durch das Referat von MinR Rüdiger Wagner vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit aufgezeigt. Entscheidend für die künftigen Bedingungen bei der Entsorgung von Sonderabfällen seien die europäischen Vorgaben aus der EU, so MinR Rüdiger Wagner. Die künftigen Stellgrößen in der EU seien somit die Abfallrahmenrichtlinie, die Richtlinie Gefährliche Abfälle, die AbfallverbingungV, die POP-Verordnung und REACH. Die EU-Kommission erwartet bis Dezember 2005 Vorschläge zu Begrifflichkeit im Bereich der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft, die dann direkte Auswirkungen auf die Abfallwirtschaft haben werden, so Wagner. Unter anderem werden verschiedene Verwertungsbegriffe konkretisiert sowie Überlegungen zur den Abfall- und den Produkteigenschaften vorgenommen.
Ortsnahe Verwertung in Brandenburg
Treffend hat Bernhard Remde, vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg die Situation für die Entsorgung von Sonderabfällen in Brandenburg dargelegt, In Brandenburg werde die ortsnahe Verwertung konsequent umgesetzt, so Remde. Die Verwertungsquote bei den besonders überwachungsbedürftigen Abfällen betrage, ohne die mineralische Anteile zu berücksichtigen, immerhin 55%. Die Erfolge bei der Sonderabfallverwertung beruhten dabei auf der getrennten und flächendeckenden Erfassung bei den Anfallstellen.
Sonderabfallmengen werden zurückgehen
Die in Deutschland entsorgten Sonderabfallmengen werden bis zum Jahr 2010 nur leicht zurückgehen. Gleichzeitig sei mit einem Anziehen der Entsorgungspreise zu rechnen, das den mengenbedingten Umsatzrückgang zum Teil kompensieren wird. Zu diesen Einschätzungen gelangte Holger Alwast von der Prognos GmbH. Die Menge der über Begleitscheine erfassten Sonderabfälle für das Jahr 2003 werde auf 18 Mio Tonnen und für 2010 auf 16,5 Mio Tonnen beziffert. Bei der Herstellung von Ersatzbrennstoffen aus Sonderabfällen prognostizierte Alwast einen Anstieg von 1,0 auf 1,5 Mio Tonnen.
Bisher noch ungenutzte Möglichkeiten für Sonderabfallbeseitigung wurden durch Dr. Axel Wilms, Bayer Industrie Services, aufgezeigt. Die Chemiefirma Bayer hat langjährige Erfahrung in der Entsorgung von Industrieabfällen, die jetzt auch mittelständischen Entsorger nutzen können.
Elektronische Nachweisführung auf dem Vormarsch
Auf großes Interesse bei den Praktikern stieß insbesondere die elektronische Nachweisführung. MinR Rüdiger Wagner aus dem Bundesumweltministerium kündigte mit Blick auf das vor der Bundestagsneuwahl begonnene Gesetzgebungsverfahren zur Vereinfachung der abfallrechtlichen Überwachung an, das dies nach der Konstituierung des neuen Bundestages zügig fortgesetzt werde. Von daher sei in absehbarer Zeit mit einer flächendeckenden Einführung der elektronischen Nachweisführung zu rechnen.
Auf Landesebene existieren bereits entsprechende Modellversuche, wie Berend Wilkens von der Sonderabfallgesellschaft Berlin Brandenburg (SBB) erklärte. Die Einführung des elektronischen Begleitscheinwesens hat Modellcharakter für die kommende bundesweite Umsetzung der elektronischen Nachweisführung. Dies werde auch zu entsprechenden Vereinfachung der Bürokratie im Bereich der Abfallentsorgung beitragen, zeigte sich Wilkens überzeugt
Die Teilnehmer des Sonderabfalltages konnten sich von der praktischen Handhabbarkeit des elektronischen Begleitscheinverfahrens in einer Demonstration von Theda Schröder (Lepkojus Sondermüll, ALBA Berlin) überzeugen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse)
Jörg Lacher, Leitung, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
Hohe Str. 73, 53119 Bonn
Telefon: (0228) 988490, Telefax: (0228) 9884999
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